Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Söldnercaptain zuckte die Achseln. »Es war nicht direkt ein Auftrag«, wiegelte er ab. »Eher eine Vereinbarung unter Gentlemen. Aber ich weiß ja, wo ich ihn finde.«
»Das glaube ich Ihnen gern«, pflichtete Shan fröhlich bei. »An dieser Stelle sollte ich vielleicht hinzufügen, dass auch die Daxflan über beachtliche Feuerkraft verfügt. Und der Captain gilt als sicherer Schütze.«
Der Söldner neigte den Kopf. »Wie viel zahlen Sie, wenn ich ihn für Sie eliminiere?«
»Verschwinden Sie von hier!«, schnauzte der Captain mit harter, eiskalter Stimme. »Wir haben Ihr Schiff gescannt, und die Daten werden via Pin-Beam an den Obersten Verband der intergalaktischen Handelskommissionen gesendet. Ich rate Ihnen dringend, sich ein anderes Betätigungsfeld zu suchen.«
Der Söldnercaptain blickte über seine Schulter. »Sag Jury und Sal, sie sollen abhauen. Wir ziehen auch Leine, wenn der Captain uns lässt.«
Das Schiff erreichte den Absprungpunkt und verschwand in einem Lichtblitz. Priscillas Instrumente zeigten an, dass sich rings um die Dutiful Passage in einem Umkreis von mehreren Lichtminuten nur leerer Weltraum befand. Shan yos’Galan, der immer noch neben ihr auf dem Kopilotensitz saß, holte tief Luft und rief dann in eiskaltem Ton: »Zweiter Maat!«
Nach kurzem Zögern meldete sich Janice, die direkt hinter ihnen stand.
»Captain?«
»Ich erwarte Sie gleich zu Anfang der nächsten Schicht in meinem Büro. Bringen Sie eine Kopie Ihres Arbeitsvertrags mit. Bis dahin ziehen Sie sich in Ihre Kabine zurück und bleiben dort. Wegtreten!«
Priscilla hielt den Atem an, als sie merkte, wie schockiert der Zweite Maat war. Im ersten Moment fragte sie sich, wer von ihnen beiden wohl zuerst in Tränen ausbrechen würde, Janice oder sie.
Der Zweite Maat räusperte sich. »Aye aye, Captain.« Priscilla hörte, wie sie sich aus dem Kontrollzentrum entfernte.
Sie durchlebte die unterschiedlichsten Gefühle – Erleichterung, Empörung, Kummer und eine schier überwältigende Freude, die an Euphorie grenzte. Sie umklammerte die Armstützen des Sessels und bemühte sich, ihre überbordenden Emotionen in den Griff zu bekommen, ihre innere Ausgeglichenheit wieder zu finden. Sie sagte sich, dass sie sich durch die vorangegangene Anspannung in einem regelrechten Adrenalinrausch befand, der erst allmählich abklingen würde.
»Ms. Mendoza.«
Sie atmete tief durch und fand ihre Stimme wieder. »Ja, Captain?«
»Im Namen der gesamten Schiffsbesatzung und des Korval-Clans möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen. Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen, hätte ich die Situation nicht besser meistern können. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich mich so gut geschlagen hätte wie Sie.« Er zog seine Scannerkarte aus dem Schlitz und steckte sie in seinen Gürtel. »Nach der Schicht werde ich ein Treffen der Besatzung anberaumen. Und später möchte ich Sie in meinem Büro sehen.«
»Selbstverständlich, Captain.« Ihr innerer Aufruhr legte sich ein wenig. Als sie sich endlich traute, den Kopf zu drehen, blickte sie in ein Paar fragend dreinschauender, heller Augen. Plötzlich spürte sie, wie sie schon wieder von einer Woge der Gefühle überrollt wurde – völlig andere Emotionen als vorhin, doch genauso intensiv. Sie musste an sich halten, um nicht in lauten Jubel auszubrechen und dem Mann, der neben ihr saß, um den Hals zu fallen …
In dem Augenblick, als sie befürchtete, die Kontrolle über sich zu verlieren, gewann sie ihre Fassung wieder. Sie unterdrückte die Gefühle, zog sich in ihr Innerstes zurück, fand die Tür, die sie vor der Außenwelt abschottete, und schlug sie fest hinter sich zu.
Shan stieß einen inbrünstigen Seufzer aus, sprang auf und drehte sich zu den gerade hereinkommenden Piloten um, die ihn und Priscilla ablösen sollten. »Die Brücke gehört Ihnen«, verlautbarte er knapp.
Vilobar verbeugte sich. »Schichtwechsel, Piloten.« Priscilla stemmte sich aus dem Sessel hoch, immer noch völlig überdreht, weil in kurzer Zeit zu viele Emotionen auf sie eingestürmt waren. Als sie in den Gang hinaustrat, wurde ihr der Weg vom Captain versperrt, der dort mit Mr. dea’Gauss stand. Der hoch gewachsene Shan yos’Galan blickte mit wütend funkelnden Augen auf den viel kleineren älteren Herrn hinab.
»Was gibt es denn jetzt schon wieder, Sir?«, fauchte Shan gereizt.
Mr. dea’Gauss neigte demütig sein Haupt, doch sein Tonfall klang alles andere als unterwürfig. »Soll ich der Ersten
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