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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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Wasser.«
    »Mommy?« Das kleine Mädchen streckte ihr die Arme entgegen, und Carmen hob sie hoch.
    »Was genau hat sie denn gesagt?«, fragte ich.
    »Dass sie Drew umgebracht hat.« Carmen seufzte. »Mehr kriege ich nicht aus ihr raus. Warte, bis du sie gesehen hast.«
    »Ich werde versuchen, sie zu beruhigen.«
    »Glaub mir«, sagte Carmen, während sie mich durch Wohn- und Esszimmer zur Küche führte. »Da liegt gar nicht das Problem.«
    Annie saß auf einem Stuhl und hatte die Arme um sich geschlungen. Obwohl sie einen Pulli und Jeans trug und vor einem kleinen brennenden Holzofen saß, zitterte sie.
    »Sie hat so gefroren«, sagte Carmen und deutete mit dem Kopf auf den Ofen. »Jetzt wird man hier drin geröstet, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Geholfen hat es anscheinend nicht.«
    Ich zog mir einen der Küchenstühle heran und setzte mich Annie gegenüber. Ihre Wangen waren gefleckt, ihr Haar zerzaust. Penny legte das Kinn auf Annies Schoß. Annie reagierte nicht. »Annie?«
    Sie wiegte sich hin und her. Ihr Blick war leer.
    »Sweetie.« Ich nahm eine ihrer eiskalten Hände in meine. »Wie fühlst du dich?«
    Sie wiegte sich weiter. Kein Blickkontakt.
    Kein gutes Zeichen. Überhaupt kein gutes Zeichen. Ich drückte Annies Hand und wandte mich an Carmen, die mit ihrer Tochter auf dem Schoß am Esstisch saß. »He, Carm, erinnerst du dich noch, wie eine von uns bei Annie vom Apfelbaum gefallen ist und sich den Arm gebrochen hat?«
    »Klar«, sagte Carmen und sah mich an, als sei ich durchgeknallt.
    »Wer war das?«
    »Ich. Dios! Ich weiß noch, dass es höllisch wehtat. Und ihr habt alle gelacht.«
    »Haben wir nicht«, sagte ich.
    »Habt ihr wohl«, sagte Carmen.
    Ich sah vorsichtig zu Annie, die sich noch immer vor- und zurückwiegte. Ich legte einen Arm um sie und versuchte, ihr den Trost zu geben,dessen sie so dringend bedurfte.Ichnickte Carmen zu, die mir verschwörerisch zuzwinkerte.
    »He, Tal. Oder soll ich Emma sagen?« Carmen grinste. »Erinnerst du dich noch, wie Henry Cunningham dir einen Kuss gestohlen hat?«
    »Und ob. Damals fand ich das ziemlich eklig.«
    Carmen kicherte. »Da siehst du mal, wie man sich täuschen kann.«
    »Da hast du allerdings recht.« Penny hatte angefangen, Annies Hand zu lecken. »Seine Küsse sind eindeutig besser geworden.«
    Annie hatte aufgehört, sich zu wiegen. Ein Fortschritt.
    »Ich dachte, ich muss sterben, als Annie mit diesem Knutschfleck am Hals aufgetaucht ist«, sagte ich.
    »Ich auch.« Carmen drückte ihre Wange an den Kopf ihrer Tochter.
    »Das war nicht ich«, sagte Annie leise. Sie legte eine Hand auf Pennys Kopf.
    Hurra. »Klar warst du das. Du hast noch versucht, ihn mit diesem grässlichen rosa Schal zu verdecken.«
    Annie schüttelte langsam den Kopf. »Nein, der war blau. Und es war Carmen. Gib’s zu, Carmen.«
    »Annie hat recht«, sagte Carmen strahlend. »Ich hatte den Knutschfleck.«
    »Oh Mann, meine Erinnerung lässt mich im Stich«, sagte ich. »Und von wem war er?«
    »Caleb Farley«, sagte Carmen. »Und er hat versucht, mich zu betatschen.«
    »Carmen!«, sagte Annie.
    »Na, wenn’s doch stimmt.«
    »Du solltest Sadie die Ohren zuhalten, wenn du so was erzählst.«
    Ich kicherte. »War es sehr widerlich, Carm?«
    »Mir hat’s eigentlich gefallen.« Carmen setzte ihre Tochter Sadie auf dem Boden ab. »Ich werde mal einen Tee aufsetzen. Willst du welchen, Annie?«
    Annie unterdrückte ein Schluchzen. »Ohhh … also gut.«
    »Wäre dir ein Kaffee lieber?« Ich ließ Annie nicht aus den Augen.
    »Ja«, flüsterte Annie. »Viel lieber.«
    »Immer Sonderwünsche«, sagte Carmen lachend. »Ich mach mir auch einen.« Sie eilte geschäftig zum Herd und griff nach dem Teekessel.
    Ich berührte Annies Wange. »Meinst du, wir können uns jetzt ein bisschen unterhalten, Liebes?«
    Ihr Blick glitt von mir ab, und sie strich nervös über ihre Gürtelschnalle. Sie umarmte Penny. Dann flüsterte sie: »Ja.«
    »Erinnerst du dich noch daran, dass du bei mir im Cottage warst, bevor du mit deinem Vater nach Portland aufgebrochen bist?«
    Ein weiteres gestammeltes »Ja«.
    »Und war es in Portland nicht schön?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Daddy erzählt, dass ich mich schlecht fühle, also sind wir am nächsten Tag wieder zurückgefahren. Ich, äh, habe Daddy angelogen. Als er dann mit seinen Freunden einen Kaffee trinken gegangen ist, bin ich zu Dr…Drew gefahren.«
    »Wann war das, Annie?«
    »Gleich nach dem

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