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Leichenroulette - Roman

Leichenroulette - Roman

Titel: Leichenroulette - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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seine eigenen Tennisfähigkeiten nur selten unter Beweis stellte. »Jessas, net amal den erwischt er!«, bemerkte er, oder »Net schlecht, gö, Rudi, da schaust!« Oder resignierend: »Rennen muaß ma halt!«
    Als wir nach einer Woche heimfuhren, nahm ich mit Bedauern Abschied. D. und seine Originale, egal ob Einheimische oder »Zuagraste«, sagten mir zu. Mir kam es auch vor, als ob sich meine fragile Liebesbeziehung fern den Verlockungen der Großstadt irgendwie gefestigt hätte. Auf jeden Fall hoffte ich, mit Flo recht bald wiederzukommen. Wir könnten uns ein Häuschen in D. mieten und dazugehören. Ich könnte sogar Tennis spielen lernen, träumte ich im Stillen.
    Der Empfang am Bierhäuslberg war kühl. Murli, den ich der Obhut einer Nachbarin anvertraut hatte, strafte mich mit tiefer Verachtung. Er drehte sich, als er mich sah, um und zeigte mir den Rücken. Dann ging er demonstrativ auf ein Blumenbeet zu, setzte sich hinein und verrichtete seine Notdurft. »Ist das notwendig?«, tadelte ich ihn sanft.
    Voll Neugier schaltete ich meinen »Compi« ein, um die Entwicklung der Börsen während meiner Abwesenheit zu überprüfen. Meine Aktien standen ausgezeichnet – sie hatten beträchtlich zugelegt. Im Allgemeinen ging es den Weltfinanzen jedoch schlecht. Vor allem Asien und Japan schienen in eine Krise zu taumeln, auch Technologiewerte waren abgestürzt.
    Im Vertrauen auf Flos Fähigkeiten regte mich dies nicht weiter auf, und ich nahm den lange geplanten Umbau des Abstellraums im Keller zu einer edlen »Wellness-Oase« frohgemut in Angriff. Dampfbad, Jacuzzi, Sauna sowie Infrarotkabine sollten entstehen, und ich genoss die Vorfreude auf den zusätzlichen Komfort in meinem Heim.
    Die Überwachung der Arbeiten nahm mich voll in Anspruch. Ein kleiner Rohrbruch führte zu einer mitt leren Überschwemmung, deren unerfreuliche Beseitigung Zeit kostete, wie auch der – erfreuliche – Einkauf von elegantem Wellnesszubehör.
    »Meine Güte, in welchem Luxus lebe ich jetzt, welch ein Kontrast zu meiner Kindheit!«, sagte ich zu mir. Nur wenige der alten Häuser in W. hatten damals über fließendes Wasser verfügt, geschweige denn über richtige Bäder. Mein Vater pflegte mich manchmal zu belehren: »Auch Goethe lebte nicht anders! Kultur hat gar nichts mit eigenem WC und Bad zu tun! Trotzdem kann man sauber sein. Kommt man nach Hause, wäscht man sich zuallererst im Lavur die Hände!« Wünschte man ein Vollbad, hieß es viele Kübel bei der »Bassena« zu füllen und das Wasser umständlich auf dem mit Holz geheizten Ofen zu erwärmen. Erst dann konnte man den hölzernen Zuber besteigen.
    Aufgrund der zeitraubenden Beschäftigung mit mei nem modernen »Badetempel« entgingen mir die im mer drohender aufziehenden Wolken an meinem eigenen Finanzhimmel, bis, ja, bis zu jenem fatalen Tag, an dem ich in die bei uns einfach »Stadt« genannte City fuhr, um meine Garderobe dem neuesten Stand anzupassen. Bepackt mit Einkäufen rastete ich im Kaffeehaus »Bräunerhof«. Im Allgemeinen ist es dort sehr ruhig, die Leute unterhalten sich gedämpft. Diesmal jedoch störte mich, dass in zwei Logen hinter mir immer wieder Gelächter aufbrauste.
    Vorsichtig drehte ich mich um, denn ich glaubte einige mir bekannte Stimmen zu hören. Tatsächlich die jungen Damen und der Mann waren alle aus der Runde von Flos Abendeinladung! Was suchten sie in dem bürgerlichen Kaffeehaus?
    Als ich merkte, dass sie über mich, tatsächlich über mich redeten, traten mir fast die Augen aus den Höhlen. Unwillkürlich spitzte ich meine Ohren, obwohl ihre lauten Gespräche nicht zu überhören waren. »Ho, ho«, erklang es. »Erinnert ihr euch an die Alte bei der letzten Fete von Flo? Er managt ihr Vermögen und muss, weil sie so zudringlich ist, mit ihr ins Bett. Sie hat an Narrn an ihm gfressn.« – »Ja«, ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen. »Und es soll, wie er sagt, grauslich sein. Sie ist überall rasiert und faltig. Nackert schaut sie aus wie ein hässliches altes Huhn.« – »Aber ist er denn nimmer mit der Kathi?« – »Schon, aber heimlich. Ihr wisst, er hat das Geld der Alten auf Yen-Hausse gesetzt. Alles, ohne Asset Allocation! Ist nimmer viel übrig. So opfert er sich halt. Kostet den armen Flirtspecht viel Überwindung. Aber was tut man nicht alles für den Job!« Ein tiefes Seufzen bemitleidete das Opfer seines Berufes. »Ist wirklich alles weg?«, fragte eine männliche Stimme ungläubig. »Weiß es nicht genau,

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