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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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führte … Pläne, dem Versucher über den Atlantik zu folgen, alles, was er hier erfahren und gelernt hatte, dort im fremden Dienst gegen den auszuwerten, von dem es doch eigentlich stammte, und dann …
    In einem Flammenmeer hatte er plötzlich zu stehen geglaubt
    … wie ein höllisches zuckendes Feuer hatte es plötzlich seinen Körper durchströmt … tausend Gedanken, Erinnerungen, Gefühle hatten im Bruchteil einer Sekunde sein Hirn durchzuckt, und dann war plötzlich alles aus gewesen, tiefe Nacht und Bewußtlosigkeit um ihn.
    Er schloß die Augen und öffnete sie wieder, um die Bilder zu verjagen, die auf ihn eindrangen.
    Erst nach langen Stunden kam Dr. Bruck wieder zur Ruhe und verfiel bis zum hellen Morgen von neuem in einen tiefen Schlaf.
    »Wo kommen Sie her, Herr Michelmann?« fragte Hartford am nächsten Vormittag Eisenlohrs Faktotum, das mit einem Tablett in den Händen über den Flur kam.
    »Von Herrn Doktor Bruck, Herr Professor. Der Herr Doktor hat sich das Frühstück auf sein Zimmer bringen lassen, weil er sich von gestern noch etwas angegriffen fühlt.«
    »Aber sonst ist er doch wieder wohlauf?«
    »Jawohl, Herr Professor. Er ist angezogen und sitzt am Tisch.«
    Percy Hartford klopfte bei Bruck an und trat ein. Während er dem Doktor gegenüber Platz nahm, beobachtete er ihn aufmerksam und mußte eine Veränderung an ihm feststellen, ohne sich über deren Art recht klarwerden zu können. Vorsichtig brachte er die Unterhaltung auf ihre früheren Verabredungen, sprach von Zukunftsplänen und wurde um so lebhafter, je teilnahmsloser Bruck ihn anhörte. In lockenden Farben malte er ihm die künftige Zusammenarbeit in Schenektady aus. Enttäuscht ließ er endlich davon ab, als auch das nicht verfing.
    »Ich sehe, Herr Doktor«, sagte er bedauernd, »daß Sie noch etwas leidend sind, wir wollen später davon sprechen.« Er machte Miene, sich zu erheben, als Bruck den Mund öffnete.
    »Bleiben Sie bitte, Herr Professor! Wir können gleich darüber sprechen.«
    Hartford sah ihn erwartungsvoll an. Bruck fuhr fort: »Ich darf nicht von hier fortgehen, Herr Professor. Ich habe gegen Eisenlohr gefehlt, ich muß versuchen, es wiedergutzumachen.«
    Der Amerikaner warf ihm einen verwunderten Blick zu und begann ernstlich an dem Geisteszustand Brucks zu zweifeln, als der weitersprach:
    »Undankbar und untreu habe ich gehandelt! In der letzten Nacht ist es mir klargeworden. Ich war verblendet! Falscher Ehrgeiz, Sucht nach Reichtum, Neid auf einen andern, der viel mehr weiß und kann als ich, haben mich verführt …« Bruck schlug, während er sprach, die Hände vors Gesicht. »Oh, mein Gott, wohin wäre ich gekommen, wenn nicht – der Unfall gestern, der Schlag … Ich bin dicht am Tode vorbeigegangen, Herr Professor. Es ist ein Wunder, daß ich noch am Leben bin … Einen Unfall mögen Sie es nennen – ich denke anders darüber. Ich sehe einen Wink des Schicksals darin, das mich im letzten Augenblick vom Abgrund zurückriß!«
    Hartford saß da, ohne ein Wort zu sprechen. Bruck ließ die Hände wieder sinken und blickte an dem Amerikaner vorbei ins Leere.
    »Verblendung war alles! Unrecht! Torheit!« Er griff in seine Tasche, riß die Wechsel Bigots heraus und sprach weiter:
    »Auch das muß fort! Sündenlohn für den ersten Verrat!« Mit jähem Ruck zerfetzte er die Wechsel, warf die zerrissenen Papiere vor sich auf den Tisch, sank, wie von einer Last befreit, in den Stuhl zurück.
    Mit Staunen zuerst, mit steigender Besorgnis danach hatte Hartford das Treiben Brucks beobachtet. Immer klarer wurde es ihm, daß er es mit einem Menschen zu tun hatte, der aufs schwerste erschüttert und wahrscheinlich immer noch krank war.
    Aber diese geistige Wandlung, die er bei Bruck feststellen mußte, erweckte Befürchtungen in ihm. Wenn der Doktor in solcher Stimmung zu Eisenlohr ging und dort in der gleichen Weise weitersprach, dann mußte auch die zweifelhafte Rolle, die er, Hartford, dabei gespielt hatte, bald zutage kommen, dann war es mit seinem Aufenthalt hier auf der Eulenburg vielleicht noch viel schneller vorbei, als er es so schon fürchten mußte.
    Vorsichtig suchte er nach ein paar Worten, um den Erregten zu beruhigen und veranlaßte ihn, sich niederzulegen. Sorgfältig breitete er eine Decke über ihn aus und wartete, bis Bruck die Augen wieder schloß. Geräuschlos verließ er danach den Raum und kehrte in sein eigenes Zimmer zurück. —
    »Schreiben Sie’s mir lieber auf, Herr Doktor, damit ich nichts

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