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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Timmy fiel auf, dass Barrys Vater zusätzlich zu seiner neuen goldenen Armbanduhr eine antik aussehende, goldene Krawattennadel trug. Doug und seine Mutter Carol, die einen mehrere Zentimeter zu kurzen Rock und eine dunkle Sonnenbrille trug – zweifellos, um die noch dunkleren Ringe unter ihren Augen zu verbergen –, waren ebenfalls da, genau wie Bill und Kathryn Wahl, das ältere Ehepaar, das neben den Smeltzers wohnte.
    Mehrere entfernte Verwandte seines Großvaters hatten sich eingefunden, denen Timmy entweder überhaupt noch nie begegnet war oder an die er sich kaum erinnerte. Die Existenz von Cousins seines Opas war für ihn neu – sein Opa hatte sie nie erwähnt. Zu den weiteren Anwesenden gehörte Luke Jones, dem die an den Friedhof und den Bunker grenzende Farm gehörte. Auch einige Freimaurerkollegen aus der Loge seines Großvaters waren gekommen. Dane hatte es bis zum Rang eines Markmeisters im vierten Grad geschafft. Timmy entdeckte Freunde seines Großvaters aus der Gemeinde, Kirchenangehörige und die Familie LeHorn, die eigentlich der Kirche der Brüdergemeinde in Seven Valleys angehörte. Mr. LeHorns Vater war ein guter Freund von Dane Graco gewesen. Sogar Mr. Messinger, dem der Zeitungskiosk im Ort gehörte und der den Jungen ihre Comics und Sammelkarten verkaufte, hatte sich eingefunden und wirkte in Anzug und Krawatte ernst und unbehaglich zugleich.
    Pastor Moore stand bei seiner Frau Sylvia und ihrer jüngsten Tochter Katie. Sie sah hübsch aus. Das tat sie in Timmys Augen immer. Ihr volles braunes Haar fiel über den Rücken ihres langen schwarzen Kleids hinab, das sie nie in der Schule und selbst in der Kirche nur selten trug. Katie war ein Jahr jünger als Timmy und seine Freunde, und obwohl sie sich nicht mit ihnen abgab, fiel sie Timmy immer häufiger auf. Außerdem ertappte er sich oft dabei, an sie zu denken. Ihn überraschte selbst, dass er in letzter Zeit mit zunehmender Regelmäßigkeit an Veranstaltungen der Jungschar teilnahm, damit er Zeit mit ihr verbringen konnte. Karen, die ältere Tochter der Moores, konnte Timmy nicht finden – Doug, Barry und er hatten Karen im vergangenen Sommer mit einem Feldstecher beobachtet, als sie oben ohne gebadet hatte. Die Moores wirkten traurig – nicht nur ernst, sondern aufrichtig niedergeschlagen, als bedrücke sie mehr als nur der Tod eines Mitglieds ihrer Gemeinde.
    Katie bemerkte seinen Blick, lächelte kurz und schaute dann rasch weg. Ihre Wangen röteten sich. Timmy errötete ebenfalls und spürte, wie ihm Hitze in die Ohren stieg.
    Barry und Doug erspähten Timmy, als er mit seinen Eltern eintrat, und gingen zu ihm. Die drei Jungen zogen sich in den hinteren Winkel der Kirche zurück. Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Keiner fühlte sich wohl dabei, über den Grund zu reden, weshalb sie hier waren.
    Neugierig erkundigte sich Timmy, wo Karen Moore steckte.
    »Hast du’s noch nicht gehört?« Barry klang überrascht.
    »Nein. Was denn?«
    »Sie ist mit Pat Kemp durchgebrannt. Seit Freitagabend hat sie niemand mehr gesehen. Sie sind in seinem Chevy Nova abgehauen. Es wird gemunkelt, dass sie heimlich heiraten wollen.«
    »Nein! Echt jetzt?«
    Doug nickte. »Pastor Moore hat die Polizei eingeschaltet.«
    Timmy war zwar etwas überrascht, aber keineswegs schockiert. Pat Kemp war so ziemlich der coolste ältere Junge, den sie kannten, und Karen galt als Stereotyp einer rebellischen Pastorentochter. Er konnte sich ohne Weiteres vorstellen, dass die beiden zusammen die Stadt verlassen hatten.
    »Wo sind sie hin?«, fragte er.
    »Das weiß niemand genau«, flüsterte Doug. »Vielleicht nach Kalifornien.«
    Timmy fragte sich, ob die Mutmaßung seines Freundes auf etwas beruhte, das er gehört hatte, oder auf seinem eigenen Wunschdenken in Hinblick auf seinen Vater.
    Jemand im vorderen Teil der Kirche schluchzte laut. Die Jungen verstummten.
    »Tut mir leid wegen deinem Opa, Mann«, sagte Barry schließlich und starrte zu Boden.
    Doug nickte. »Mir auch. Er war echt lässig.«
    Timmy bedankte sich murmelnd, dann schaute er sich nach seinen Eltern um. Sie standen im vorderen Teil des Kirchenschiffs und schüttelten den anderen Trauernden die Hände. Sein Vater tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab. Während Timmy hinsah, teilte sich die Menge, und er erhaschte seinen ersten echten Blick auf den Sarg seines Großvaters. Er biss sich so heftig auf die Lippe, dass sie zu bluten begann, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

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