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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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bestimmt. »Man muss seine Pflicht annehmen und ehrenhaft erfüllen.«
    »Das lässt sich leicht sagen, wenn man aus dem Rennen ist, oder?«, fragte Jack.
    »Wie bitte?« Dentons Gabel stockte auf halbem Weg zum Mund.
    »Ich meine ja bloß: Sie haben nie vor dem Fernseher sitzen müssen, um zu warten, ob man Sie um die halbe Welt schickt, damit Sie einen Dschungel gegen ein fremdes Regime verteidigen, deswegen haben Sie für mein Gefühl gar kein Recht, das zu verurteilen.«Während er redete, drehte und wendete Jack die Überreste seines Stubenkükens geschickt mit dem Besteck und entnahm dem Gerippe die letzten Fleischreste.
    Dentons großes, kräftiges Gesicht verfärbte sich zum Ton einer schwitzenden Tomate. »Und Sie? Schon gepackt für Kanada? Oder haben Sie eine schöne hohe Zahl bekommen?«
    Jack legte das Besteck auf den Tellerrand und betupfte sich den Mund mit der Serviette. »Ich habe am vierzehnten September Geburtstag«, sagte er.
    Alle am Tisch erstarrten. Winn starrte Jack an. Jack begegnete seinem Blick und schaute gleich wieder weg. Jetzt erinnerten sich auch die anderen an Winn und schauten zwischen ihm und Jack hin und her.
    »Na, so was«, sagte Denton. Er lehnte sich zurück und betrachtete die Jungen und die traurigen Überreste des Essens mit dem Wohlwollen eines zufriedenen Khan. »Alpha und Omega. Zusammen an einem Tisch.«
    »Aber du wirst dich doch freistellen lassen«, sagte Winn. »Dein Studium dauert nach diesem noch zwei Jahre.«
    »Nein. Ich werde meiner Einberufung Folge leisten.«
    »Gott, warum das denn?«, platzte Bill Midland heraus.
    »Mach keine Dummheit, Fenn«, sagte Winn. »Warum tust du das?«
    »Mir missfällt dieses ganze Herumgedruckse. Bei den Ärzten, bei der Einberufungsbehörde. Gute Beziehungen. Flucht nach Kanada. Ich will es euch nicht vorwerfen, dass ihr lieber drum herum kommen möchtet, aber ich kann das so nicht. Meine Zahl ist in der ersten Runde dabei. Ich werde die Einberufung annehmen.«
    »Das ist verrückt.« Es brach aus Winn heraus, bevor die anderen den Mund aufmachen konnten. Seine Vehemenz überraschte ihn selbst. Er richtete den Zeigefinger auf Jack. »Sich zu drücken ist eine Sache, aber eine Freistellung auszuschlagenist was ganz anderes. II-S ist genau für Leute wie dich gedacht. Du kannst dich nicht einfach einziehen lassen. Lass dich doch zum Reserveoffizier ausbilden, Fenn, wirklich. Du hast keine Ahnung, was dich erwartet. Willst du mit einem Haufen Jungs im Matsch liegen, die ihren Kopf dafür gegeben hätten, damit sie drei Jahre II-S kriegen? Vergiss das mit dem Helden. Sei vernünftig. Es ist zu deinem Besten.«
    »Ich muss Van Meter Recht geben«, stimmte Denton zu. »Freistellungen gibt es aus gutem Grund, und Sie sollten diese Chance nützen. Denken Sie an Ihre Mutter. Es hat doch keinen Sinn, alles wegzuwerfen für ... für eine Geste, die Sie bereuen werden, sobald Sie drüben sind. Wahrscheinlich schon vorher. Aber dann wird es zu spät sein. Herrgottnochmal, Karottenkopf, Sie werden ein leichtes Ziel sein.«
    »Und was ist der Grund?«
    »Wofür?«
    »Warum gibt es Freistellungen?«
    »Das hatten wir doch schon, Fenn«, sagte Denton, sein Ton geduldig und väterlich. »Es gibt sie, damit Männer wie Sie nicht vor der Zeit aus dem Leben scheiden. Etwas vollkommen Sinnloses. Verschwendung. Hören Sie auf meinen Rat. Nehmen Sie II-S in Anspruch. Wenigstens für ein Jahr. Wenn Sie in einem Jahr noch genauso denken, dann gehen Sie zur Army. Ich gehe jetzt meine Hände waschen.« Er nahm seine mächtige weiße Serviette vom Schoß und schrubbte sich die Lippen.
    Jack nahm bei seiner Antwort den Ton von Dentons falscher Geduld auf. »Danke schön, Mr. Denton. Ich werde darüber nachdenken. Aber ich glaube, ich habe die Eins mit einem Grund gezogen.«
    »Wie?«, sagte Denton. »Warum? Wegen Gott und all dem?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
    »Fenn«, sagte Winn. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber du klingst mit jeder Minute bekloppter.«
    Jack lächelte verhalten. Er wirkte ruhig, beinahe traurig. »Ach, ich weiß nicht, Winn. Ich glaube, dir würde es beim Militär gefallen. Es gibt jede Menge Regeln, und man weiß immer, wo man steht.«
    Winn sagte: »Warum willst du überhaupt in den Ophidian? Wenn du vielleicht nicht mal mehr dieses Jahr da bist? Wozu bewirbst du dich noch?«
    »Na ja, ihr habt mich zum Essen eingeladen, und ich hatte Zeit, und man hat mir beigebracht, dass es unhöflich wäre, eine Einladung

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