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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Kommen
Sie her.« Sie trat mit verdrossenem Gesicht auf mich zu. Ich drückte ihr den
Hörer in die Hand. »Sagen Sie Väterchen mal artig Guten Tag.«
    Ihre Züge verloren alle Farbe,
als sie mir den Hörer abnahm, ihre Hand begann zu zittern. »Vater?« Furcht
nistete plötzlich in den dunklen Augen.
    »Er wartet auf ein paar
freundliche Worte«, sagte ich.
    Sie hob den Hörer, fuhr sich
mit der Zunge ein paarmal über die Lippen, und dann sprach sie leise und
verängstigt. »Hallo, Daddy?« Sie lauschte ein paar Augenblicke und befeuchtete
sich erneut die Lippen. »Nein, mir geht’s gut, ehrlich. Mir geht es wirklich
gut.« Dann hielt sie mir das Telefon wieder hin, so impulsiv, als sei es mit
einem Male glühendheiß geworden. Sie stolperte zur Couch zurück.
    »Zufrieden?« fragte ich in die
Muschel.
    »Ich fahre sofort los.« Bormans
Stimme klang jetzt überaus friedlich. »Und Roberta Carrol bringe ich
selbstredend mit.«
    »Selbstredend«, sagte ich und
legte auf.
     
     
     

10
     
    Draußen auf der Terrasse
sprudelte die venezianische Fontäne und faszinierte Fran derart mit ihrem bunt
beleuchteten Wasser, daß ich sie buchstäblich von der Tür wegziehen mußte,
damit sie uns etwas zu trinken besorgte. Lansing und Lucia lehnten stumm ab,
Walt nahm einen Augenblick die Hände von seinem schmerzenden Schädel und stöhnte
ein »Ja« — und mich brauchte Fran nicht erst zu fragen.
    Ich saß den dreien gegenüber in
einem Sessel, meinen Revolver auf einer Lehne, Walts Kanone auf der anderen,
und brannte mir eine Zigarette an. »Ironie des Schicksals«, sagte ich im
Konversationston zu Lansing, »nachdem ich Rennie kennengelernt und mir gesagt
hatte, daß sie ihn nur als Strohmann benutzte, da dachte ich zunächst, sie
wollte damit Walt decken.«
    Er sah mich wütend an und
antwortete nicht. Fran gab Walt ein Glas, dann brachte sie meins herüber.
    »Trinkst du nichts?« fragte
ich.
    »Mir reicht die Aufregung für
diesen Abend«, sagte sie mit Überzeugung. »Wie lange wird es dauern, bis er
kommt?«
    »Noch fünf oder zehn Minuten«,
sagte ich. »Setz dich doch hin und spann ein bißchen aus.«
    »Du machst Witze«, sagte sie
spitz. »Ich gehe mir lieber die Fontäne betrachten, das beruhigt.«
    Sie ging auf die Terrasse
hinaus, und ich sah zu Lucia hinüber. »Warum haben Sie denn Onkel Joe
umgebracht, mein Kind?« fragte ich freundlich.
    Ihr Kopf führ hoch. »Ich war’s
nicht!«
    »Aber ja doch. Danach haben Sie
Roberta angerufen und ihr etwas vorgelogen, von wegen Sie seien zu nervös und
wollten nicht allein hinauf ins Apartment gehen — und sie solle doch bitte
schön rasch kommen.«
    Sie nagte einen Augenblick an
der Unterlippe. »Ich bin erst allein raufgegangen« — ihre Stimme bebte — »und
habe aufgeschlossen, und dann habe ich seine Leiche entdeckt.«
    »Danach hat sie mich
angerufen«, sagte Lansing heiser. »Das arme Kind war halbverrückt vor Angst.«
    »Und es war Ihre Idee, daß sie
sich Roberta holen sollte?« forschte ich.
    »Well, ja.« Auch seine Stimme
zitterte ein bißchen. »Sehen Sie, ich dachte, eine andere Frau könne ihr am
besten helfen, um...«
    »Sie wollen sagen, daß es nach
Ihrer Meinung wichtig war, eine dritte Person hineinzuverwickeln, die ein
wirklich gutes Motiv für den Mord an Joe Slater hatte«, sagte ich kalt. »Als
Roberta kam, fuhren die beiden rauf, aber dabei fiel Lucia dem Pförtner ins
Auge.«
    »Und da kam ich auf den
Einfall, bei Ihrer Party mitzumachen«, sagte sie. Ein versonnenes Lächeln
huschte flüchtig über ihre Lippen. »Es war der schlechteste Einfall, den ich je
hatte.«
    »Und während Sie auf der Party
waren, haben Sie noch mal mit Lansing telefoniert?« sagte ich.
    Sie nickte. »Ich fragte herum
und kam dahinter, wer Sie sind. Dann rief ich Jerome an und sagte ihm, was
passiert war. Bei dem Krach ringsum bestand keine Gefahr, daß mir jemand
zuhörte.«
    Ich sah wieder Lansing an.
»Haben Sie ihr aufgetragen, bei mir zu übernachten?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich sagte ihr, sie solle bis zum Ende der Party bleiben und dann versuchen,
Sie dazu zu bringen, mit ihr in Joes Apartment zu gehen und dort die Leiche zu
>finden<. Aus einigem, was Lucia mir über Sie erzählte, folgerte ich, Sie
seien ein Privatdetektiv ohne sonderliche Moral, und überdies einer, der leicht
auf ein hübsches Lärvchen hereinfällt. Also riet ich ihr, Ihnen schön um den
Bart zu gehen, wenn die Leiche erneut gefunden war, und Sie zu

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