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Leichtes Beben

Leichtes Beben

Titel: Leichtes Beben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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gedacht: Das ist es! So habe ich mir das mit einer Frau immer vorgestellt! So und nicht anders! Und mit dem Geschmack von Tequila im Mund sagte er: »Wieso gerade ich?«
    »Was meinst du?« Zur Abkühlung ihrer erhitzten Wangen presste sie das kalte Glas dagegen.
    »Weshalb tust du das hier ausgerechnet mit mir?
    »Ganz einfach«, sagte Jill lächelnd und streifte mit einem Bein das Laken ab. »Weil mir junge Männer nichts sagen!« Und dann drehte sie sich zu ihm hin, schob ihre Hand unter das Laken und griff ihm zielsicher zwischen die Beine.
    »He!«, sagte er, zog reflexartig das Becken ein Stück zurück und lachte auf.
    Nachdem sie ein zweites Mal miteinander geschlafen hatten, steckte Jill sich eine Zigarette an, stieß, auf dem Rücken liegend, den Rauch in Wölkchen hinauf zur Zimmerdecke und sagte: »Wo warst
du
eigentlich, als die Erde gebebt hat?«
    »Willst du das wirklich wissen?«, sagte Kapaun und umfasste nachdenklich mit beiden Händen das auf seiner Brust platzierte Tequilaglas. Dabei beobachtete er, wie dessen gelblicher Inhalt hin und her schwappte, wenn er ein- und wieder ausatmete.
    »Klar!«, sagte Jill, drehte sich auf den Bauch und blies ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht.
    |173| »Ich war im Wald«, sagte Kapaun und kniff die Augen zusammen.
    »Im Wald? Was hast du denn da gemacht?«
    »Eine kleine Sauerei«, sagte Kapaun und musste unwillkürlich grinsen. Denn wenn er jetzt an das dachte, was dort passiert war, erschien es ihm plötzlich seltsam unwirklich. Und irgendwie grotesk. Ja, grotesk, dachte er, das trifft es genau.
    »Klingt gut, erzähl schon!«
    Jill hatte die Zigarette im Aschenbecher ausgedrückt. Sie lag nun wieder bäuchlings vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Ihren Kopf hielt sie auf beide Hände gestützt, die Ellbogen in die Matratze gedrückt. Das Haar lag schimmernd auf ihren nackten Schultern.
    »Ich habe einer alten Freundin einen Gefallen getan, ziemlich schräge Sache, das Ganze«, sagte Kapaun.
    »Und weiter?«
    »Ja, also, es war so.« Er steckte sich nun seinerseits eine Zigarette an. Und dann erzählte er ihr von dem Liebespaar und dem Wagen, wie er sie bedroht und dazu gezwungen hatte auszusteigen. Wie er dem Mann den Spaten hingeworfen und ihm anschließend mit vorgehaltener Waffe befohlen hatte, ein Loch zu graben. Für sich und sein kleines Flittchen.
    »Geil!«, unterbrach Jill ihn, und als sie sich vor ihm aufsetzte, konnte Kapaun sehen, dass ihre Brustwarzen hart waren.
    »Die Geschichte scheint dir ja richtig zu gefallen«, sagte er.
    »Weiter!«, antwortete sie und legte beide Hände auf ihren Busen.
    |174| »Als der Typ das Loch fertig hat, da fängt plötzlich das Beben an, und die beiden sehen mich entgeistert an. Zuerst habe ich selbst nicht kapiert, was los ist. Doch nach einigen Sekunden ist das Ganze auch schon wieder vorbei.«
    »Ist das wahr?«, sagte Jill und sah ihn lächelnd an.
    »Klar«, sagte Kapaun ungerührt. »Die Frau hat ziemlich geschrien und um Gnade gefleht. Aber ich hatte meiner Bekannten versprochen, hart zu bleiben. Also habe ich das Ganze bis zum Ende durchgezogen, mir den Spaten gegriffen und sie mit Erde zugeschüttet. Dann bin ich zurück in die Stadt gefahren und hab ein Bier getrunken.«
    »O Mann!«, sagte Jill, entwand ihm seine Zigarette und nahm einen Zug. »Aber was ist, wenn sie dich erkannt haben?«
    »Unmöglich«, sagte Kapaun. »Ich hatte die ganze Zeit eine Mütze vorm Gesicht, so eine mit Löchern für die Augen. War verdammt heiß unter dem Ding.«
    »Und was ist, wenn sie tot sind? Erstickt in ihrem Loch?«
    »Sind sie aber nicht. Meine Bekannte hat mich heute früh angerufen und gesagt, dass alles okay ist. Sollte ja auch bloß ein Denkzettel sein.«
    »Darf ich die Waffe mal sehen?«
    »Von mir aus.« Kapaun zog die Schrotflinte unter dem Bett hervor und hielt sie ihr hin.
    »Wow!« Jill griff nach dem Gewehr und fuhr mit dem Zeigefinger über den glänzenden Abzug. Dann sagte sie: »Ist das Ding etwa geladen?«
    »Betriebsgeheimnis!«, antwortete er, nahm ihr die |175| Waffe weg und legte sie neben das Bett. Da schlang Jill ihre Arme um seinen Hals, zog ihn auf sich und flüsterte: »Komm her, mein Held.«
    »Moment mal«, sagte Kapaun und machte die im Ascher liegende Zigarette aus. Dann sah er ihr lange in die Augen, in denen er ein Leuchten zu sehen glaubte. Schließlich sagte er ganz ruhig: »Und das nächste Mal bringen wir einen um.«
    »Du Spinner«, kicherte Jill und nahm ihn hungrig wieder

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