lebt gefaehrlich
Fähren selten.«
»Jetzt stehe ich auf der Fahndungsliste«, stellte Mrs. Pollifax überrascht fest.
Colin grinste. »Überlegen Sie mal, was Sie alles auf dem Kerbholz haben, Mrs. Pollifax. Die Polizei hat Ihren Paß beschlagnahmt und wird Sie suchen. Stefan und Otto werden Sie suchen. Man wird Sie wegen bewaffneten Überfalls verhaften wollen - von Menschenraub ganz zu schweigen. Und haben Sie bemerkt, was für einen ungewöhnlichen Fahrgast wir bei uns haben? Im Augenblick weiß ich wirklich nicht, was für eine Erklärung wir abgeben sollen für einen toten Mann mit einem Loch in der Brust und für eine bewußtlose Frau.«
Mrs. Pollifax sah ihn scharf an. »Colin«, sagte sie vorwurfsvoll, »Ihnen hat es Spaß gemacht!«
»Du liebe Zeit, es war gräßlich!« antwortete er. »Aber es freut mich, daß ich noch lebe. Übrigens«, setzte er hinzu, »Sie sollten Henry verstecken, bevor wir zur Fähre kommen.«
Mrs. Pollifax gab ihm recht. Während der Wagen durch die Straßen brauste, zerrte sie Henry in den dunkelsten Winkel des Wagens.
An der Anlegestelle Kabatas hatten sie Glück. Eine Fähre machte eben zum Ablegen fertig. Schwungvoll fuhr Colin den Lieferwagen auf die Fähre. Ihnen folgte nur noch ein einziger Wagen. Dann senkten sich bereits die Schranken.
»Drücken Sie den Daumen, daß wir am anderen Ufer nicht erwartet werden«, sagte Colin.
Während der Überfahrt über den Bosporus versuchten sie, in höchster Eile etwas Ordnung im Laderaum des Wagens zu schaffen, der sehr behelfsmäßig als Behausung eingerichtet war. Unter Colins Anleitung stellten sie eine windschiefe alte Militärpritsche auf und legten die immer noch bewußtlose Magda darauf und breiteten eine Decke über sie. Henry rollten sie unter das einzige eingebaute Möbel, nämlich eine hohe Werkbank. Colin erläuterte, daß die Werkbank zum Entwickeln der Fotos, als Untersatz für den Spirituskocher und, in Notfällen, sogar als Bett verwendet wurde.
»Ob die Leute bei Dr. Belleaux den Wagen so deutlich gesehen haben, daß sie ihn beschreiben können?« fragte Mrs. Pollifax und deckte Henry ebenfalls zu.
»Vom Fenster aus konnte jeder den Umriß erkennen. Aber Farbe und Wagennummer nicht. Dazu war es zu finster. Die nächste Laterne stand ein gutes Stück weiter straßenabwärts. Aber natürlich genügt eine Anfrage bei der Polizei nach den Wagen der Firma Ramsey, und sofort liegen Beschreibung und Wagennummer vor. Es gibt den Jeep, diesen Lieferwagen und dann noch den zweiten, mit dem Onkel Hu zur Zeit in Erzurum ist. Glauben Sie, Stefan hat gehört, daß Magda unbedingt nach Yozgat will?«
Mrs. Pollifax antwortete: »Vermutlich.« Sie seufzte. »So ein Pech, daß Magda nicht bei Bewußtsein ist und uns nichts Näheres sagen kann. Ich hatte den Auftrag, sie so rasch wie möglich aus der Türkei zu holen und ihr Leben um jeden Preis zu retten. Die Sache mit Yozgat gefällt mir gar nicht. Jetzt habe ich Magda endlich aufgestöbert, und es wäre verhältnismäßig leicht, sie in ein Flugzeug zu setzen. Aber Yozgat...« Besorgt schüttelte sie den Kopf. »Dabei weiß ich nicht mal, wo das liegt.«
»Ich kann Sie ohne weiteres dort absetzen«, sagte Colin. »Ich habe nämlich inzwischen auch nachgedacht. Nach Istanbul kann ich erst zurück, wenn die Aufregung abgeklungen ist. Deshalb halte ich es für das klügste, wenn ich jetzt Onkel Hu zu finden versuche. Er ist der einzige, der alles bereinigen kann - zumindest für mich. Und er sollte morgen früh von Erzurum abreisen.«
»Colin...«
Er lächelte. »Ich weiß, ich weiß. Sie haben Bedenken, mich zum Mitschuldigen zu machen. Aber was soll ich tun? Ich bin eben ein ritterlicher Mensch.«
»Das finde ich zwar reizend, aber Sie sind mir gegenüber von einer Gutgläubigkeit, die mich beunruhigt«, sagte Mrs. Pollifax nachdenklich.
»Dumm, wie?« sagte er lächelnd. »Erklären kann ich es nicht. Nennen Sie es Ahnung oder Instinkt. Oder betrachten wir es andersrum: Wie könnte ich denn plötzlich aussteigen, ohne zu wissen, wie das Abenteuer ausgehen wird? Und ist Ihnen klar, daß ich heute abend zum erstenmal im Leben mit Erfolg bestanden habe? Ein berauschendes Gefühl, kann ich Ihnen verraten. Übrigens, Ihren Freund finde ich nicht übermäßig angenehm. Dr. Belleaux, meine ich.«
»Ich kann auch nicht viel Gutes über ihn sagen«, beteuerte Mrs. Pollifax. »Ich glaube, Mr. Carstairs wäre ebenfalls sehr von dieser Wendung überrascht.«
»Wer?«
»Mr. Carstairs ist der Herr, der - nun ja -
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