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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Lieselotte«, befahl sie. Beeindruckt musterte sie Ines’ Handtasche. »Ist das eine echte Vuitton?«
    »Ach, das war ein Sonderangebot aus dem Outlet-Store«, sagte Ines bescheiden. »Älteres Modell.« Bei diesen Worten fiel ihr Blick auf Rock Hudson. »Was für ein zauberhafter und ausgefallener Wandschmuck! Wie unglaublich originell! War das Ihre Idee?«
    Meine Mutter sah aus, als wolle sie Ines auf der Stelle adoptieren. »Mach mir ruhig auch einen Kaffee«, sagte sie zu mir, während sie sich aufs Sofa setzte.
    Ich war froh, mich in die Küche verziehen zu können, auch wenn es nur für fünf Minuten war. Mit dem Kaffeekochen ließ ich mir Zeit. Zwischendurch schaute ich aus dem Fenster. In der Einfahrt war Daniel gerade mit der Reparatur fertig geworden. Immer noch ohne Hemd, ließ er die Motorhaube zuknallen und kam ins Haus, gefolgt von Timo und Sophie, die sich zu den beiden gesellt hatte. Ich hatte den Eindruck, dass sie eher auf Daniels nackten Oberkörper konzentriert war als auf die übrige Umgebung.
    »Das war’s jetzt«, sagte er.
    »Oh, das ist super!«, erwiderte ich begeistert.
    »Da war leider nichts mehr zu machen.«
    »Was?«, entfuhr es mir.
    »Aus die Maus«, sagte Daniel. »Tutti kaputti.«
    »Das Auto ist kaputt«, übersetzte Timo hilfreich.
    »Aber ich dachte … Das Reserveteil …«
    »Bringt es auch nicht wieder zum Laufen«, erklärte Daniel. »Der Vergaser ist hinüber, da geht halt nichts mehr.«
    »Vorher fuhr der Wagen aber doch noch«, platzte ich heraus.
    Meine Tochter musterte mich tadelnd. »Mama, das war nur noch eine Frage von ein paar Kilometern, dann wäre uns der ganze Zylinderblock um die Ohren geflogen.«
    Ich fragte mich, woher sie diese Erkenntnis bezog. Vielleicht von dort, woher auch Daniel seine Ersatzteile bekam.
    »Trotzdem vielen Dank«, sagte ich bemüht freundlich, während ich angestrengt überlegte, wie es jetzt weitergehen sollte.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, meinte er: »Ich könnte einen Wagen besorgen und ein Abschleppseil mitbringen. Dann kann ich Ihnen das Auto in die Werkstatt schleppen.«
    Sophie betrachtete ihn mit leuchtenden Augen, als hätte er gerade das Ei des Kolumbus gelegt. »Das ist eine super Idee!«
    »Das wäre prima«, pflichtete ich ihr höflich bei. Der Kaffee war fertig. Mit einem Tablett bewaffnet ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo gerade Ines zu meiner Mutter sagte: »Ein Dating-Profil für Annabell zu erstellen war eine geniale Idee, wirklich! Heutzutage muss keine Frau mehr ein frustriertes Single-Leben führen!« An mich gewandt fuhr sie lächelnd fort: »Fein, da bist du ja. Jetzt können wir die Einzelheiten unseres Schultreffens besprechen. Immerhin gehörst du zum Festkomitee.«
    »Also, ich weiß nicht …« Während ich noch nach Argumenten suchte, wieso ich keine einzige Minute dafür erübrigen könne, meinte Ines: »Ohne dich wäre ich wirklich mit der Organisation aufgeschmissen. Allein die Anschriften der ganzen Ehemaligen rauszusuchen, ist unglaublich aufwendig. Ich bin so dankbar, dass du gleich deine Hilfe zugesagt hast, als wir neulich telefoniert haben.«
    Ich überlegte, welche Zusagen ich gemacht hatte, konnte mich aber an keine erinnern.
    » Stell dir vor, deine Mutter hat schon angeboten, Fingerfood für die ganze Klasse herzurichten!«
    Meine Mutter nickte. »Ich dachte an Pizzabrötchen. Die gehen schnell und sind lecker.« Sie trank ihren Kaffee aus. »Jetzt will ich euch beiden Hübschen aber mal allein lassen, damit ihr euer Schultreffen bereden könnt.«
    *
    Irgendwie schaffte ich es abends nach dem Zähneputzen und mindestens einer Stunde Ehemaligen-Recherche, noch an dem Artikel über weibliche Gewaltopfer weiterzuarbeiten. Ich verfasste eine allgemeine Einführung, dann schrieb ich eine Mail ans örtliche Frauenhaus. Vielleicht war eine der dort untergebrachten Frauen zu einem Interview bereit. Natürlich im Schutze der Anonymität. Und ich plante nach wie vor ein Gespräch mit Janin, denn auch sie wollte ich interviewen, stellvertretend für alle Frauen, die mit einem gewalttätigen Partner zusammenlebten. Ich musste auch herausfinden, was es für die Kinder bedeutete. Wie es sich im täglichen Leben der Betroffenen auswirkte.
    Je mehr ich mich damit befasste, umso wichtiger wurde mir das Thema. Meine Familie war längst im Bett verschwunden, als ich immer noch im Internet nach Quellen suchte und in Foren die Erfahrungsberichte geschlagener oder sonst wie misshandelter Frauen las. Es war

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