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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihn mitmachen sahen. Keiner sagte ein Wort, doch es entging niemanden, wie Ven vor Stolz anschwoll, weil er sich wieder neben sie setzte.
    »Und wie war Ihr Tag?«, fragte Nigel in die Runde.
    »Schrecklich!«, antwortete Royston. »Da war tatsächlich einmal zwischendurch eine Wolke. Ich wollte schon fast eine Kostenerstattung verlangen.«
    »Fantastisch«, sagte Stella. »Korcula ist eine unserer Lieblingsinseln.«
    Frankie schwieg. Sie wollte nie wieder von der Insel hören, denn der Name war für sie auf immer mit der Erinnerung daran verknüpft, wie sie schroff von einem umwerfenden Mann abgewiesen wurde und keinen Schimmer hatte, wieso.
    Die Karte war sehr tropisch gehalten: jede Menge Kokosnuss- und Bananengerichte. Ven hoffte nur, dass sie später genug Platz für den Bananen-Mokka-Käsekuchen hatte. Aber ein oder zwei Gabeln voll würden wohl noch reinpassen.
    »Verzeihung.« Nigel griff an ihr vorbei zu den Butterstückchen, wobei sein Arm ihre Hand streifte. Dafür entschuldigte er sich. Unter dem Tisch zitterten Vens Knie wie verrückt. Sie bemerkte einen kleinen Schnitt an seinem Hals, der vom Rasieren stammen musste, und fragte sich, ob sein Gesicht sich so glatt anfühlte, wie es aussah, oder ob sie Stoppeln fühlen könnte, wenn er sie küsste.
    »Und was halten Sie von Korcula?«, fragte er Ven. Zum ersten Mal schenkte er ihr seine volle Aufmerksamkeit.
    »Reizend«, sagte Ven. »Allerdings nicht ganz so hübsch wie Venedig.« Das war ein Flirtversuch, den sie allerdings gleich bedauerte, weil Nigel nicht reagierte und eine Sekunde später mit Royston sprach. Leider belegten Royston und Eric ihn auch während des Hauptganges mit Beschlag, indem sie ihn nach lauter technischen Dingen fragten.
    Und Vens Pläne, ihn beim Dessert wieder für sich zu gewinnen, zerplatzten wie Seifenblasen, als Nigel sich schon vorher entschuldigte. Er wünschte ihnen allen einen schönen Abend und hoffte, sie bei der Party obenan Deck zu sehen. Immerhin berührte Nigel sie kurz an der Schulter, und um ein Haar hätte sie vor Glück geseufzt. Dieser Mann versetzte sie in einen wahren Gefühlstumult. Äußerlich mochte sie vierzig sein, aber innerlich war sie wieder vierzehn, heimlich verliebt in Mr. Lambert, ihren Englischlehrer.
    »Was habt ihr morgen in Kefalonia vor, Mädchen?«, fragte Royston, bestellte eine Runde Bananenlikör für alle zum Kaffee und bestand wie üblich darauf, dass er spendierte.
    »Wir wollen zu den Höhlen«, antwortete Roz. »Wart ihr schon mal da?«
    »Ja, waren wir«, sagte Irene. »Und zieht euch feste Schuhe an. Ihr müsst viele Treppen steigen.«
    »Ja, das hat Olive uns schon erzählt«, sagte Frankie. »Sie hat früher eine Zeit lang auf Kefalonia gelebt.«
    »Vor ewig langer Zeit«, ergänzte Olive. In einem anderen Leben.
    Nach dem Kaffee gingen sie geschlossen zur Deckparty. Frankie entdeckte Vaughan auf der anderen Seite des Pools. Er trug ein Hemd mit orangenen Giraffen, das sehr gut zu seinem zerzausten blonden Haar passte. Für einen solch großen Mann wirkte er erstaunlich süß, doch sie wollte ihm auf keinen Fall zulächeln. Stattdessen verfinsterte sich Frankies Miene, bis Olive es bemerkte und sie zurück ins Gespräch mit den anderen zog.
    »Komm schon, blamieren wir uns mal beim ›Agadoo‹«, sagte Olive und zog Frankie mit sich auf die Tanzfläche.
    »Und wie«, antwortete Frankie entschlossen und stürzte sich ins Ananasschieben und Bäumeschütteln, auch wenn sie sich fühlte wie eine zerquetschte Ananas in einem Piña Colada. Alle vier zusammen tanzten eineperfekt koordinierte Macarena. Roz stellte fest, dass ihre Hüften sehr viel beweglicher waren, seit sie Bauchtanz lernte, und Frankie gab alles beim »Ketchup Song«, ehe sie sich in die lange Polonaise einreihten, die auch an Vaughan und dessen Gruppe vorbeirauschte.
    »Guck nicht zu ihm rüber«, befahl Olive streng. Sie hoffte inständig, dass sie morgen auf Kefalonia auch die Selbstbeherrschung beweisen würde, nicht hinzusehen. Große Hoffnung machte sie sich nicht. Vielmehr war ihr jetzt schon mulmig, wenn sie an morgen dachte.

Tag 11
    Kefalonia

    Dresscode: Elegant

52. Kapitel
    »Und wieder ein beschissener Tag im Paradies!«, rief Royston ihnen zu, als sie in der Buttery an Stellas und seinem Tisch vorbeigingen. Stella gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    Nigel hatte eben in seinem sanften irischen Akzent über die Lautsprecher verkündet, dass es heute glühend heiß würde und die Passagiere darauf

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