Lebensversicherung (German Edition)
Teil dieses kranken Hirns, wie Sie es
nennen.
Dr. Zacharias sagte dies ganz ruhig. Teeman blickte auf.
Joseph nickte. Der Ring! Ja, er erinnerte sich.
Wie viele hatten hier schon gesessen? Ich bin jedenfalls
nicht der Erste!
Joseph dachte jetzt ganz klar.
- Und wer nicht mitmacht?
- Nun, Joe, es gibt gelegentlich Unvereinbarkeiten. Ein
plötzlicher Tod -
Unsere eigenen Leute bewahren wir natürlich, sie wissen, Ihre
Dateien helfen uns. Warum nicht?
Dr. Teeman hatte sich in seinen Sessel zurückgezogen. Für ihn
schien das Gespräch beendet.
Joseph wollte nur noch Zeit gewinnen. Er saß da und nickte
vor sich hin.
- Sie haben recht. Warum nicht? Mein Vater – darf ich mit ihm
spreche? Geben Sie mir Zeit?
- Selbstverständlich, Dr. Banks. Grüßen Sie Ihren Vater.
Joseph hatte das Büro verlassen. Ein Teil der Bücherwand
rückte zur Seite.
- Nun, Dr. Roesen?
Zacharias wusste die Antwort. Der Psychiater schüttelte den
Kopf.
Als Joseph in sein Labor zurückkehrte, war er allein. Er
wollte seine Frau anrufen. Aber was sollte er ihr sagen? Sie würde ihm nur vorhalten,
dass er zu viel arbeite. Sie würde ihm nicht glauben. Wie sollte er ihr auch
alles am Telefon erklären?
Joseph war sich sicher, er würde das Wissen um diesen
Jahrhunderte alten Betrug an der Menschheit nie ertragen können. Er musste
aussteigen.
Würden sie ihn lassen? Sollte er so tun als ob? Heucheln?
Sicherlich, sie würden ihn überwachen, vielleicht später
akzeptieren.
Hatte er zu viel gesagt?
Gab es überhaupt noch einen Weg zurück?
Ihm wurde heiß und er hatte Durst.
Von Berg öffnete die Tür.
- Sie sehen nicht gut aus, alter Junge. Ärger mit Ihrer Frau?
Geht mir genauso. Will mich mehr zu Hause sehen. Was macht die Arbeit? Kaffee?
In Gedanken nahm Joseph den Kaffee. Was meine Arbeit macht,
fragt der.
Bitter das Zeug.
Ab morgen keinen mehr.
Von Berg nahm ihm den Becher aus der Hand und zerknüllte ihn
in seiner Tasche.
10.
Präsident Will Clayton würde seine Amtsgeschäfte wieder
aufnehmen. Seine Entlassung aus dem Krankenhaus stand unmittelbar bevor.
Die Rekonvaleszenz war schnell und gut verlaufen. Ohne
Komplikationen.
Er hatte Glück gehabt, und er dankte Gott dafür. Clayton war
religiös. Seine vom Leben in den Südstaaten geprägte Erziehung basierte auf dem
rechten Glauben an Jesus Christus und die unerschütterliche Wahrheit der Bibel.
Er hatte nie daran gezweifelt, dass sein Gott das Schicksal der Menschen lenken
würde.
Bis Dr. Roesen ihn besuchte.
Dr. Roesen hatte sich nach seinem Befinden erkundigt und ihn
nach seinen Plänen für die Zukunft befragt. Dr. Roesen war dem Präsidenten
immer sehr nahe gewesen. Er war Claytons Psychiater.
Clayton konnte mit Roesen über alles sprechen. Er vertraute
ihm.
Dr. Roesen erzählte ihm von seinem neuen Herzen und von wem
er es bekommen hatte. Er erklärte ihm, wie und warum man Delinquenten für den
Fall der Fälle präparierte. Er sprach über die Praxis in den Todestrakten und
die Notwendigkeit, potentielle Spender über Jahre vorrätig zu halten angesichts
der Risiken einer Organtransplantation. Und er nannte die Manipulation ihrer
Körper eine notwendige Lebensversicherung für die führenden Köpfe des Landes.
Roesen hatte ihn eingeweiht.
Clayton war fassungslos gewesen. Zuerst wollte er sich
weigern zu glauben, was er hörte. Er wollte das, was Roesen ihm sagte, nicht
zur Kenntnis nehmen. Unfähig zu sprechen, angesichts der Ungeheuerlichkeit des
Offenbarten, schwieg er.
Doch Roesen verstand seine Arbeit. Er hatte gelernt zu
überzeugen. Und er wusste sich Zugang in die Gedankenwelt Claytons zu
verschaffen, der sich der Faszination der ungeheuerlichen Logik der
Argumentation nicht erwehren konnte. Er hörte zu.
- Schon früher wussten unsere Altvorderen, Einfluss zu
nehmen. Nie konnten wir zulassen, dass Uneingeweihte, nicht unserem Kreis
Zugehörige, unsere Arbeit störten. Die Kirche half uns und schaffte die
Inquisition. Jahrzehntelang hatten wir Ruhe. Aufklärung und Wissenschaft
brachten wir auf die Scheiterhaufen. Damals Hexenverbrennung, später
Bücherverbrennung.
Warum haben wir wohl das Volk ungebildet gehalten? Wir hatten
Latein als unsere Sprache. Das Aufgeschriebene war für uns bestimmt, nicht für
das Volk. Dann kam dieser Luther. Er übersetzte die Bibel und nahm ihr den
Zauber.
Protestanten! Na, wir lernten schnell, deren Konservatismus für
uns zu nutzen.
Besonders nachdem wir in
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