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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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Abendessen.«
    »Und war mit Drew alles in Ordnung, als du da warst?«
    »Nein.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Er war fies und streitlustig. Er hat mich angeschrien, als ich ihm sagte, dass ich kein Kind von ihm wollte.«
    Huj. »Er wollte ein Kind mit dir haben?«
    » Qué lío! «, rief Carmen.
    Annie nickte. Mehr Tränen.
    »Und was geschah dann, Sweetie?«
    »Drew sagte, er würde mich nicht heiraten, wenn wir kein Baby bekommen. Ich sagte ihm, dass ich das nicht könnte. Daraufhin meinte er, er wäre immer noch ein Mann. Ich sehe ihn noch genau vor mir, Tally, wie er mich angeschrien hat. Wegen des Babys. Er war völlig verrückt. Stand komplett neben sich. Ich habe versucht, es ihm zu erklären. Dass ihm die Krankheit so zusetzt. Dass das Baby seine Krankheit erben könnte.«
    Carmen reichte Annie eine Tasse Kaffee. Annie legte die Hände darum. Sie schüttelte den Kopf. »Drew meinte, nie im Leben würde sein Kind die Krankheit bekommen.«
    »Aber du wusstest, dass das möglich ist, oder?«
    »Natürlich.« Sie schloss die Augen. »Und das konnte ich doch nicht tun. Einem Kind so etwas anzutun. Nicht einmal Drew zuliebe. Obwohl wir seit Jahren darüber gesprochen hatten und ich mir nichts mehr gewünscht habe als das. Aber jetzt konnte ich das nicht mehr machen. Und ich habe mich so geschämt, als ich ihm dann sagte, dass ich ihn nicht heiraten würde. Ich kam mir so schlecht vor. Aber ich wollte meine Meinung nicht ändern.«
    »Verstehe. Und jetzt denkst du, dass er sich deshalb umgebracht hat.«
    »Es geht noch weiter. Daddy kam dazu. Er war furchtbar wütend. Er hat mich ebenfalls angeschrien, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich Drew nicht heiraten werde. Und dann haben mich beide angebrüllt.«
    Ihre Augen wurden riesig. »Daddy wollte, dass ich Drew etwas vormache. Dass ich so täte, als würde ich ein Kind von ihm bekommen wollen. Beide haben immer weiter auf mich eingeredet, haben geschimpft und gepoltert, als wären sie durchgedreht, aber beide aus unterschiedlichen Gründen. Also habe ich mich im Badezimmer eingeschlossen und das Wasser laufen lassen.«
    Ich lächelte. »Keine schlechte Idee, meine Liebe.«
    »Ich war immer ein Angsthase. Nicht so tapfer wie du oder Carmen.«
    »Das stimmt nicht. Mut zeigt sich auf ganz unterschiedliche Arten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich auf die Toilette gesetzt und über vieles nachgedacht. Versteht ihr, ich konnte Drew nicht anlügen. Wir haben uns gegenseitig all die Jahre so viel bedeutet. In all dieser lange zurückliegenden Zeit. Ich habe immer daran gedacht. Was wir gewesen waren, was er war – so groß und stark und strahlend. Es kam mir vor, als hätte ich ihn immer geliebt. Das ist … war immer noch so, aber nicht mehr die gleiche Art Liebe. Ich habe erkannt, dass ich jetzt Steven liebe. Weißt du, was ich meine?«
    »Ich weiß«, sagte ich und dachte an Hank und die Tatsache, dass das Leben nur selten einfach ist.
    »Während ich dort saß, habe ich endgültig akzeptiert, wie krank Drew war. Und dass es nicht meine Schuld war, nichts davon, obwohl ich ihm immer noch beistehen konnte. Das hätte ich nur zu gern getan. Aber egal, was auch passierte, ich konnte ihn nicht heiraten.«
    »Das ergibt alles einen Sinn, Annie.« Ich drückte sie fest an mich. »Das sind alles gute Sachen, die du da entdeckt hast, keine schlechten.«
    Die kleine Sadie stemmte sich hoch und ging zu Annie hinüber. Sie streckte ihr die Arme entgegen, und Annie zog sie auf ihren Schoß.
    »Ich möchte Kinder.« Annie seufzte. »Sehr sogar. Während ich da drin saß, konnte ich Daddy und Drew hören, wie sie sich gegenseitig anschrien. Also bin ich rausgekommen und habe sie unterbrochen. Daddy fing dann wieder an, mich anzubrüllen, aber dieses Mal hat Drew ihm befohlen, den Mund zu halten.«
    »Das klingt schon eher nach dem alten Drew«, sagte ich.
    »Stimmt. Dann habe ich Drew versprochen, bei ihm zu bleiben und ihn zu pflegen. So lange, wie es eben dauert. Aber ich wollte ihn nicht heiraten. Drew umarmte mich und sagte, das sei okay. Dann ist er aufgestanden, weil er meinte, dass er am Abend noch in die Stadt müsse. Daddy ist wieder ausgerastet und hat mich angeschrien, ich müsse Drew heiraten. Drew hat zurückgeschrien, und ich habe gesagt, dass ich nichts tun muss, was ich nicht tun will.«
    »Und was hat Noah dazu gesagt?«
    Sie streichelte Sadies Locken. »Dass ich nicht länger seine Tochter bin. Dann ist er gegangen. Wie konnte Daddy so was zu

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