lebt gefaehrlich
wieder. Und Dr. Belleaux' Anschrift habe ich hier in meiner Handtasche. Er steht bei der türkischen Regierung in hohem Ansehen.«
»Sprechen Sie von Dr. Guilleaume Belleaux?« fragte Colin überrascht.
»Ja. Kennen Sie ihn?«
»Nur vom Hörensagen. Er ist ein bekannter Mann.«
»Mir ist er jedenfalls fremd. Aber immerhin könnte er für mich bei der türkischen Polizei gutstehen. Natürlich dürfen wir der Polizei nichts von Magda erzählen, aber um so mehr von Ihrem Jeep. Der hat schließlich eine Autonummer und einen Zulassungsschein. Und die beiden Männer, die ihn gestohlen haben, kann ich der Polizei haargenau beschreiben. Vielleicht gelingt es dann der Polizei, den Jeep und die Männer bis morgen früh zu finden, und ich wüßte ungefähr, wo ich Magda suchen muß.«
»Also gehen wir«, sagte Colin. »Der Lieferwagen steht in der anderen Garage. Ich fahre ihn raus, und wir können Henry hinein verfrachten.« Er verschwand durch die Bürotür.
Mrs. Pollifax hörte ihn den Motor starten und das Garagentor öffnen. Dann schob sich der Wagen in den Hof.
»Ich schalte die Scheinwerfer lieber aus«, sagte Colin und betätigte einen Hebel. Das Mondlicht war jetzt die einzige Beleuchtung. »Sie nehmen die Füße - ich packe ihn bei den Schultern.«
Langsam trugen sie Henry zu dem Wagen und betteten ihn hinein.
Das erwies sich als ungemein schwierige Aufgabe, denn die Hintertüren des Lieferwagens waren zugeschweißt worden, um Laderaum zu gewinnen, wie Colin erklärte. Sie mußten Henry also in das Führerhaus des Wagens stemmen. Dann gelang es ihnen nicht, ihn zwischen den Sitzen hochzuheben. In verrenkter Stellung blieb er dazwischen liegen. Er sah aus wie ein Betrunkener.
»Hoffentlich nimmt uns Henry die Behandlung nicht übel«, meinte Mrs. Pollifax.
»Ich nehme an, daß er ebenfalls ein Spion war«, sagte Colin.
»Vermutlich«, seufzte Mrs. Pollifax. »Obwohl er hier nichts weiter zu tun hatte, als auf mich aufzupassen. Ach, hätte ich ihn doch nur warnen können!«
Der Wagen holperte in die schmale Straße. »Sie sagten. Sie hätten Dr. Belleaux' Anschrift?« fragte Colin.
Der Zettel lag zwischen anderen Notizen in ihrer Handtasche. Sie zog ihn hervor und übergab ihn Colin. »Die untere Adresse ist die Wohnung«, erklärte sie.
Er las die Anschrift, wiederholte sie mehrmals, bis er sie auswendig wußte, und gab Mrs. Pollifax den Zettel zurück. »Das liegt im Taksim-Bezirk. Um diese Zeit werden wir rasch dort sein. Ich kenne die Straße. Sehr elegant.« Flüchtig schaute er zu Henry hinab. »Haben Sie ihn gut gekannt?«
»Nein. Er wurde mir knapp vor Abflug meiner Maschine in Washington vorgestellt. Aber in London hat er mir zugezwinkert, und er hat auch zu den Männern gehört, die meine Sitznachbarin mit den Augen verschlangen - ach ja, das war ja Ihre Schwester«, entsann sie sich überrascht.
»Mia hat ihm sicher gefallen«, sagte Colin. Und das war die ganze Grabrede, die sie Henry halten konnten.
Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während der Wagen durch die dunklen Straßen rollte. Sicher dachte Colin an den Jeep seines Onkels - eine neue Katastrophe für ihn, überlegte Mrs. Pollifax.
Sie selbst war bemüht, nicht daran zu denken, was im Augenblick mit Magda geschehen konnte oder was bereits mit Henry geschehen war. Bestimmt hatte sie, Mrs. Pollifax, den Mörder gestört, als sie im Hotel Itep in Henrys Zimmer gekommen war, um Henry zu warnen. Sie erinnerte sich an die Vorhänge vor dem Fenster. Wie sie sich gebauscht hatten.
Wahrscheinlich war der tote Henry hinter diesen Vorhängen gelegen.
Und es stand fest, daß auch Stefan sich hinter den Vorhängen versteckt gehalten und zugehört hatte, wie sie nach Henry rief. Und dann hatte sie die Mörder direkt zu Magda geführt. Wäre ich nur nicht in Henrys Zimmer gegangen, dachte sie bekümmert. Mr. Carstairs hat mich davor gewarnt, mit ihm in Verbindung zu treten. Nein, er hat es mir sogar ausdrücklich verboten. Wie konnte ich das nur vergessen? Eine Unachtsamkeit, und schon habe ich Magda verraten. Und ihr Auftrag war Magda gewesen, nicht Henry. Jetzt, hinterher, hatte sie die raffiniertesten Einfälle: Sie hätte den Sohn des Direktors mit dem Reiseführer und einer Nachricht auf Zimmer 214 schicken sollen. Oder sie hätte ihm eine anonyme Warnung unter die Tür schieben und davonlaufen können. Aber nein - sie hatte in sein Zimmer gehen und ihn beim Namen rufen müssen. Und jetzt wußten seine Feinde, daß Emily Pollifax nicht die harmlose
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