Leichenfresser - Thriller
wieder durch, entluden den wirkungsvollen Inhalt der Spritzpistolen auf ihren Feind. Catchers gequältes Winseln wurde lauter. Er flüchtete, rannte aufs Gras und wälzte sich auf dem Rücken. Jaulend wand er sich und schnappte ins Leere. Dann rollte sich der Hund auf den Bauch herum und rieb die Pfoten an den Augen.
Immer noch feuernd rückte Timmy näher. Barry und Doug folgten ihm. Ihr Wagemut steigerte sich mit jedem Schritt, bis sie über dem sich krümmenden Köter standen. Catcher schaute zu ihnen auf, schien sie jedoch nicht zu sehen.
Alle drei Jungen lachten unvermindert.
»Wie gefällt dir das, hm?« Doug beugte sich vor und schoss aus nächster Nähe direkt in das linke Auge des Hundes.
Catcher stieß ein langes, klägliches Heulen aus, dann trat ihn Barry.
»Nimm das, Pisser.«
Timmys und Dougs Gelächter verstummte. Erschrocken und überrascht starrten sie ihren Freund an.
Barry trat den Hund erneut. Seine Schuhspitze krachte genau zwischen den Rippen in Catchers Seite. Catcher schnappte nach ihm, aber Barry wich ihm mühelos aus und traf ihn ein drittes Mal.
Timmys Herz sank. Catcher, ihr persönlicher Dämon, der Hund, der sie all die Jahre lang terrorisiert und schlichte, gegenseitige Besuche jedes Mal zu einem Spießrutenlauf gestaltet hatte, wirkte auf ihn plötzlich mitleiderregend. Timmy war entsetzt. Der Hund tat ihm leid und er schämte sich für das, was sie machten. Und es war seine Idee gewesen. Die Schuldgefühle erdrückten ihn förmlich.
Barry trat erneut zu. Blut lief aus Catchers Nase.
»Hör auf, Mann!«, schrie Timmy. »Du bringst ihn noch um!«
»Na und?« Barry verzog das Gesicht und wischte sich Schweiß aus den Augen. »Dann brauchen wir uns wenigstens keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass er ...«
Tritt.
»... uns je ...«
TRITT.
»... wieder jagt.«
Catcher heulte. Er winselte nicht – er heulte. Timmy hatte noch nie einen Hund – oder sonst irgendein Wesen – ein solches Geräusch von sich geben hören. Der Laut erfüllte ihn mit Grauen. Mittlerweile verschmierte Blut Catchers Nase und Schnauze. Die Blase des Tiers leerte sich und flutete den Boden mit Urin.
»Beiß mich doch, du Scheißer! Schwanzlutscher. Drecksvieh.«
Timmy hatte noch nie so viele Schimpfwörter auf einmal aus dem Mund seines Freundes sprudeln gehört.
»Barry«, sagte Doug mit flehentlicher Stimme. »Hör auf. Du bringst uns in Schwierigkeiten.«
Timmy packte seinen Freund am Arm, war jedoch Barrys überlegener Größe und Kraft nicht gewachsen. Mit einem Grunzen stieß ihn Barry zu Boden.
»Weg von mir Graco, es sei denn, du willst auch was abkriegen. Das war deine Idee! «
»Aber nicht so ...«
Das verwundete Tier nutzte die Ablenkung der Jungen, sprang auf die Beine und flüchtete mit zwischen den Hinterläufen eingezogenem Schwanz über die Felder. Er humpelte übel und Hundescheiße lief ihm über die Hinterbeine hinab.
Schwer atmend standen die drei Jungen da und sahen sich an. Sie alle waren erschöpft. Timmy war zudem speiübel. Alle Kraft schien aus seinen Gliedern abzufließen. Was hatte sich da gerade zugetragen? Und wie war es dazu gekommen? In seinen Tagträumen hatte er diesen Plan Dutzende Male durchgespielt, aber nie mit einem solchen Ergebnis.
Kopfschüttelnd richtete er den Blick auf Barry. »Was ist bloß in dich gefahren?«
»Mein Vater«, antwortete Barry keuchend, die Hände auf die Knie gestützt. »Oh Gott, genau wie mein Alter ...«
Doug verstand ihn falsch und deutete zurück in die Richtung von Timmys Haus. »Verschwinden wir. Wenn wir sofort abhauen, erfährt dein Dad nie etwas davon.«
Barry starrte ihn nur an.
Timmy hob die fallen gelassenen Spritzpistolen auf. »Er hat recht. Wir müssen schleunigst verduften, bevor Mr. Sawyer rausfindet, was mit seinem Hund passiert ist. Wenn er uns hier stehen sieht, sind wir im Arsch. Dann erzählt er es mit Sicherheit unseren Eltern.«
»Tut mir leid, dass ich dich geschubst hab«, entschuldigte sich Barry. Seine Wangen glänzten feucht vor Tränen.
»Schon gut. Verschwinden wir einfach, ja?«
Die drei überquerten die Straße und rannten weit genug in Bowmans Wald hinein, um nicht gesehen zu werden. Sie bahnten sich den Weg zwischen den Bäumen hindurch, schoben tief herabhängende Äste beiseite und schlugen mit langen Stöcken Ranken und Giftefeu weg. Als sie den Bach erreichten, hielten sie an, um sich auszuruhen und zu Atem zu gelangen. Doug massierte seinen wunden Knöchel und verscheuchte die
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