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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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der Beschuldigungen letztendlich haltbar war. Auch der Vorwurf der Körperverletzung stand auf ganz wackeligen Füßen. Sie hatten eine Aussage der Angestellten Glauber, dass zwar vonseiten Schickle eine Tätlichkeit begangen worden war, diese aber von Herrn Millreiner wenigstens provoziert, wenn nicht durch eine eigene Tätlichkeit hervorgerufen worden sei. Dies war im Trubel der Ermittlungen wohl übersehen worden. Schleck würde sich die zuständigen Herren bei Gelegenheit noch zu Gemüte führen.
    Aber im Augenblick war er es, der die Sache auszubaden hatte. Er hatte schon einen Trupp losgeschickt, der in der durchsuchten Wohnung Schickle alles wieder picobello auf Vordermann bringen sollte, vor allem die eingetretene Wohnungstür, und auch Gerda Schickle war bereits wieder auf freiem Fuß.
    »Frau Schickle«, hatte er gebührend zerknirscht zu ihr gesagt, »wir müssen uns in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß nicht, wie das diesen Weg gehen konnte, und warum Entwicklungen so gelaufen sind, wie sie gelaufen sind. Ich kann nur sagen, ich persönlich und die Beutlinger Polizei bedauern diesen Vorfall außerordentlich.« Dabei hatte er ihr gesprächserfahren in die Augen gesehen – und darin ein wenig Häme, aber auch Erleichterung entdeckt. »Wir werden Sie natürlich heimfahren. Der Kollege Bürzle wird sich Ihrer annehmen. Gute Heimfahrt!«
    Möglichst schnell heim, das wollte auch der neue Bettnachbar von Pfarrer Leonhard, Geschäftsinhaber Millreiner, aber davon war er noch meilenweit entfernt. Sein Problem lag sozusagen mittschiffs und war schwer havariert, oder, wollte man es anders schildern, ein Torpedo hatte in Form von Frau Schickles Knie den Munitionsraum voll getroffen. Pfarrer Leonhard konnte fast nicht glauben, was ihm der Einzelhändler erzählt hatte. Er glaubte, nach guter alter Pfarrersart, grundsätzlich sowieso nur die Hälfte. Die Gerda Schickle als Täterin in einem Raubüberfall, das konnte nicht angehen. Und doch war er sich inzwischen nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Schwester Wenke nach ihrer Schicht mit dem Schlüssel zu ihr zu schicken.
    Erst hatte Pfarrer Leonhard noch gedacht, dem haben sie aber eine große Hose angezogen. Dann hatte ihm Herr Millreiner sein Problem geschildert und erklärt, dort unten sei alles verbunden und – wie er selbst sagte – überbaut. So sah es auch aus, konnte Pfarrer Leonhard nur bestätigen, denn über dem getroffenen Organ erhob sich eine Verbandskonstruktion, die beinahe bis zum Haltegriff des Bettgestells reichte.
    Nun war Pfarrer Leonhard im Unterschied zu vielen seiner Kollegen, die in ihrem Beruf genug zu hören und zu sehen bekamen, auch privat ein neugieriger Mensch. Er hatte sich die Konstruktion angesehen, überlegt, und dann lag ihm die Frage auf der Zunge und – rutschte prompt auch raus: »Und, ich meine, wie lassen Sie’s nun laufen, ich meine, wie werden Sie’s los?«
    Millreiner stöhnte kurz und erklärte dann, dass da unten eine Leitung sei, eben angedockt, über die würde er …
    Aha, dachte der Pfarrer, das tat bestimmt nicht wenig weh, aber danach wollte er jetzt nicht auch noch fragen. Viel lieber wollte er hier raus, in die normale Welt, ohne Konstruktionen, die sich an Orten befanden, an denen eigentlich keine Konstruktionen sein sollten. Und vor allem wollte er endlich den Toten in seiner Kirche melden. Er musste zugeben, er war ein bisschen verwirrt.
    Das war Frieder Kötzle inzwischen auch. Die Sache mit dem Facebook war wohl ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Und das war noch eine dezente Beschreibung der Situation. Es war ihm nicht klar gewesen, was Internet und Facebook bedeuten konnten.
    Sein Enkel Moritz war von seiner Tochter längst abgeholt worden, die Besucher gegangen, auch die Spurensicherung war abgerückt. Dafür kam da jetzt etwas den Berg herauf und auf ihn zu, was er nicht erwartet hatte. Eine Art moderner Fackelzug, illuminiert von Hunderten von Handys.
    Über Facebook informiert über den spektakulären Knochenfund am Georgenberg, hatte sich die Szene – so nannte man das wohl heute – auf den Weg gemacht. Von den nahen Beutlinger Plätzen, ebenjenen, die Willi Schirmer ins Visier nehmen wollte, Parkplätze an Supermärkten und Tankstellen, waren sie losgezogen. Und jetzt? Party am Knochenfundort? Was sollte er tun? Die Polizei rufen? Die war eben erst abgerückt, und so, wie er Kommissar Knöpfle kannte, saß der längst zu Hause in seinem Sessel und sah sich die

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