Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Rebekka und von Steinborn nicht in Erscheinung treten würden. Rascott und Michel de Notre-Dame würden aber vorgestellt werden und hatten so die Möglichkeit, die beiden Besucher auszufragen. Leopold von Segescin hätte sicher gern Mäuschen gespielt bei diesem Gespräch. Er saß mit Karl zusammen in dem Raum, den Vlad für sie hatte herrichten lassen und besprach das weitere Vorgehen. Karl glaubte, er wolle den Drachen töten. Nun, das entsprach genau genommen auch der Wahrheit, nur nicht ganz so, wie Karl das verstand. Leopold von Segescin hatte nur vor einer einzigen Sache Angst und das war der Tod.
Er war im letzten Jahr in London gewesen. Er hatte diese Reise verflucht, denn der britische Winter lädt nicht eben zum Reisen ein, aber es war unvermeidlich gewesen, auf die Insel zu reisen. Dort hatte er die Bekanntschaft einer aufregenden Frau gemacht und auch das Bett mit ihr geteilt. Und Lady de Ville hatte ihm eine Geschichte erzählt, als er ihr gestand, dass er ein Ritter des Drachenordens sei. Eine Geschichte von einem Vampir, der Blut trinken musste, um den Drachen in sich kontrollieren zu können. Sie hatte es eine Geschichte aus Siebenbürgen genannt, aber er hatte gleich gespürt, dass dieser Geschichte mehr anhaftete als nur der Reiz einer guten Erzählung.
Er hatte seine Mitgliedschaft im Orden genutzt, um an mehr Informationen zu gelangen. Am Ende sah er den Plan vor sich, als habe sich dieser selbst geformt. Wenn ein Drache getötet wird, geht sein Geist auf den über, der ihm das Leben genommen hat. Dieser muss fortan Blut trinken, dann hat er die Macht und die Kontrolle. Er hatte sich alles genau zurechtgelegt. Es war ganz einfach. Er musste nur den Drachen zum Leben erwecken und sofort umbringen, dann würde er die Macht über Leben und Tod geschenkt bekommen. Er hatte sich genau ausgemalt, wie er vorgehen würde. Ketten würden um den steinernen Drachen gespannt, bevor er ihn erweckte. Dazu brauchte er Blut. Viel Blut! Menschliches Blut! Nun, das sollte kein Problem sein! Er hatte schon viel Blut vergossen. Erst auf dem Herweg hatten er und Stabener die zwölf Männer umgebracht, die sie begleitet hatten. Er brauchte keine Zeugen, die den Ort des steinernen Drachen wiederfinden konnten. Er hatte einen Witz darüber gemacht, dass sie das Blut der Männer später gut hätten brauchen können, aber Stabener hatte nicht gelacht. Er würde andere finden und töten müssen, um den Drachen zu erwecken.
Dann musste er den Drachen schnell wieder umbringen. Er hatte herausgefunden, dass es einige Dinge gab, die einen Drachen töten konnten und schon vor mehreren Jahren hatte er sich in den Besitz einer dieser Waffen gebracht. Er hatte ein Kloster niederbrennen müssen, aber es hatte sich gelohnt! Das Kloster hatte eine mumifizierte Hand besessen, von der es hieß, sie habe dem ersten Drachentöter gehört und es wurde erzählt, dass die Hand die Macht hatte, Drachen zu töten, indem man sie ihm in das offene Maul stieß. Leopold hatte sich eine Lanze anfertigen lassen, an deren Spitze er diese Hand befestigen konnte. Damit würde er den Drachen vernichten und der Geist des Drachen würde in ihn fahren. Er würde unsterblich sein! Ein unsterblicher Vampir, aber der Tod hätte dann keine Macht mehr über ihn. Was war da schon der Preis, den er würde zahlen müssen, was die paar Leben, die er würde nehmen müssen? Sie waren sowieso dem Tode geweiht.
Leopold lächelt still. Karl Stabener fragte sich, was seinen Herrn wohl so schmunzeln ließ. Er hätte ihm wohl den Schädel eingeschlagen, hätte er die Gedanken von Segescins lesen können. Stabener stammt aus dem Norden Germaniens und war als junger Mann zu den Söldnern gestoßen, die sich gegen die Türken verdingt hatten. Leopold von Segescin hatte ihm in einem Scharmützel das Leben gerettet. Seitdem stand Stabener ihm treu zur Seite, war sein Kammerherr und Leibwächter. Die Narben in seinem Gesicht und auf seinem Körper waren deutliche Zeichen dafür, dass er schon so manche Schlacht an der Seite seines Herrn geschlagen hatte. Er hatte für ihn gestohlen und gemordet. Es gab nichts, das Stabener nicht für Leopold von Segescin getan hätte. Er wäre für ihn gestorben. Und nicht weniger beabsichtigte von Segescin von ihm zu fordern …
14. Kapitel
In den Wäldern der Walachei trieben sich nicht viele Menschen herum. Ein paar Gesetzlose, Ausgestoßene der Gesellschaft, ein paar Jäger und kleine Gruppen von Zigeunern, die ruhelos durch das Land
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