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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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einen Güterzug. Beide Orte liegen nah genug, dass ich’s vor Sonnenaufgang dorthin schaffen kann. Dann verstecke ich mich einfach im Wald entlang der Gleise, bis ein Zug vorbeifährt. Hier in der Stadt will ich in keinen steigen. Alle in Richtung Papierfabrik sind entweder Kohlenzüge oder Holzwaggons und es wäre zu schwierig, sich darin zu verstecken. Außerdem wär das Aufspringen gefährlich.«
    »Du schnappst dir also einen Zug. Und wohin?«
    »Wohin er mich eben bringt. Hanover ist zu nah, aber vielleicht Westminster oder Baltimore oder auch runter nach West Virginia oder Ohio. Spielt keine Rolle. Solange es weit weg von hier liegt, ist’s mir eigentlich egal.«
    »Barry, du bist grade echt übel verprügelt worden. Du kannst kaum laufen. Du bewegst dich wie ein 80-Jähriger. Du kannst heute Nacht unmöglich auf einen Zug aufspringen.«
    »Und was schlägst du sonst vor, Timmy? Per Anhalter fahren? Mich von irgendeinem Irren mitnehmen und später entlang der Interstate 83 in den Straßengraben werfen lassen? Nein danke. Oder vielleicht von den Bullen aufgegabelt und zurück nach Hause zu meinem Alten gebracht werden?«
    »Bleib noch einen Tag. Ruh dich ein wenig aus. Regenerier dich. Doug und ich verstecken dich. Wenn dich deine Ma als vermisst meldet, sagen wir, dass wir nichts darüber wissen. Erhol dich wenigstens, bevor du abhaust.«
    »Wo wollt ihr mich denn verstecken? Im Bunker? Dort bleibe ich auf keinen Fall. Nicht, wenn hier wirklich ein Ghoul frei rumläuft. Und bei dir kann ich auch nicht bleiben. Deine Eltern würden die Polizei anrufen wollen.«
    »Und dann würde dein Dad in den Knast wandern.«
    »Wahrscheinlich nicht. Wir sind hier nicht im Fernsehen. Und selbst wenn ihn die Bullen einbuchten, was, wenn sie mich meiner Ma wegnehmen und mich in ein Kinderheim stecken? Das wäre genauso schlimm.«
    »Wie wär’s, wenn du dich bei Doug versteckst?«
    Barry schnaubte höhnisch. »Ja, genau. Bei seiner Ma? Komm, sei realistisch. Würdest du die Nacht dort verbringen?«
    »Nein.«
    »Tut mir leid, Timmy. Wirklich. Aber es muss so ablaufen. Ich kann keine weitere Nacht hierbleiben. Wenn ich’s tu, komm ich nie mehr weg. Und das will ich nicht.«
    Sie verfielen wieder in Schweigen. Irgendwo draußen in der Nacht auf der Hauptstraße hatte ein Auto eine Fehlzündung. Etwas näher schrie eine Eule. Die Grillen waren verstummt.
    Langsam stand Barry auf. »Tja, ich schätze, das war’s.« Er streckte die Hand aus. Timmy starrte sie an. Nach kurzem Zögern ergriff er sie. Barry zog ihn auf die Füße.
    »Siehst du?«, sagte Barry. »Geht mir schon wieder besser. Hab dir ja gesagt, dass es nicht so schlimm ist, wie es aussieht.«
    Timmy erwiderte nichts.
    »Kommst du klar?«
    Timmy nickte. Er hatte Angst davor, zu sprechen, weil er fürchtete, er würde vielleicht wieder zu weinen anfangen.
    »Ehrlich jetzt, die Schmerzen sind nicht mehr so schlimm«, sagte Barry. »Meine Lippe und meine Wange tun noch weh, aber die anderen Schmerzen verschwinden schon wieder.«
    »Das ist gut. Du kannst ja noch eine Pause einlegen, wenn du bei Doug bist.«
    »Ja.«
    Beide standen da, keiner wusste, was er sagen sollte. Keiner wollte der Erste sein, der sich vom anderen wegdrehte.
    Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ergriff Barry das Wort: »Du wirst mir fehlen, Mann.«
    »Ja ...« Der in Timmys Kehle aufsteigende Kloß erstickte den Rest seiner Erwiderung.
    Sie umarmten sich, diesmal kurz und innig. Als sie sich voneinander lösten, starrte Timmy zu Boden, während Barry in den nächtlichen Himmel hinaufsah. Dann verlagerte Barry zögerlich das Gewicht von einem Bein aufs andere, hob seinen Rucksack auf und seufzte.
    »Bleib locker, Timmy.«
    »Du auch. Meine Adresse hast du ja.«
    »Klar. Ich schreibe dir.«
    »Okay. Sei vorsichtig, Kumpel.«
    »Bin ich. Nichts da draußen kann schlimmer sein als das, was ich hier zurücklasse. Ich komm schon zurecht.«
    »Also ...« Timmy verstummte und sah seinem Freund in die Augen. »Du bist der beste Freund, den ich je hatte. Du und Doug. Hätte nie gedacht, dass wir einander mal verlieren. Ich liebe dich, Mann.«
    Barry lächelte traurig. »Ich liebe dich auch. Und ich werd immer dein Freund sein. Auch dann noch, wenn du erwachsen und ein reicher, berühmter Comicbuchautor bist.«
    Er lächelte. Timmy bemühte sich, die Geste zu erwidern, stellte jedoch fest, dass er es nicht konnte. Was er zustande brachte, glich mehr einer Grimasse als einem Lächeln. Dann wandte

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