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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gerade allein mit einer Frau in einem Restaurant gewesen wäre, die ihn mit Köstlichkeiten fütterte und sein Herz zum Rasen brachte? Natürlich wäre Roz wieder einmal für hundert Jahre stinksauer. Mein Gott, sie waren doch alle atmende Wesen, nicht innerlich tot, sondern durchaus imstande, Anflüge von Verlangen zu erleben, ohne sich gleich mit jemandem auf dem Boden wälzen zu wollen. Nicht jeder Mensch war ein potenzieller Talkshow-Rüpel! War es nicht eigentlich ganz schön, hin und wieder zu fühlen, dass man noch Feuer in sich hatte? Sie sehnte sich so sehr nach Manus, wollte ihm sagen, dass sie den Vogel abschoss, wenn es darum ging, die Dinge unverhältnismäßig aufzublasen. Das hatten ihr soeben einige Canapées und etwas Wein bewiesen. Die Bedeutung von Manus’ und Frankies Kuss schrumpfte auf Atomgröße.
    In ihrer Kabine angekommen, beschloss Roz, dass sie eine extrakalte Dusche brauchte.
58. Kapitel
    Es war schön, dass an diesem Abend Royston und Stella wieder mit am Tisch saßen. Royston trug eine besonders bunte Weste, die sehr an das Andrew-Lloyd-Webber-Musical Joseph and the Amazing Technicolor Dreamboat erinnerte. Offensichtlich war er ziemlich stolz auf seinen entsetzlichen Geschmack.
    Noch schöner war, dass auch Nigel wieder bei ihnen saß. Ven bemühte sich redlich, nicht allzu breit zu grinsen, als sie sah, wie er das Restaurant betrat und auf ihren Tisch zusteuerte.
    »Wart ihr an Land?«, fragte Eric, der froh war, nach so vielen Hafentagen endlich einen Witz landen zu dürfen. Alle spielten mit, schüttelten den Kopf und sagten, das hätten sie sich heute verkniffen.
    »Nur noch einmal Landgang«, sagte Irene mit einem betrübten Lächeln. »Wie schade, wo diese Kreuzfahrt doch so außergewöhnlich nett ist.«
    »Ach, noch haben wir drei ganze Tage, also lasst uns bitte nicht schon vom Ende reden«, bat Olive, die den Gedanken nicht ertrug, dass sie bald packen musste.
    »Meinen Sie, dass Sie mal wieder eine Kreuzfahrt machen?«, fragte Nigel, als er Ven die Pfeffermühle reichte. Dabei berührten ihre Hände sich für einen kurzen Moment, und dieser flüchtige Hautkontakt reichte   – Ven glaubte innerlich zu schmelzen wie heiße Butter.
    »Das würde ich sehr gerne.«
    »Und wie sieht es mit den anderen Damen aus?«, fragte Nigel ihre Freundinnen.
    »Das wäre herrlich«, antwortete Olive mit einem verträumten Lächeln, denn natürlich war der Gedanke bei ihrem Putzlohn völlig illusorisch.
    Roz nickte. Anfangs hatte sie sich Manus nicht auf einem Schiff vorstellen können. Sie war sicher, dass er hier ebenso deplaziert wirken würde wie Vaughan. Jetzt aber, nach über einer Woche an Bord, wusste sie, dass es ihm gefallen hätte. Im Anzug sah er umwerfend aus, wie sie bei einigen wenigen Gelegenheiten hatte feststellen dürfen. Das letzte Mal war bei der Beerdigung seines Onkels gewesen. Roz hatte ihm nicht gesagt, wie attraktiv sie ihn fand, weil es a) unangebracht gewesen wäre und b) sie eine unterkühlte Kuh war. Jetzt war es, als würde sie dank der Mittelmeersonne stündlich weiter auftauen.
    »Ich hatte es mir anders vorgestellt«, sagte Frankie. »Nicht ganz so klasse.«
    »Wie denn?«, fragte Royston, der seine Bestellung einer weiteren Flasche Châteauneuf du Pape unterbrach.
    »Gefährlicher. Vorher dachte ich, ich müsste mich dauernd von der Reling fernhalten, damit ich nicht überBord geweht werde. Und ich hatte erwartet, dass es überall voll und drängelig ist, nicht zu vergessen, dass ich mich zu Tode langweilen würde. Aber es ist keine Sekunde langweilig oder eng oder gefährlich gewesen. Es ist einfach super.«
    Royston, Irene, Eric und Stella nickten, was an eine Wackeldackelsammlung erinnerte.
    »Ja, ich würde sofort wieder mitreisen. Leider kann ich es mir in nächster Zukunft nicht leisten   … falls überhaupt irgendwann.« Frankie seufzte.
    »Es gibt immer mal günstige Angebote«, sagte Royston. »Achte einfach auf die Anzeigen. Ihr glaubt ja nicht, zu was für einem Schnäppchenkurs wir unsere Suite gekriegt haben. Ehrlich, das war unschlagbar.«
    »Sicher nicht so unschlagbar wie das, was wir bezahlt haben«, erwiderte Roz lachend. »Ven   … auuu!«
    Sie verstummte, als ein Absatz gegen ihr Schienbein knallte und Ven ihr einen warnenden Blick zuwarf.
    »Ich habe ein günstiges Last-Minute-Angebot erwischt«, sagte Ven rasch, um weitere Fragen im Keim zu ersticken. »Aber ich wette, wir sind nicht so gut weggekommen wie ihr alten

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