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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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ganz schön auf die Nerven, Tal.«
    »Eine Schande«, sagte ich. »Ich würde ihn mir gern mal ansehen.«
    Er lachte, aber es klang grimmig, als hätte ich eine Grenze überschritten. »Sie sind wirklich auf einem guten Trip. Ich kriege morgen oder übermorgen einen Bericht darüber. Ich sag Ihnen Bescheid.«
    »So? Sie sagen mir Bescheid? Schwer zu glauben. Aber jetzt sagen Sie mal, Hank, war Laura nun schwanger oder nicht?«
    Die folgende Pause war so lang, dass ich schon meinte, er würde sich einfach umdrehen und gehen. Ich spürte, dass sein Blick hinter der Sonnenbrille auf mir ruhte. Ich spürte seine Wut, und dass er betroffen war. Aber ich wollte verdammt sein, wenn ich jetzt einknickte.
    »Sheriff Cunningham?«
    »Sie war schwanger«, sagte er. »Zweiter oder dritter Monat. Eine Eileiterschwangerschaft.«
    Oje. Man spricht von einer Eileiterschwangerschaft, wenn die befruchtete Eizelle sich außerhalb der Gebärmutter einnistet. Eileiterschwangerschaften, insbesondere unbehandelte, können starke Schmerzen auslösen, Ohnmachten, innere Blutungen. Sie können sogar zum Tod führen. Der Fötus überlebt dabei nie.
    »Wusste sie davon?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Und das ist die Wahrheit. Außerdem hatte sie einen Tripper. Der Gerichtsmediziner meinte, eine relativ neue Erkrankung, weniger als ein Jahr her.« Seine Stimme klang traurig, und er presste die Lippen aufeinander.
    »Der Vater?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.«
    »Wissen Annie und Noah irgendetwas von alldem?«
    Er hakte seine Hände am Gürtel ein. »Ich weiß nicht. Ich werde irgendwann nach der Beerdigung mit ihnen darüber sprechen müssen. Sie sollten übrigens auch kommen. Es wird hart für die beiden werden. Besonders für Noah.«
    Und hart für dich, Hank Cunningham. Ich atmete tief durch und sprach mit sanfter, freundlicher Stimme weiter. »Wieso haben Sie mir nicht davon erzählt, Hank? Sie wussten es doch gestern schon.«
    Eine weitere Pause. »Sie stellen immer die schwierigen Fragen, Tally. Haben Sie sich schon mal überlegt, dass die Leute manchmal die Antworten nicht wissen?«
    »Es tut mir leid für Sie, wegen Laura, wegen Ihrer Beziehung.« Ich wartete einen Herzschlag lang, dann: »Glauben Sie, es war Gary?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Ich habe vor, zu der Beerdigung morgen zu kommen. Aber danach …«
    Ein knappes Nicken, und schon lief er die Stufen vor dem Gericht hinunter.
    Dieses Mal machte er sich nicht einmal die Mühe, sich zu verabschieden.
    * * *
    Ich ging kurz mit Penny auf dem Rasen Gassi, dann überquerte ich die State Street vor dem Sender WWTH. Ich trat durch die Tür des Radiosenders und schnappte nach Luft. »Ach du meine Güte.«
    Bilbos Welt war verschwunden, stattdessen waren die Wände einheitlich grün. Die Hobbithöhle, Bilbo selbst, der Tisch mit dem dampfenden Teekessel, die Hüte an der …
    »Miss Tally«, erklang eine Stimme zu meiner Rechten.
    Oben an der Treppe stand Foster, die Arme in die Seiten gestemmt.
    »Foster. Ich bin hier, um …«
    »Oh, ich weiß schon, ich weiß.« Er kam die Treppe herunter. »Sie wollten Fotos von den Hobbits und all dem machen, da bin ich mir sicher.«
    Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, zusammen mit den Fotos auch einen Blick auf Lauras Unterlagen werfen zu können. »Ja, das hatte ich vor. Die Malereien oben?«
    Er rieb sich die Stirn. »Weg. Alles weg. Mr Beal hat alles überstreichen lassen. Anscheinend hat er einen Käufer für den Sender gefunden. Ich weiß nicht. Ich weiß wirklich nicht.«
    »Es tut mir so leid. Ich kann noch gar nicht fassen, dass ihre Kunstwerke einfach so fort sind. Wie traurig. Ich würde mich trotzdem gerne umsehen.«
    »Ich fürchte, das geht nicht.«
    » Geht nicht? Und warum bitte geht es nicht?«
    »Weil man Laura vergewaltigt hat. Nicht nur der Mörder hat das getan, sondern …«
    »Laura wurde nicht vergewaltigt, Foster.«
    »Das meine ich nicht. Alle haben in ihren Sachen rumgeschnüffelt, angefangen von der Polizei über Sheriff Cunningham bis hin zu ihrem eigenen Vater. Sie haben nichts gefunden. Und Sie würden auch nichts finden.«
    Ich seufzte. Hier hatte ich noch jemanden vor mir, der Laura verehrte, aber auch viel verbarg. »Ich versuche doch nur zu helfen, Foster. Obwohl alle Laura schützen, scheint niemand dabei helfen zu wollen, ihren Mörder zu finden. Warum? «
    Foster machte eine Geste in Richtung Wand. »Sehen Sie sich nur an,was er mit ihrer Kunst gemacht hat.Geschändet.«
    »Kommen Sie, Foster, reden Sie

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