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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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erschien mir fast wie ein Wunder, dass wir das Polizeipräsidium ohne Karambolage erreichten. Berit stieg aus und klappte den Beifahrersitz nach vorn, damit ich ebenfalls aussteigen konnte. Beruhigend lächelte sie Sophie zu. »Es geht gleich weiter, ich muss nur kurz mit deiner Mutter reden.« Sie drückte die Beifahrertür zu und sagte leise zu mir: »Sie ist schrecklich nervös.«
    »Du musst dir das wirklich nicht antun, Berit. Mein Wagen ist schon in der Werkstatt, Daniel hat ihn heute Mittag abgeschleppt. Sie haben vorhin angerufen, spätestens übermorgen wollen sie ihn fertig haben. Dann kann ich selber mit ihr rumkutschieren.« Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie das ablaufen würde, doch davon sagte ich lieber nichts.
    »Sie ist nicht nervös, weil sie Fahranfängerin ist«, sagte Berit. »Ich meine, okay, vielleicht ein bisschen, aber auf keinen Fall so sehr, dass sie das Schalten vergessen würde.«
    »Aber warum denn dann?«
    Berit warf aus den Augenwinkeln einen Blick in den Wagen und senkte die Stimme: »Ich glaube, sie ist in diesen Daniel verknallt. Während ich vorhin in der Bank war, hat sie draußen im Auto gewartet, und als ich zurückkam, hat sie telefoniert. Als ich mich in den Wagen setzte, sagte sie sofort Tschüss und legte auf.«
    »Na und?«
    »Warte, es geht noch weiter. Ich sagte scherzhaft so was wie: Na, war das dein heimlicher Lover ?, daraufhin wurde sie knallrot und hat drei Mal den Motor abgewürgt, bevor wir weiterfahren konnten. Das hat sie vorher kein einziges Mal gemacht. Und vorhin, als wir euch beim Arzt abgeholt haben, bekam sie eine SMS . Da wurde sie schon beim Lesen rot.« Berit grinste. »Ich kenne sie doch. Schon als kleines Mädchen lief sie immer rot an, wenn sie was verbergen wollte.«
    »Und wie kommst du darauf, dass es um Daniel geht?«
    »Sie hat erwähnt, dass er zusammen mit Benedikt das Auto abgeschleppt hat. Du hättest mal sehen sollen, wir rot sie da erst wurde.«
    Mir fiel ein, wie aufmerksam Sophie Daniels nackten Oberkörper betrachtet hatte. Es juckte mich, Sophie einfach zu fragen, ob da was lief, doch das konnte ich mir schenken, über solche Dinge sprach sie höchstens mit ihrer besten Freundin.
    »Na ja, sie ist schließlich siebzehn«, sagte ich. »Sie ist nicht das erste Mal verknallt.«
    »Klar«, sagte Berit. »Da gab es ja schon Robert Pattinson. Oder Zac Efron. Und nicht zu vergessen Tom Kaulitz.«
    »Nein, mit Tom ist es schon lange vorbei«, sagte ich. »Sie hat alle ihre Tokio-Hotel -CDs dem letzten Kindergartenbasar gespendet.«
    Meine Tochter war, das ließ sich nicht leugnen, in Männerfragen eine Spätzünderin. Sie ging abends oft aus und war auch regelmäßig auf irgendwelchen Partys, aber immer mit derselben Clique. Eine feste Beziehung war dabei noch nicht herausgekommen. Auch keine lockere; für so was war Sophie, anders als ihr Bruder, zum Glück nicht zu haben.
    »Einmal muss sie ja erwachsen werden«, sagte ich und fühlte mich dabei, als hätte sich meine einzige Tochter zum Auswandern entschlossen. Aber ich durfte den Kopf nicht in den Sand stecken, irgendwann war es soweit. Trotzdem nahm ich mir vor, Benedikt zu fragen, woher Daniel seine Ersatzteile bezog. Nicht, dass meine Tochter sich an jemanden wegwarf, der sich eines Tages in diesen Alben wiederfand, die ich mir gleich anschauen würde.
    Berit umarmte mich. »Viel Spaß«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    »Das hier ist ein Polizeipräsidium«, sagte ich. »Ich soll mir bloß ein paar Verbrecher ansehen.«
    »Ja, ich weiß. Aber interessante Menschen kann man an den ungewöhnlichsten Orten kennenlernen.«
    Damit spielte sie auf sich und Rainer an, den sie im Wartezimmer eines Proktologen kennengelernt hatte. Ihre erste Gemeinsamkeit hatte darin bestanden, dass sie beide unter Hämorrhoiden litten. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Immerhin brauchte ich mir diesmal nicht die Füße wund zu laufen, inzwischen wusste ich ja, wo ich hinmusste. Als ich bei Tobias’ Büro ankam, fiel mir ein, dass ich eigentlich noch mal den Löscher anwenden könnte, und ich überlegte, ob ich rasch in eine stille Ecke verschwinden sollte, um es nachzuholen. Doch dann ging plötzlich die Tür auf, und es war zu spät. Tobias stand vor mir.
    *
    Wir erschraken beide, er hätte beinahe den Aktenstapel fallen lassen, den er unterm Arm trug.
    »Ups«, sagte ich.
    »Gleichfalls«, meinte er lächelnd. Das Händeschütteln war etwas umständlich wegen der vielen Akten, doch er

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