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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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nun wenig Lust hatte, einen Schluck Rotwein zu genießen.
    Was sollte sie tun? Hier war guter Rat teuer. Den Notruf mal wieder? Zwecklos. Wenn diese verdammte Polizeistation auch nur einmal besetzt gewesen wäre, dann säße sie hier jetzt so nicht. Sie, Gerda Schickle, die schon ein schlechtes Gewissen bekam, wenn sie mit der Kehrwoche hinterher war, jetzt hier im Fernsehen, mit Bild, zur Fahndung! Das war schon mehr als » XY -ungelöst«, das war direkter Rufmord. Wie sollte sie denn morgen früh den Kolleginnen und Kollegen gegenübertreten? Tut mir leid, die Umtopfaktion hat sich dann doch ausgeweitet? Wurde ein kleines Feuergefecht draus …
    Vor allem, wieso saß sie hier zwar nicht gerade seelenruhig, aber doch zu Hause, und im Fernsehen lief die Fahndung? Es war ja jetzt nicht so, dass sie sich besonders darum bemüht hätte, zu fliehen! Außerdem stand sie zu ihren Taten, und einer Anzeige dieses Einzelhandelsdeppen sah sie völlig gelassen entgegen. Das wollte sie dann erst einmal sehen, wie der das vor Gericht dann darstellte! Mitten im Entwurf ihrer Verteidigung vor Gericht klingelte das Telefon. Um die Zeit, dachte Gerda noch, dann fiel ihr die Fahndung wieder ein. Klar.
    »Schickle«, meldete sie sich. »Ach du, Hermine! – Ja, Mensch, stell dir vor, und bewaffnet auch noch! – Weißt du was, ich komm gleich mal rüber! – Ach was, Besuch, so schnell und so spät noch? – Ja, schade, dann vielleicht ein anderes Mal, gell, Hermine, dank dir, wirklich, man merkt halt erst in der Not, was eine Freundschaft taugt, gell! Und tschüss!«
    Gerda knallte den Hörer auf die Basisstation und schüttelte den Kopf. Diese Hermine, anrufen schon, aber dann nur wissen wollen. Kein Wort von wegen »Wie geht es dir« oder »Ich kann das gar nicht glauben«. Nichts. Als ob es immer schon die Möglichkeit gegeben hätte, dass eine Gerda Schickle auf die schiefe Bahn geriet und bewaffnet durch die Gegend spazierte. Unglaublich.
    Unglaublich, das dachte auch Frieder Kötzle, als er den Facebook-Eintrag seines Enkels Moritz sah. So, damit hatten die Herren Polizisten was zu beißen! Dass er selbst und Alfred die Ursache dieser verunglückten Ermittlung geliefert hatten, das ließ er unerwähnt. Ihm ging es nun eher darum, die Polizei an den Pranger zu stellen, eine Polizei, die nicht in der Lage war, innerhalb eines überschaubaren Zeitraums festzustellen, um was für Knochen es sich hier nun handelte.
    Frieder setzte sich zu den Feiernden und ließ sich noch ein Bierchen einschenken. Diese Sache im Internet würde auch ohne ihn laufen. Mal sehen, wann die ersten Ergebnisse der Spurensicherung auftauchen würden. Dieser Kommissar Knöpfle machte wohl auch eher einen gemütlichen Feierabend, als sich hier ermittelnd die Beine in den Leib zu stehen.
    Das konnte man zwar so sagen, stimmen tat das aber auf keinen Fall. Kommissar Knöpfle war weit entfernt von einem Feierabend, der ja, wie wir wissen, zu Hause sowieso nicht viel Freudiges für ihn in Aussicht hatte. Im Augenblick sah er sich einer höchst erregten Frau Bremer gegenüber, die bei der Nachstellung der Tat die Möglichkeit beim Schopf ergriffen hatte und den beiden Polizisten nun mit der geladenen Schrotflinte gegenübersaß. Eine blöde Situation, dachte Knöpfle, vor allem wenn sie publik wurde.
    »Frau Bremer, tun Sie langsam«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Es reicht doch nun wirklich, dass die Elfriede Schuckerle tot ist.«
    Hans Bremer stand im Hintergrund und hatte nicht mehr die Nerven, diese Situation auch nur im Entferntesten in den Griff zu bekommen. Stattdessen dachte er an den relativ wertvollen Perserteppich, auf dem die Herren Kommissare standen, und dass ein Blutfleck von dem Ausmaß, wie ihn Elfriede produziert hatte, hochgerechnet auf zwei Personen, diesen Teppich endgültig ruinieren würde. Und das musste ja nicht sein.
    Halbherzig startete er noch einen Versuch: »Luise, I denk, es langt!«, ohne dass es die Situation maßgeblich verändert hätte.
    Schirmer schüttelte den Kopf. Er war derjenige, der die Sache am leichtesten nahm, dem es egal war, einer mordenden Bürgermeistersgattin gegenüberzustehen, die eine geladene Schrotflinte auf ihn richtete.
    War es Blödheit oder Berufserfahrung, überlegte Knöpfle noch, als plötzlich ein Jenseits-Schrei aus Schirmer hervorbrach.
    »Des Gwehr nonder!«, brüllte Schirmer mit einem Organ, das man ihm so auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte, und selbst die beiden Streifenpolizisten

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