lebt gefaehrlich
dafür, daß die drei Männer möglichst lange aufgehalten werden. Viel kann ich natürlich nicht versprechen, aber vielleicht hilft es doch ein wenig«, sagte sie. »Allaha ismarladik, Colin Ramsey.«
»Nicht für lange, Sabahat«, sagte er und hielt ihre Hand fest. »Sie wissen genau, daß ich wiederkomme. Wie kann ich Ihnen inzwischen danken?«
Sie hatte beim Lachen reizende Grübchen in den Wangen. »Meine Freunde haben sich schon immer gewünscht, einen Gelehrten vom Rang eines Dr. Belleaux kennenzulernen. Die brauchen keine langen Erklärungen. Für sie ist dieser Tag ein Volksfest, und auch ich habe Ihnen zu danken.«
»Dann sind wir also quitt.« Er gab ihre Hand frei und rief: »Okay, Onkel Hu, fahren wir!«
Als der Lastwagen losraste, fragte Mrs. Pollifax: »Nannten Sie diesen Mann Onkel Hu?«
»Es hat sich einiges ereignet«, sagte Colin bescheiden. »Ja, das ist Onkel Hu. Er hat unseretwegen bereits eine Nacht im Gefängnis verbracht, und da mußte ich ihn doch wenigstens mithelfen lassen. Das war ich ihm schuldig, fand ich. Das ist der Laster, mit dem er immer fährt. Onkel Hu war eben auf der Rückreise von Erzurum. Der Mann neben ihm ist ein Zigeuner namens Sebastian. Ich habe ihn aufgegabelt, bevor ich Onkel Hu in die Arme lief. Er hat einen Tanzbären und ist hinter den übrigen Zigeunern zurückgeblieben, um auf Magda zu warten.«
Mrs. Pollifax sah ihn erstaunt an. »Colin, Sie sind ein bemerkenswerter junger Mann.«
Er erwiderte ihren Blick, machte ein verblüfftes Gesicht und begann dann langsam zu lächeln. »Ja«, sagte er, als hätte er soeben eine umwerfende Entdeckung gemacht. »Ja, das glaube ich auch.«
Ihre überstürzte Flucht aus Yozgat wurde von Sebastian unterbrochen, der sie leicht verzweifelt daran erinnerte, daß er sein Pferd, seinen Hund, seinen Wohnwagen und seinen Tanzbär abholen müsse. Colin kroch nach vom und führte ein kompliziertes Gespräch mit ihm. Als Dolmetsch fungierte Onkel Hu. Schließlich kroch Colin wieder zurück und meldete, daß Sebastian sich nicht umstimmen ließe. Ohne seine Menagerie wolle er nicht weiterfahren. Sie hielten an der Stelle neben der Straße an, wo der Zigeuner kampierte.
Sebastian sah sich Onkel Hus Landkarte an und malte dann in die Mitte der Straße zwischen Yozgat und Kayseri ein Kreuz.
»Er sagt, daß die Zigeuner ungefähr hier wären. Sie hätten ihr Lager in Sichtweite der Straße aufgeschlagen, weil sie ihn erwarteten«, sagte Onkel Hu.
»Wann wird er nachkommen?«
»Er hofft, uns im Morgengrauen einzuholen.«
Sie dankten Sebastian überschwenglich für seine Hilfe. Mrs. Pollifax gab ihm von dem Geld, das sie mit Sicherheitsnadeln in ihren weiten Hosen befestigt hatte. Dann ging es in mörderischem Tempo in südlicher Richtung weiter.
Colin legte einen Verband um Sandors blutende Handgelenke.
»Onkel Hu fährt immer so verrückt«, erklärte er. »Er will noch eine möglichst weite Strecke bei Tageslicht zurücklegen. Sie können sich nicht vorstellen, wie finster es hier oben auf dem Plateau wird.«
»Keine Straßenbeleuchtung«, bemerkte Mrs. Pollifax tiefsinnig.
»Wie spät ist es jetzt?«
»Fast acht Uhr. In einer Stunde ist es dunkel. So«, sagte er, knüpfte den letzten Knoten an Sandors Bandage und wandte sich an Mrs. Pollifax. »Geben Sie mir jetzt Ihre Handgelenke. Hoffentlich haben Sie sich vor kurzem gegen Tetanus impfen lassen.«
»Sollen Sie sich nicht lieber zuerst um Magda kümmern?«
Er lachte kurz auf. »Der geht es besser als Ihnen. Sie ist bewußtlos. Und ihre Gelenke sind nicht ganz so zerschunden. Sicher wurden ihr die Fesseln abgenommen, ehe man sie betäubte.« Er sah Mrs. Pollifax ernst an und sagte: »Übrigens ist es wohl an der Zeit, daß ich mich erkundige, wieviel Dr. Belleaux erfahren hat.«
Mrs. Pollifax seufzte. »Fast alles.«
»Allmächtiger!«
»Diesmal haben sie Magda ein besonderes Medikament injiziert. Zuerst haben sie versucht, sie ohne Droge zum Reden zu bringen, aber damit hatten sie kein Glück.« Sie sah Sandor an und sagte: »Jetzt wissen also auch Sie, wer sie ist.«
Er schlug die Augen nieder. »Evet.«
»Aber weiß Dr. Belleaux auch von den Zigeunern?« fragte Colin.
Mrs. Pollifax nickte.
Er war ganz verstört. »So ein verdammtes Pech! Damit weiß er natürlich genau, wohin wir fahren, oder wird es in Kürze wissen. In Yozgat kann ihm jeder sagen, daß die Zigeuner nach dem Süden gezogen sind.«
Mrs. Pollifax fand jede Antwort überflüssig. Zuerst hatte die frische Luft sie belebt,
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