Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Zügen zeigte sich Besorgnis.
Sie ließ die Schultern hängen und lehnte sich zurück. »Shan, das hier ist meine letzte Reise. Ich möchte, dass sie möglichst ruhig verläuft.«
»Es besteht nicht der geringste Grund zur Annahme, dass dem nicht so sein wird, meine teure alte Freundin. Warum sollte Sav Rid versuchen, eine … Spionin? Profikillerin? … hier einzuschleusen? Er hat seinen Coup gelandet und lacht sich jetzt ins Fäustchen. Der Bursche hat gar keine Veranlassung, sich solche Mühe zu geben. Vielleicht wird er sich im Nachhinein nochmals darüber amüsieren oder das Ganze als Anekdote in Hafentavernen zum Besten geben, als Beweis für Shan yos’Galans Torheit.« Er lächelte unfroh. »Und dabei liegt er noch nicht mal so verkehrt, hab’ ich Recht?«
Als Erwiderung wedelte sie nur stumm mit der Hand.
»Sie neigen dazu, sich zu viele Gedanken zu machen, Kayzin – Sie haben keinen Grund, sich zu sorgen. Es kann sich nur um ein zufälliges Zusammentreffen von Ereignissen handeln – eine sonderbare Fügung von Umständen. Ich glaube nicht, dass Sav Rid alles gezielt so gedeichselt hat, dass Priscilla Mendoza an Bord der Passage kommt. Vermutlich ist ihm das Schicksal dieser Frau völlig egal; er wünscht sich höchstens, dass sie tot ist. Viel wahrscheinlicher dürfte es sein, dass er zweimal eine günstige Gelegenheit beim Schopf ergriffen hat.«
»Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Olanek misstrauisch wurde, oder dass seine Gier plötzlich keine Grenzen mehr kennt. Was für einen Sieg hätte er errungen, wenn es ihm gelänge, den gesamten Korval-Clan in die Knie zu zwingen …«
Shans Augenbrauen zogen sich zusammen. »Trauen Sie ihm so etwas denn zu? Gewiss, er hat die Veranlagung, gierig zu sein, und er kennt keine Skrupel. Aber zu einem derartigen Meisterstreich gehört wohl mehr als der bloße Wunsch, andere zu überflügeln. Kayzin, die Passage setzt ihre Route wie gewohnt fort, alles bleibt beim Alten. Und weil wir so viele Jahre lang gut zusammengearbeitet haben und ich Ihnen überhaupt eine Menge verdanke, werde ich mich bemühen, den Rest der Reise möglichst unproblematisch zu gestalten. Und an Sie richte ich die Bitte, Priscilla Mendoza freundlich zu behandeln.« Er nahm sein Glas und nippte daran. »Und würden Sie mir nicht beipflichten, Kayzin, dass es klüger ist, das Messer – so Sav Rid mir in Person einer bildhübschen jungen Frau denn eines an die Kehle zu setzen beliebt – im Auge zu behalten, als zuzulassen, dass sich jemand von hinten heranschleicht und zusticht, wenn ich einmal nicht auf der Hut bin?«
Nun lächelte sie wirklich. »Sie werden sich doch hoffentlich angemessen revanchieren?«
»Es werden bereits entsprechende Schritte unternommen«, versicherte er und trank den Rest des Weins aus.
Schiffsjahr 65, Reisetag 134, Zweite Schicht, 3.30 Uhr
M it einem Weinglas in der Hand bog Shan yos’Galan um eine Ecke des Korridors, der in den Freizeitbereich führte. Sein Blick fiel auf eine vor ihm hergehende schlanke Gestalt, die farbenfroh in eine himbeerrote Tunika mit grüner Schärpe gekleidet war. Er legte Tempo zu und holte die Person an der Abzweigung zur Sporthalle ein.
»Seien Sie gegrüßt, Lina.«
Sie strahlte ihn an. »Shan. Schön, Sie zu sehen.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Sie bieten einen liebreizenden Anblick, wie immer. Wohin gehen Sie? Zu einer Party? Darf ich Sie begleiten? Ich verspreche auch, nicht mit meiner privilegierten Stellung an Bord zu prahlen. Wie finden Sie Ihre neue Assistentin?«
Sie lachte. »Gerade wollte ich das Thema zur Sprache bringen! Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit? Ich weiß natürlich, dass Sie als Captain ständig unter Stress stehen. Es ist wirklich selten, dass Sie sich auch mal …«
»Amüsieren?« Er hob sein Glas und blickte sie aus seinen hellen Augen vergnügt an. »Sprechen wir lieber über Priscilla Mendoza. Wird sie von ihren Schützlingen akzeptiert? Kommen Sie mit ihr aus? Soll ich sie besser zu Ken Rik schicken?«
»Oh nein, nicht zu Ken Rik. Die kleinen Lieblinge sind von ihr entzückt – Master Frodo fängt schon an zu schnurren, wenn er sie nur sieht. Aber das war ja zu erwarten.« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Shan? Was stimmt nicht mit ihr?
Haben Sie eine Ahnung? Von ihrem Wesen her ist sie ein fröhlicher Mensch, das spürt man, aber sie verdrängt etwas, sie sperrt sich … Ich mag sie sehr gern. Und Sie?«
»Ich glaube, jeder, der einen
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