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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verzog den Mund, setzte sich, lehnte sichin den Sessel zurück und dachte nach. Er sah ihr an, dass sie innerlich zerrissen war. Einen eindeutigen Sieg   – nämlich seine uneingeschränkte Zusage   – würde sie nicht erringen können, doch er hatte ihr den sehnlichsten Wunsch auch nicht abgeschlagen, sondern ihn in eine nahe Zukunft verschoben. Mit Nächten voller Leidenschaft, nach denen sie sich zweifellos verzehrte. »Ich verstehe. Aber Euer Wort, mein Halbgott? Was ist es wert?«
    »Es ist das Wort eines Halbgottes!«, schleuderte ihr Raleeha empört entgegen. »Ehre ihn, anstatt ihn bloßzustellen und zu behandeln, als sei er eine niedrigere Kreatur als du.«
    Caphalor befahl ihr zu schweigen.
    Karjuna nickte ihr zu. »Die tapfere kleine Sklavin, die ihren Gebieter verteidigt. Wie niedlich.« Sie lachte höhnisch und wurde ansatzlos ernst. »Aber du hast recht, Sklavin. Ich habe einen Frevel begangen.« Sie stand auf. »Ihr gabt Euer Wort und Euren Schwur, mein Halbgott, und so werde ich Euch ziehen lassen. Kehrt rasch zurück, und ich lege Euch bald die Köpfe der Unauslöschlichen zu Füßen. Doch nehmt zur Kenntnis, dass ich Euch überall finden werde, falls Ihr den Weg zu mir   – aus welchen Gründen auch immer   – nicht wählen könnt.« Sie zeigte mit der rechten Hand auf ihn. »Und wenn ich bemerke, dass Ihr mich hintergangen habt, wird meine Rache grausam sein. Selbst einen Halbgott werde ich nicht verschonen.«
    »So soll es sein«, willigte er erleichtert ein. »Ich kehre zurück, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe.«
    Sie klatschte in die Hände, und ein Srink trat nach vorn. Er hielt die getrockneten Kleider, die Rüstung und sämtliche Waffen auf den Armen und legte sie vor dem Alb nieder; ein zweiter brachte einfache Kleidung für Raleeha.
    Karjuna schritt hinüber zum Kamin und hielt den Schürhaken ins Feuer, bohrte ihn in die Kohlen. »Noch eines möchte ichEuch auf den Weg geben, mein Halbgott. Wir werden als ebenbürtige Herrscher über die Länder regieren. Ebenbürtig an Schönheit und ebenbürtig an Wunden.« Sie zog das glühende Ende heraus und kam damit auf Caphalor zu. Der Alb wurde von den Srink gepackt und festgehalten. »Ihr fügtet mir mit Eurem Nachtmahr ein Brandzeichen zu, und so gebe ich es Euch zurück. Nehmt dies als Erinnerung an Euren Schwur.« Sie brannte ihm ihre Rune auf die Haut.
    Er biss die Zähne zusammen und ertrug den Schmerz. Der Qualm des verbrannten Fleisches stieg in seine Nase.
    Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. »Nun könnt Ihr Euch anziehen und eilen, mein Halbgott. Mögen Samusin, Inàste und Tion Euch schützen und Eure Pfeile ins Ziel leiten.«
    Caphalor spürte den fingerlangen, scharfen Stein in seiner Hand. Ein Teil von ihm   – sein Stolz   – verlangte von ihm, sich auf die Obboona zu werfen und ihr die Kehle aufzuschlitzen. Sie hatte ihn gebrandmarkt wie Vieh, wie einen Sklaven, wie einen Verbrecher! Das verrückte Gerede über ihn als Halbgott war Unsinn. Es ging einzig um sie und ihre verqueren Vorstellungen. Er würde bestimmt zu ihr zurückkehren, wenn es an der Zeit war, und sie qualvoll sterben lassen. Endgültig.
Dein Tod heißt Caphalor.
Das schwor er bei seiner Seele!
    Dann machte er sich daran, sich anzukleiden. Vor ihren Augen und denen der Srink gürtete er sich, legte die Rüstung an. Unterdessen ließ sie das Pergament bringen und beendete die Arbeiten daran. »Was ist mit meinem Nachtmahr geschehen?«
    Karjuna hatte die Augen auf sein Gemächt gerichtet, das nun hinter Leder und Stahl verborgen lag. Sie träumte wohl noch inniger von den Nächten, nun, da sie wusste, was sie erwartete. »Er wird wohl in den Wäldern umherstreifen und Euch suchen, mein Halbgott. Ich lasse Euch Pferde bringen. Die Srink sind keine sehr guten Reiter, sondern eher besser zu Fuß.«Sie verbeugte sich tief vor ihm, ein Srink reichte ihm das Pergament. »Ich segne den Tag, an dem Ihr zu mir kommt.«
    Caphalor wandte sich einfach um, legte Raleeha ein Sklavenband um den Hals und schritt zur Tür hinaus.
    Sein Hass auf die Obboona war derart gewaltig, dass die Linien in seinem Antlitz erneut entstanden. Selbst nach anderthalb Meilen zierten sie seine Züge noch.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), das Reich der Fflecx, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
    Caphalor sah nach der Sklavin.
    Raleeha befühlte das Kleid, das ihr eindeutig zu eng und zu kurz war. Gnomenkleidung! Sie sah darin aus wie ein Kind, dem die Sachen

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