Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
mehreren Kriegszügen und begrüßten sich als Gleicher unter Gleichen mit Handschlag. „Was bringt Euch in diese abgeschiedene Gegend, Leopold?“ Der Kriegsherr senkte seine Stimme zu einem Flüstern, so leise, dass nur Vlad seine Worte verstehen konnte. „Der Drache wurde gefunden!“ Vlad erstarrte. Das konnte kein Zufall sein! Viele Jahre lang hatte kein Hahn nach dem Drachen gekräht, war die Erinnerung nur eine spannende Erzählung unter anderen.
Aber seit einigen Tagen drängte sich der alte Feind seines Großvaters mehr und mehr in sein Leben. Oben war eine Frau sein Gast, die einen Drachen in sich trug und nun erschien Leopold von Segescin und berichtete, der verlorene Drache sei gefunden worden. Ein bisschen zu viel Zufall für Vlads Geschmack. Er war Krieger und wusste, dass es keine Zufälle gab. Dahinter musste ein tieferer Sinn stecken! „Wer fand ihn?“, fragte Draculea kurz. „Ich selbst! Eine Reihe von Zufällen führte mich schlussendlich an den Ort, wo der Drache einst versteckt worden war.“ Da war es wieder! Zufall? Vlad zweifelte immer mehr an der Zufälligkeit der Ereignisse. Und er spürte, dass von Segescin log. Er sagte nicht die ganze Wahrheit, das konnte Vlad fühlen.
„Ihr werdet Eurem Ruhm gerecht. Ab nun wird Euer Name im Orden mehr Gewicht haben als der eines jeden anderen!“ Vlad lächelte gezwungen. „Was gedenkt Ihr nun zu tun?“ „Was meint Ihr?“ Von Segescin runzelte die Stirn. Ahnte Draculea etwas von seinen wahren Absichten? Unmöglich, er hatte sie nie jemandem mitgeteilt. Dies war ein Plan, den nur ein Mann ausführen konnte!
„Nun, was gedenkt Ihr nun zu tun, da der Aufenthaltsort des Drachen bekannt geworden ist? Was wollt Ihr tun … gegen den Drachen?“ Hatte sich dieser erfahrene Stratege und Krieger wirklich keine Gedanken gemacht, was als Nächstes zu tun wäre? Wenig wahrscheinlich! Draculea lächelte noch immer, aber innerlich stand er mit gezücktem Dolch bereit. „Am besten wäre wohl, wenn wir wieder eine Wache postieren und zum Schutz ein neues Gebäude über der Drachengruft errichten. Das ist zumindest, was ich dem Rat vorzutragen gedachte.“ Vlad lachte trocken. „Eine Wache! Das ist ja wohl schon einmal schiefgegangen! Sie haben sich gegenseitig zerfleischt, nicht wahr? Ich denke, wir sollten tun, was die Alten nicht geschafft haben. Wir sollten das Untier endgültig zu Staub zertreten!“
Von Segescin trat einen Schritt zurück. Er hatte nicht mit Widerspruch gerechnet. „Das wird der Rat entscheiden, meint Ihr nicht?“, fragte er mit scharfem Unterton. Er war im Orden der Ranghöhere und konnte sich einen solchen Ton selbst Vlad Draculea gegenüber erlauben. Vlad neigte den Kopf. „So ist es. Nun, ich habe noch zu tun. Ich muss Euch nichts darüber erzählen, was es auf solch einer Festung wie Poenari zu tun gibt. Ich sehe Euch beim Abendessen!“ Vlad nickte dem schweigsamen Begleiter von Segescins zu und verließ den Saal durch den gleichen Gang, durch den er ihn betreten hatte.
Er stürmte die Treppe zu seinen Gemächern hoch und fragte sich, ob er von Steinborn und der Dame Rebekka von seinem Gespräch mit von Segescin berichten sollte. Er wischte seine Bedenken beiseite und entschied, dass es dumm wäre, dies nicht zu tun. Von Segescin führte etwas im Schilde. Er fühlte das! Er klingelte nach seinem Diener und schickte nach Rebekka und von Steinborn. Es dauerte keine Viertelstunde, bis es an seiner Tür klopfte. Vlad hatte alle Diener fortgeschickt, irgendwelche Dinge zu erledigen, so dass sie unter sich waren. Mit schnellen Sätzen schilderte er den beiden, was er durch von Segescin erfahren hatte.
Von Steinborn kaute an seiner Lippe. Das waren ganz neue Entwicklungen. Er kannte die Legende vom Steinernen Drachen. Der Drachenorden suchte seit Jahrzehnten nach dem Versteck. Was bedeutete das für Rebekka? „Aber der Drache ist aus Stein. Tot. Tot wie ein Stein!“, sagte Rebekka. Vlad nickte. „So ist es auch. Aber es heißt auch, der Drache könne wieder erwachen. Deshalb sucht der Orden seit zwei Generationen nach ihm. Um das Werk zu beenden. Und nun kommt von Segescin und will eine Wache aufstellen!“ Er spie auf den steinernen Boden. „Das hat schon beim ersten Mal nicht geklappt. Man sagt, die Männer wären dem Wahn verfallen, haben sich gegenseitig umgebracht. Man fand die Gruft wohl voller Leichen und hat den Raum daraufhin versiegelt.“
So ging es noch eine Weile hin und her, bis die drei übereinkamen, dass
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