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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Haus gehalten und bereiten sich darauf vor, es zu stürmen.
    »Bleibt hier«, flüstere ich. Ich stopfe meine Haare unter die Mütze. »Ich versuche, sie abzuschütteln.«
    »Nein.« Das ist Johns Stimme. »Geh nicht da raus. Das ist zu gefährlich.«
    Ich schüttele den Kopf. »Es ist zu gefährlich für euch, wenn ich hierbleibe. Vertraut mir.« Mein Blick fliegt zu Mom, die mit aller Kraft versucht, ihre Angst im Zaum zu halten, während sie Eden leise eine Geschichte erzählt. Ich erinnere mich daran, wie ruhig sie immer gewirkt hat, als ich noch klein war, mit ihrer tröstenden Stimme und dem sanften Lächeln. Ich nicke John zu. »Ich bin gleich zurück.«
    Über uns höre ich jemanden an unsere Haustür klopfen. »Seuchenpolizei!«, ruft eine Stimme. »Öffnen Sie die Tür!«
    Ich krieche zu dem losen Brett, ziehe es ein Stück zur Seite und quetsche mich hindurch. Dann schiebe ich es vorsichtig zurück an seinen Platz. Der Zaun, der um unser Haus verläuft, schirmt mich vor Blicken ab, aber durch die Ritzen sehe ich die Soldaten, die vor unserer Tür warten. Ich muss schnell sein. Sie werden nicht damit rechnen, jetzt angegriffen zu werden, schon gar nicht von jemandem, den sie nicht sehen können. Lautlos schleiche ich mich zur Rückseite des Hauses, suche mir einen sicheren Halt auf einem hervorstehenden Ziegelstein und stemme mich hoch. Ich greife nach der Regenrinne und schwinge mich aufs Dach.
    Hinter unserem großen Schornstein und im Schatten der größeren Gebäude können die Soldaten mich nicht sehen. Ich dagegen habe sie gut im Blick. Und was ich erblicke, lässt mich innehalten. Irgendetwas stimmt hier nicht. Gegen die Seuchenpolizei allein hätten wir vielleicht eine winzige Chance. Aber vor unserem Haus stehen mehr als nur ein Dutzend Soldaten. Ich zähle mindestens zwanzig, vielleicht sogar mehr, alle mit weißem Mundschutz. Einige tragen sogar Gasmasken. Neben dem Krankenwagen parken zwei Militärjeeps. Direkt unter mir wartet eine hochrangige Soldatin mit roten Quasten an der Uniform und einer Mütze, die sie als Commander ausweist. Neben ihr steht ein dunkelhaariger junger Mann in Offiziersuniform.
    Und davor, reglos und ohne sich zu wehren, das Mädchen.
    Verwirrt runzele ich die Stirn. Sie müssen sie festgenommen haben - und jetzt haben sie irgendetwas mit ihr vor. Das bedeutet, dass sie auch Tess haben müssen. Ich suche den Rest der Menge ab, aber Tess ist nirgends zu sehen. Dann wende ich mich wieder dem Mädchen zu. Sie wirkt ruhig und völlig unbeeindruckt von dem Meer von Soldaten rings um sie. Sie zieht den Mundschutz vor ihrem Gesicht zurecht.
    Und dann, von einem Moment auf den anderen, wird mir klar, warum mir das Mädchen von Anfang an so bekannt vorkam. Ihre Augen! Diese dunklen, goldgesprenkelten Augen. Der junge Captain namens Metias. Der, vor dem ich nach meinem Einbruch ins Krankenhaus geflohen bin. Er hatte die gleichen Augen.
    Metias muss mit ihr verwandt sein. Und genau wie er arbeitet auch sie fürs Militär. Ich kann nicht glauben, wie dumm ich gewesen bin! Das hätte mir schon wesentlich früher auffallen müssen. Flüchtig prüfe ich die Gesichter der anderen Soldaten, um zu sehen, ob Metias darunter ist. Doch ich sehe nur das Mädchen.
    Sie haben sie geschickt, damit sie mich aufspürt.
    Und nun, durch meine eigene Dummheit, ist es ihr auch noch gelungen, über mich an meine Familie heranzukommen. Vielleicht hat sie sogar Tess getötet. Ich schließe die Augen. Ich habe diesem Mädchen vertraut, habe mich sogar dazu hinreißen lassen, sie zu küssen. Mich in sie zu verlieben. Bei diesem Gedanken regt sich blinde Wut in mir.
    Ein lautes Krachen dringt von unten zu mir hoch.
    Ich höre Rufe, dann Schreie.
    Die Soldaten haben sie gefunden, sie haben die Bodendielen eingetreten und sie darunter hervorgezerrt.
    Runter mit dir! Warum versteckst du dich noch hier auf dem Dach? Hilf ihnen gefälligst! Doch das würde den Soldaten nur den letzten Beweis für unsere Verwandtschaft liefern und dann wäre das Schicksal meiner Familie besiegelt. Meine Arme und Beine erstarren.
    Zwei Soldaten mit Gasmasken kommen von der Rückseite des Hauses. Zwischen sich führen sie meine Mutter. Kurz darauf folgen zwei Soldaten mit John, der sich nur widerwillig mitzerren lässt und schreit, sie sollten unsere Mutter loslassen. Als Letztes kommen zwei Sanitäter. Sie haben Eden auf eine Trage geschnallt und rollen ihn auf den Krankenwagen zu.
    Ich muss etwas tun. Ich ziehe die drei silbernen

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