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Leichenblässe

Titel: Leichenblässe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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paar Meilen östlich von
     Townsend gemeldet, an dem ein Krankenwagen beteiligt war.» Ich kannte den Ort dem Namen nach. Es war eine hübsche Kleinstadt
     am Fuße der Berge. Gardner zögerte. «Noch ist es nicht bestätigt, aber wir glauben, dass das York war.»
    «Ein Unfall? Was für ein Unfall?»
    «Ein Zusammenstoß mit einem anderen Wagen. Der Fahrer sagt, dass der Krankenwagen aus der Gegenrichtung mit zu hoher Geschwindigkeit
     um eine Kurve kam und ihn gestreift hat. Nachdem sich beide Fahrzeuge einmal um die eigene Achse gedreht haben, hat der Krankenwagen
     einen Baum gerammt.»
    «O Gott   …»
    «Er ist weitergefahren, aber laut dem anderen Fahrer sind der vordere Kotflügel und mindestens ein Scheinwerfer zu |337| Bruch gegangen. Außerdem glaubt er, der Motor hätte so geklungen, als wäre er dabei auch zu Schaden gekommen.»
    «Hat er sich die Nummer gemerkt?», fragte ich.
    «Nein, aber ein zerbeulter Krankenwagen fällt viel eher auf. Und zumindest wissen wir jetzt, in welche Richtung York gefahren
     ist.»
    Paul war aus seinem Sessel gesprungen. «Dann können Sie jetzt Straßensperren errichten?»
    Gardner wirkte verlegen. «So einfach ist es nicht.»
    «Warum denn nicht? Um Himmels willen, was soll so schwer daran sein, einen zerbeulten Krankenwagen zu finden, wenn Sie wissen,
     in welche Richtung er unterwegs ist, verdammt nochmal?»
    «Weil der Unfall vor fünf Stunden stattgefunden hat.»
    Stille breitete sich aus, als wir die Bedeutung seiner Worte aufnahmen.
    «Der Fahrer hat den Unfall nicht sofort gemeldet», fuhr Gardner fort. «Anscheinend hat er gedacht, es wäre ein echter Krankenwagen
     gewesen, und Angst gehabt, dass er Schwierigkeiten kriegen könnte. Erst als seine Frau ihn davon überzeugt hat, dass er sich
     um Schadenersatz bemühen müsse, hat er die Polizei angerufen.»
    Paul starrte ihn an. «Fünf Stunden?» Er setzte sich hin, als würden seine Beine ihn nicht mehr tragen.
    «Es ist trotzdem eine wertvolle Spur», entgegnete Gardner, aber Paul hörte nicht zu.
    «Er ist verschwunden, nicht wahr?» Seine Stimme war matt und leblos. «Er könnte überall sein. Sam könnte schon tot sein.»
    Niemand widersprach ihm. Er starrte Gardner so durchdringend an, dass der sonst so hartgesottene TB I-Agent zurückzuweichen schien.
    |338| «Versprechen Sie mir, dass Sie ihn fassen werden. Lassen Sie den Scheißkerl nicht damit durchkommen. Versprechen Sie mir wenigstens
     das.»
    Gardner wirkte überrumpelt. «Ich werde mein Bestes tun.»
    Aber mir war aufgefallen, dass er Paul bei diesen Worten nicht in die Augen geschaut hatte.

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    |339| KAPITEL 21
    Am nächsten Morgen wurde der Krankenwagen gefunden. Ich hatte den größten Teil der Zeit in einem Sessel verbracht und unruhig
     gedöst. Die Nacht war mir endlos erschienen. Jedes Mal, wenn ich auf die Uhr geschaut hatte, waren nur ein paar Minuten verstrichen.
     Als ich aus dem Fenster blickte und einen goldenen Schimmer am Himmel sah, hatte ich das Gefühl, die Zeit würde erst jetzt
     wieder beginnen.
    Ich schaute zum anderen Sessel und sah, dass Paul hellwach war. Er schien sich die ganze Nacht nicht gerührt zu haben. Ich
     stand mit steifen Gelenken auf.
    «Willst du einen Kaffee?»
    Er schüttelte den Kopf. Ich streckte Hals und Schultern und ging in die Küche. Der Kaffee war die ganze Nacht warm gehalten
     worden und erfüllte den Raum mit einem schalen, verbrannten Geruch. Ich kippte ihn in der Spüle aus und setzte eine frische
     Kanne auf. Draußen begann die Welt im frühmorgendlichen Dämmerlicht Formen anzunehmen. Hinter den Häusern auf der anderen
     Straßenseite konnte ich den See erkennen, über dessen dunkler Oberfläche weißer Nebel hing. Es hätte eine friedliche Szenerie
     sein können, wenn nicht der Streifenwagen vor dem Haus gestanden und das Bild wie ein greller Farbspritzer ruiniert hätte.
    Ich nippte an meinem Kaffee und schaute aus dem Fenster. Ein Vogel begann zu singen. Zu seiner einsamen Stimme |340| gesellten sich bald andere, bis ein immer lauter werdendes Gezwitscher entstand. Ich musste an Jacobsens düstere Vorhersage
     denken:
Wenn er sie nicht bereits umgebracht hat,
wird sie vor Ende der Nacht tot sein.
Wie aufs Stichwort berührten die ersten Sonnenstrahlen den See.
    Es würde ein herrlicher Morgen werden.
    Gegen acht Uhr trafen die ersten Fernsehteams und Reporter ein. Sams Name war nicht bekannt gegeben worden, aber es war immer
     nur eine Frage der Zeit, bis die Medien Wind

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