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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Herr Eisenlohr, ob diese Firma die richtige Verbindung für Sie ist. Für eine Finanzierung großen Stils, die der Bedeutung ihrer Erfindung entspräche, sollte man besser gleich einen der großen chemischen oder elektrischen Konzerne zu gewinnen versuchen, die bereits auf verwandten Gebieten tätig sind. Ich glaube, das müßte sich wohl erreichen lassen …«
    Und nun begann Hartford Gründungspläne zu entwickeln und dabei von seinen eigenen Beziehungen zum amerikanischen Großkapital zu sprechen, daß Professor Braun öfter als einmal den Kopf schüttelte. Der Amerikaner jonglierte mit Dollarmillionen und mit New Yorker Großfirmen, als ob er souverän über sie verfügen könnte.
    Während er weitersprach, schien er sich förmlich an seinen eigenen Worten zu berauschen; dabei aber hatten die Vorschläge, die er entwickelte, durchaus Hand und Fuß.
    Wie ein von einer Inspiration Ergriffener sprach Hartford, um dann zu verstummen; als ob der Strom in ihm plötzlich versiegt wäre, schwieg er.
    »Ja, so könnte man es wohl machen« sagte Eisenlohr nachdenklich.
    »So könnte man es machen«, wiederholte Hartford eintönig.
    In sich zusammengesunken saß er da, von Gedanken bewegt und gequält, von denen seine Umgebung an diesem Tisch hier nichts wußte und um keinen Preis ahnen durfte.
    »Es wäre gewiß der richtige Weg, Herr Hartford«, nahm Eisenlohr seine eigenen Gedanken wieder auf. »Wenn man die dafür erforderlichen Verbindungen hätte.«
    Hartford riß sich zusammen.
    »Die Verbindungen habe ich, Herr Eisenlohr«, sagte er; »sobald ich wieder in den Staaten bin, werde ich die Angelegenheit in die Hand nehmen. Ein bis zwei Wochen werden Sie freilich Geduld haben müssen.«
    Eisenlohr strich sich mit der Hand über die Stirn. Mehr zu Braun als zu Hartford gewandt meinte er: »Es ist vielleicht vorteilhafter, die Verhandlungen mit Kelly and Company nicht zu überstürzen, wenn wir eine soviel bessere Möglichkeit haben.«
    Braun machte eine unschlüssige Bewegung. »Ich bin kein Finanzmann, Herr Eisenlohr. Auf dem Gebiet habe ich gar keine Erfahrung. Sie müssen die Entscheidung auf Ihre eigene Verantwortung nehmen.«
    »Sie riskieren nichts dabei«, meldete sich Hartford wieder.
    »Halten Sie Ihren Freund Spranger eine kurze Weile hin. Ich werde inzwischen schon von hier aus durch Brief und Kabel die Verbindung mit New York aufnehmen.«
    »So wird es am Ende das beste sein«, schloß sich Eisenlohr seiner Meinung an.
    Es war an der Zeit, die Tafel aufzuheben. Hartford sprach den Wunsch aus, sich zurückziehen zu dürfen. Es war ihm anzumerken, daß die Reise hierher ihn doch etwas angegriffen hatte; Eisenlohr ließ Michelmann kommen und wies ihn an, dem neuen Gast sein Zimmer zu zeigen. —
    Aufatmend ließ Hartford sich auf ein Ruhelager fallen und schloß die Augen. Dann preßte er die Hände gegen seinen Kopf, als ob er peinigende Gedanken verjagen wolle. Doch immer kamen sie wieder, diese Gedanken, die ihn vorhin überfallen hatten, als er Eisenlohr die praktische Durchführung seiner Erfindung entwickelte.
    Blitzartig war’s ihm da durch den Kopf gegangen: Wozu sprichst du, wozu erzählst du das alles? … Du wirst es ja doch nie ausführen können. Dein Leben ist verpfuscht, alle Chancen hast du verspielt … Mit einer verzweifelten Anstrengung hatte er bei Tisch die Schwäche überwunden, die ihn bei dieser Erkenntnis überfiel. Jetzt brauchte er sich nicht länger Gewalt anzutun und ließ die Gedankenflut widerstandslos auf sich eindringen.
    In wechselnden Bildern zogen die letzten sechs Monate seines Lebens an ihm vorbei. Der Streit mit dem Chef im Laboratorium von Schenektady, bis er selber plötzlich – er wußte nicht mehr ganz genau, wie es dahin gekommen war – seine sofortige Entlassung forderte.
    Mit einem Achselzucken hatte Professor Hartford sie ihm bewilligt.
    Die dunkle Stunde danach im Laboratorium. Der Scheck, den er bekam, war nur klein … Wie in einem sinnlosen Taumel hatte er ein paar der schwersten Platinschalen zu sich gesteckt, bevor er die Stätte einer jahrelangen ehrlichen Arbeit verließ
    … Das Leben verpfuscht! flog’s ihm wieder durch den Sinn, als er jetzt daran dachte.
    Schon auf der Fahrt von Schenektady nach New York hatte ihn die Tat gereut. Mit der Absicht, die Schalen sofort zurückzusenden, war er dort angekommen; er hatte es aufgeschoben, bis es zu spät war. Die Hoffnung, einen neuen Job zu finden, sank immer tiefer … bis dann ein Zufall ihn mit Bigot

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