Leichenfresser - Thriller
Gesichtsausdruck aller Kreaturen Gottes, doch Timmy konnte dem nicht zustimmen. Er fand eher, dass Kühe traurig dreinschauten. Für ihn sprach aus ihren Augen eine Sehnsucht, der Wunsch, den Zaun hinter sich zu lassen und auf der anderen Straßenseite zu weiden. Für sie musste das Gras in Bowmans Wald grüner wirken.
»Muh«, rief Doug, dessen Stimmung sich zunehmend besserte. »Muuuuuh!«
»Hör auf damit«, warnte ihn Timmy. »Wenn Catcher uns hört, kommt er angerannt.«
»Aber wollen wir das diesmal nicht sogar?«
»Ja. Nur will ich für ihn bereit sein. Das soll ein heimlicher Angriff werden. Wir rufen ihn erst, wenn wir für ihn bereit sind.«
Nickend entfernte sich Doug von den Kühen und begann, einen Song von Morris Day and The Time zu summen. Sein Hinken wurde deutlicher und seine Schritte verlangsamten sich, als sie sich Sawyers Haus näherten.
»Vielleicht sollten wir warten«, schlug er vor. »Und ein anderes Mal herkommen.«
»Drauf geschissen«, widersprach Barry. »Jetzt haben wir die Spritzpistolen dabei und sind schon mal hier. Was ist auf einmal – hast du die Hosen voll?«
»Nein.«
»Doch, hast du. Gib’s zu. Du hast Angst vor Catcher.«
»Leck mich doch, du Blödmann.« Dougs Gesicht lief rot an. »Du hast genauso Angst vor ihm.«
Barry hob kapitulierend die Hände. »Ja, schon gut. Hab ich wohl.«
Sawyers Farm wurde in der Ferne sichtbar, ein gutes Stück abseits der Straße, mit der sie über eine schmale, gewundene Fahrbahn verbunden war. Die Jungen kannten diese Zufahrt nur zu gut und betrachteten sie als Pfad in die Hölle. Ein Getreidesilo über einer roten Scheune zeichnete sich vor den sanften Hügeln ab.
»Also gut«, murmelte Timmy. »Es ist so weit.«
Seite an Seite reihten sie sich am Beginn der Zufahrt auf.
»Na schön«, flüsterte Doug. »Ich geb’s zu. Ich hab Angst.«
»Wovor?«
»Vor Catcher! Was, wenn wir ihn nicht treffen?«
Barry grinste. »Passiert nicht.«
»Wartet, bis ihr das Weiße in seinen Augen seht«, riet Timmy. Dann stellte er sich breitbeinig auf, hob eine Hand an den Mund und rief nach dem Hund.
»Oh Scheiße«, wimmerte Doug. »Ich bin noch nicht so weit. Du hast gesagt, wir warten, bis wir bereit sind.«
Timmy starrte geradeaus. »Zu spät.« Sein Ruf war nicht ungehört verhallt.
Binnen Sekunden vernahmen die drei Jungen vom fernen Farmhaus ein allzu vertrautes Grollen. Am Ende der Zufahrt blitzte schwarzes Fell auf und raste auf sie zu. Catchers Knurren drang wie Artilleriegeschosse durch die Luft zu ihnen. Als der Hund näher kam, wich Doug einen Schritt zurück.
»Rühr dich nicht«, warnte ihn Timmy.
»Aber ...«
»Komm schon, Catcher«, lockte Barry den wutentbrannten Dobermann. »Wir haben was für dich!«
Schaum und Speichel flogen von den Lefzen des Hundes, als sich der Abstand zwischen ihnen verringerte. Kurz zögerte Catcher, als überraschte es ihn, zu sehen, dass seine Gegner zu Fuß unterwegs waren und sich nicht von der Stelle rührten, statt mit den Rädern zu fahren und vor ihm zu fliehen. Der Hund ließ den Blick seiner dunklen Augen prüfend über sie wandern, senkte den Kopf und knurrte erneut, tief und bedrohlich. Er bleckte die weißen Zähne. Die Jungen zitterten. Vorsichtig näherte sich ihnen das Tier einen weiteren Schritt. Sein Nackenfell hatte sich aufgerichtet.
»Komm schon«, brüllte Timmy mit kippender Stimme. »Komm und beiß ein Stück aus Doug raus.«
Doug warf seinem Freund einen entsetzten Blick zu. »W-was?«
Immer noch argwöhnisch bellte Catcher. Seine Muskeln traten hervor, als er die Hinterläufe anspannte.
Timmy stampfte mit dem Fuß in Richtung Hund.
Dougs Augen weiteten sich. »Oh lieber Gott ...« Plötzlich schoss Catcher vorwärts, riss die Kiefer weit auf und visierte direkt Dougs Schritt an.
Doug kreischte.
Catcher bewegte sich schnell, doch Timmy erwies sich als schneller.
»Jetzt – Feuer!«
Sie legten los. Alle drei zielten mit ihren Spritzpistolen geradewegs auf die Augen des angreifenden Dobermanns und schossen Strahlen aus Essig und Zitronensaft ab.
Die Wirkung zeigte sich sofort. Catcher brach seinen Ansturm abrupt ab und wirbelte in dem Versuch herum, der brennenden Salve auszuweichen. Jaulend preschte er davon und schwankte dabei hin und her, als wäre er betrunken.
»Es hat geklappt!«, rief Barry. »Heilige Scheiße, es hat wirklich geklappt!«
In triumphaler Schadenfreude lachend setzten die Jungen ihren Angriff fort, drückten die Abzüge wieder und
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