Lehrer-Schueler-Konferenz
Nachahmung übernehmen. Der Aufbau guter zwischenmenschlicher Beziehungen ist für Pädagogen einer der nutzbringendsten Programmpunkte unserer Trainingskurse. Sie ahmen in der Schule dann unsere Methode nach, und ein Imitieren von Methode III ist wesentlich erfolgreicher als ein Vortrag über demokratisches Verhalten. Tägliche Ich-Botschaften erreichen viel mehr als die Aufforderung an die Kinder, in ihrer Kommunikation offen und ehrlich zu sein.
Schüler nehmen sich auch Vorträge zum Vorbild, die sie während des Unterrichts hören, und können sie dann nachahmen. Im Alter von zehn Jahren können sie sich über sehr viele Themen äuÃern, die sich mit Wertungen befassen. Versuchen Sie es einmal und lassen Sie sie über die Gefahren von Tabak und Alkohol, über die Schulordnung oder über Sauberkeit sprechen. Sie werden die Aufgabe ebenso gut erledigen wie die Erwachsenen, die sie sich so oft angehört haben. Hier sollte aber auch erwähnt werden, warum Gleichaltrige oft wesentlich wirkungsvollere Vorbilder sind als Erwachsene: Sie reden nicht, sie handeln. Der Lehrer, der bei seiner Vermittlung von WertmaÃstäben gegen den Gruppendruck anderer Jugendlicher bestehen möchte, darf eines nicht vergessen: Er muss handeln und nicht viel reden, er muss agieren, nicht predigen!
Wenn man junge Leute durch Vorbilder beeinflussen will, muss man sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass dieses Vorgehen nicht immer erfolgreich sein kann. Wertvorstellungen sind ständigen Ãnderungen unterworfen, alte verschwinden und werden durch neue ersetzt. Wenn man auch noch so gut einen veralteten WertmaÃstab verkörpert, wird man wahrscheinlich nicht viele Anhänger gewinnen. Aber selbst wenn Schüler die Wertvorstellungen eines Lehrers nicht übernehmen können, werden sie es bewundern und respektieren, wenn er selbst konsequent danach lebt. Das Wertesystem, das der Pädagoge gerne vermitteln möchte, wird zwar abgelehnt, aber gleichzeitig wird ein anderer, genauso wichtiger Wert zum Vorbild: die Ehrlichkeit, das Einstehen für eine eigene Ãberzeugung, auch wenn sie unpopulär ist.
Lehrer können ihrer Rolle als Vorbild gar nicht entkommen. Tag für Tag stehen sie vor ihren Schülern, die wesentlich genauer beobachten, als viele Lehrer vermuten. Was Lehrkräfte tun, sagen, wie sie sich kleiden, all dies erregt die Aufmerksamkeit der Kinder. Den gröÃten Einfluss auf die Schüler hinterlassen jedoch die Taten, nicht das gesprochene Wort. Der Satz » Tu, was ich dir sage, und nicht, was ich dir vorlebe« erweist sich daher als denkbar schlechte Methode zur Vermittlung von Wertvorstellungen.
Arbeiten Sie an sich selbst, werden Sie toleranter
Für viele Lehrer ist es wesentlich leichter, neue Methoden zur Veränderung des Schülerverhaltens oder der Lernumwelt zu bejahen, als eine Ãnderung der eigenen Persönlichkeit ins Auge zu fassen. Dabei ist eine Veränderung des eigenen Verhaltens die einzige Methode, die der ausschlieÃlichen Kontrolle der Lehrkraft unterliegt.
Als Mittel zur Verbesserung der Lehrer-Schüler-Beziehung ist das Konzept der Veränderung der eigenen Person wesentlich unpopulärer als der Versuch, die Schüler so zu verändern, dass sie sich den Pädagogen und der schulischen Umwelt besser anpassen können. Die allgemein übliche Definition des Lehrerberufs beschränkt sich auf die Erziehung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Nur ganz selten wird dieser Beruf unter dem Aspekt der Reifung und Fortentwicklung der Persönlichkeit des Lehrers betrachtet. Dennoch wird jeder Pädagoge zugeben, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen (unter Eheleuten, Freunden, Kollegen, mit Vorgesetzten, Verwandten) Situationen gibt, wo man selbst zur Vermeidung ernsthafter Konflikte toleranter und änderungswilliger sein muss. Die Ãnderung des eigenen Verhaltens, und sei sie auch noch so geringfügig, ein bisschen mehr Verständnis und Toleranz für die Probleme des anderen können zwischenmenschliche Beziehungen oft nachhaltig beeinflussen.
Lehrer, die sich in der Rolle einer Autoritätsperson sehen, werden nicht gewillt sein, ihr eigenes Verhalten infrage zu stellen; sie wollen die Schüler ändern. Misslingt dies, so bezeichnen sie oft den Konflikt als unlösbar und die Schüler als unbelehrbar. Dabei ist eine » Selbstkorrektur« gar nicht so schwierig
Weitere Kostenlose Bücher