Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer
Schließlich versteht ja auch jeder, der jemals ein Fußballspiel gesehen hat, etwas von Fußball. Und in beiden Fällen gibt es das gleiche Problem: Die Fachleute halten sich auf den Rängen und Tribünen auf, während sich die wenigen Ausnahmen, die nun wirklich keine Ahnung haben, auf dem Spielfeld herumtreiben oder gar auf der Trainerbank sitzen. Auffallend ist, dass die fachliche Qualifikation des gemeinen Fußballexperten offensichtlich mit seinem Körperumfang korreliert. Jedenfalls sind die ultimativ auf der Stehtribüne vorgetragenen fußballerischen Strategien meist von einem überzeugenden Bierbauch unterfüttert, der allein schon ausreichenwürde, den sportlichen Sachverstand des Experten zu dokumentieren.
Und in Bezug auf die Schule kommen die interessantesten pädagogischen Statements häufig von Experten, die ihre eigene Schulzeit traumatisch erlebt haben. („Ich hatte so unfähige Lehrer, dass ich zweimal durchgefallen bin. Nach der neunten Klasse habe ich dann das Gymnasium verlassen. Die konnten mir einfach nichts mehr beibringen.“) Aus diesem Sachverhalt leiten sie ihre eigene pädagogische Qualifikation ab. Das wäre in etwa so, als würde die Lufthansa für ihre Piloten Berater engagieren, die nur deshalb als aeronautische Fachleute gelten, weil sie selbst mal in ihrer Jugend vom Baum gefallen sind.
Nun lässt es sich aber nicht vermeiden, dass diese Experten selbst wiederum Kinder in die Welt setzen, die es natürlich einmal besser haben sollen. Deshalb stehen die selbst diplomierten Pädagogen mit ihrer Zweitqualifikation als Eltern den Lehrern vehement beratend zur Seite. Solche Beratungen finden mindestens zweimal im Schuljahr statt, sie heißen Elternsprechtag (siehe Seite 104). Um jede Fluchtmöglichkeit auszuschließen, wird über die Lehrer an diesem Tag Stallpflicht verhängt, so dass sie den pädagogischen Instruktionen chancenlos ausgeliefert sind. Meist werden sie dabei zuerst über ihre fehlerhafte Einschätzung der intellektuellen Fähigkeiten des Kindes informiert, also über die Diskrepanz zwischen gemessener und gefühlter Intelligenz – was besonders schwierig ist, wenn sich diese im Nanobereich abspielt.
Gerne werden Lehrer in dieser Zwangssituation mit der sozialen Kompetenz der Schüler konfrontiert, wobei sich interessanterweise häufig herausstellt, dass es von vielen Kindern zwei Exemplare gibt. Das freundliche, nette, an allem interessierte Kind, welches die Eltern zu Hause haben – das sie aber dummerweise auch dort behalten, während sie Mr Hyde täglich in die Schule schicken.
Spätestens nach etwa 30 solchen Gesprächen dreht der Lehrer das Namensschild auf seinem Schreibtisch um, weil er sich seiner eigenen Identität nicht mehr sicher ist. Das Ende dieses Lehrerhörtages wird anschließend im Lehrerzimmer bei einem Umtrunk gefeiert, den der Elternbeirat als Reparation finanziert. Es ist unter Kollegen verpönt, bei dieser Gelegenheit über Schule, Schüler oder Eltern zu sprechen. Lieber widmet man sich angenehmeren Themen, denn schließlich verstehen Lehrer ja nicht nur von Schule eine ganze Menge. Da hört man dann Fachsimpeleien wie „Ich habe gleich gesagt, Klose ist eine völlige Fehlbesetzung! Er hätte Gomez bringen müssen, aber dieser Löw hat ja keine Ahnung!“
Die Wahl der Qual : Welche Schule passt zu meinem Kind?
Ob Kinder ihre Schulzeit als glücklich erleben, hängt wesentlich von der richtigen Schule ab. Verantwortungsvolle Eltern widmen sich der Schulwahl deshalb systematisch und mit größter Umsicht. Die folgende Vorgehensweise bewährt sich seit Generationen ...
1 . Schritt : Grundsätzliches
Bedenken Sie bei der Wahl des Schultyps, dass falscher Ehrgeiz Ihrem Kind dauerhaft Schaden zufügen kann. Was nützt dem Kind der beste Hauptschulabschluss, wenn es auf dem Weg dorthin permanent überfordert wird? Gerade Kinder, die langsamer lernen, mehr Zeit, Zuwendung und Ruhepausen benötigen, sind am Gymnasium einfach besser und vor allem länger aufgehoben.
2 . Schritt : Erster Eindruck
Haben Sie sich für einen bestimmten Schultyp entschieden, verschaffen Sie sich einen ersten Eindruck von den infrage kommenden Schulen. Inspizieren Sie diese an beliebigen Tagen, selbstverständlich unangemeldet und inkognito. Die folgende Tabelle hilft Ihnen sicherlich bei der Interpretation Ihrer Beobachtungen.
Beobachtung:
Bedeutung:
Die Schule macht insgesamt einen verwahrlosten Eindruck.
Hier wird in Bildung investiert, nicht in
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