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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Eigentümer der Spedition gewesen sein, der seine Wut darüber, dass sein Betrieb den Bach runterging, auf das Mädchen projizierte, einer der Partygäste, der scharf auf sie war und bei ihr abblitzte, oder sogar ihr Vater, der sie dafür bestrafte, dass sie wie ein Flittchen herumlief, und dabei zu weit ging.“ Oder sogar Benjamin.
    „Ein weiteres Problem sind die Betreiber der Volksküche. Einige von ihnen schlafen in dem Haus, viele aber auch nicht. Sie wollen auf keinen Fall die Namen der Gäste herausrücken, weil das ihrem liberalen Grundsatz widerspricht. Wir haben bisher nur die Aussagen der Personen, die sich freiwillig meldeten oder uns von anderen mitgeteilt wurden. Das Ganze liegt ein Jahr zurück. Es ist schwer, nachzuvollziehen, wer alles da war.“
    „Ich hätte die Namen längst“, sagte Daniel unbescheiden und presste seine Lippen aufeinander.
    „Ich weiß.“ Beiläufig strich Tomasz über seine Brusttasche, die die Zigarettenpackung ausbeulte. „Du fehlst uns.“
    Offenbar sehnte er sich nach einer Zigarette. Obwohl Daniel nicht rauchte, konnte er Tom verstehen. Dieser Fall ging einem an die Nieren! In einem Nachbarbüro klingelte das Telefon. Das brachte ihn auf eine Idee. „Wo ist Julias Handy?“
    „Wir haben keins gefunden. Ihre Handtasche hing um ihren Hals. Der Tragegurt war tief im Leichenlipid versenkt. Zuerst dachten wir, sie wäre mit dem Riemen stranguliert worden, aber er war nur festgezurrt, um ihre Tasche mit ihr im Wasser zu begraben.“
    „Jemand wollte alle Spuren verwischen, damit es so aussah, als sei das Mädchen abgehauen.“ Trotz seiner Rage hatte der Straftäter ein letztes Quäntchen Kontrolle über sich und die Situation behalten, das machte ihn in Daniels Augen umso gefährlicher. „Alle Teenager haben heutzutage Handys.“
    „Sie stammt nicht gerade aus einem reichen Elternhaus“, gab Tom zu bedenken.
    „Das spielt keine Rolle. Die Teenager heutzutage würden lieber ohne Unterwäsche aus dem Haus gehen als ohne Mobiltelefon. Da es nicht gefunden wurde, besteht die Möglichkeit, dass der Mörder es mitgenommen hat, um es zu verkaufen“, er holte tief Luft, „oder als Trophäe.“
    Tomasz’ Augen weiteten sich. „Du glaubst, wer einmal derart ausrastet, tut es wieder?“
    „Möglich.“ Daniel nippte an seinem Wasser, er schmeckte die Galle immer noch auf der Zunge. „Seine Hemmschwelle wird inzwischen gesunken sein, denn er ist mit Julias Mord durchgekommen. Bisher zumindest.“
    „Ich werde bei den Eltern nachfragen“, sagte Tomasz und machte sich eine Notiz. „Bestimmt kann der Staatsanwalt beim Ermittlungsrichter einen richterlichen Beschluss erwirken, das Handy orten zu lassen, oder wir versuchen, es über den IMEI-Code zu finden, falls es in einem Pfandhaus oder einem Fundbüro gelandet ist oder von Kollegen bei einer Durchsuchung beschlagnahmt wurde.“
    Die Chancen dafür standen schlecht, weil die internationale Seriennummer, abgesehen vom Handyspeicher, nur auf der Originalverpackung stand und die Besitzer diese meistens entsorgten, aber Aufgeben kam für Daniel nicht infrage. Jedem noch so kleinen und unwahrscheinlichen Hinweis musste nachgegangen werden.
    Das Bild von den Scherben in Julias After ließ ihn nicht los. „Ihr Hintern wird auf jeden Fall geblutet haben, auch ihr Rücken. Die Folterungen müssen doch Spuren auf dem Gelände hinterlassen haben. Neben Blut auch Urin zum Beispiel, weil sich Julias Blase vor Schmerzen und Angst entleert haben könnte. Eventuell versuchte sie wegzukriechen und dabei sind ihre Fingernägel abgebrochen. Irgendetwas!“
    „Es sei denn, der Täter beseitigte jegliche Beweise, indem er zum Beispiel den sandigen Untergrund am Ufer abtrug und ihn ins Wasser warf.“ Nachdenklich tippte Tom mit der Spitze seines Kugelschreibers auf den Block.
    „Oder er hat sie versteckt.“ Plötzlich erinnerte sich Daniel an die Grillkohle und sein merkwürdiges Gefühl, als er davon hörte. „Unter Kohle und Motorenöl zum Beispiel.“
    Schwungvoll warf Tom seinen Kuli auf den Tisch. „Die Möglichkeit, dass Julia auf einem der Nachbargrundstücke umgebracht worden sein könnte, haben wir natürlich in Betracht gezogen. Wir hatten auch das Gelände der Spedition untersucht, aber nichts gefunden. Jetzt wird mir auch klar, warum.“
    Verärgert ließ Daniel die Knochen seiner Hand knacken. „Der Erkennungsdienst soll die Schicht abtragen, und zwar sofort. Das hat oberste Priorität.“ Ihm fiel auf, dass er redete,

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