Leidenschaft der Nacht - 4
Freunden etwas anzutun. Bis gestern Abend hatte Reggie gedacht, er hätte keine andere Wahl, als mitzumachen, aber nun, da er seinen grün und blau geschlagenen Vater sah, fragte er sich, ob es nicht doch einen Ausweg gäbe.
»Sie werden kommen.« Reggie war selbst überrascht, wie klar und entschieden er das sagte. Dann fiel sein Blick auf George, der tatsächlich rot wurde. »Reign wird Blut sehen wollen für das, was mit James’ Tante passiert ist.«
George riss die Augen weit auf und blickte ängstlich zu Fitzy. »Was in Gottes Namen wird er mit uns tun?«
»Euch zu Göttern machen«, erinnerte Reggie ihn. »Sobald wir die Vampire gefangen haben, können wir ihr Blut nehmen und selbst unsterblich werden.« Dann wandte er sich wieder zum Bett. »Stimmt es nicht, Vater?«
Der alte Dashbrooke schien für einen kurzen Moment verwirrt, ehe ein zufriedenes Lächeln auf seine dünnen Lippen trat. Wie eine dicke fette Echse, die sich sonnte, lag er dort. » Ganz recht, mein Junge, ganz recht! «
Lügner! In diesem Moment stiegen alle Bitterkeit und Unzulänglichkeit, die Reggie immerzu spürte, wenn sein Vater ihn ansah, in ihm hoch und wurden zu einem so tiefen Hass, dass er Herzklopfen bekam.
»Aber was ist mit den Gerüchten, dass sie im Sterben liegt?«, fragte Fitzy. »Tut mir leid, James, aber wenn sie stirbt, schlachtet Reign uns ganz sicher alle ab, und dann können wir das mit der Vampirwandlung vergessen.«
»Sie stirbt nicht«, entgegnete Reggie und hoffte inständig, dass es wahr war - nicht um seinetwillen, sondern für James und für George, der nicht zu begreifen schien, dass seine Kopfschmerzen und das Nasenbluten Symptome für etwas waren, das sein Leben beträchtlich verkürzte, sofern er nicht unsterblich wurde.
James warf ihm einen dankbaren Blick zu, und Reggie lächelte. James mochte ein bisschen verwöhnt und selbstsüchtig sein, aber zu Reggie war er stets nett gewesen.
Er hatte Reggie wieder und wieder gesagt, dass er nicht die Enttäuschung war, als die sein Vater ihn dauernd hinstellte.
Und das zu opfern, war Reggie nicht bereit, nicht für das vage Versprechen von Anerkennung. Ihm lag nichts mehr an ihr. Olivia Gavin ahnte es vielleicht nicht, aber sie war für ihn ein Vorbild geworden, denn sie entschied sich, den Mann, den sie liebte, zu beschützen, statt ihn zu verraten.
Und Reggie würde es ihr gleichtun, indem er seinen Freund nicht verriet. Ihm war egal, ob James ihm hinterher Vorhaltungen machte, dass er seine Pläne durchkreuzt hätte.
»Wir müssen uns vorbereiten«, ermahnte er sie und ignorierte die Mienen der anderen, die alles von Neugier bis hin zu offener Verwunderung zeigten. Sie kannten diese neue Seite an ihm eben noch nicht. »Sicher spionieren sie uns zuerst aus, um unsere Schwachstellen zu finden.« Er sah aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam unter. »Sie werden sich heute Nacht überall hier umsehen und morgen Nacht angreifen.«
»Wie kannst du das wissen?«, fragte der sonst recht schweigsame Fitz.
Reggie sah ihn an. »Weil James’ Tante sich jetzt erst recht Sorgen um ihn macht.
Und weil sie angreifen wollen, solange Vater noch geschwächt ist.«
Alle achteten einzig auf ihn, wohingegen Reggie sich nur für einen der Anwesenden interessierte. Er blickte zu seinem Vater, in dessen Augen ein winziger Anflug von Furcht aufflackerte. Er fingerte an seinem Ring, dem Symbol jenes Ordens, der ihm von Anfang an mehr bedeutet hatte als sein eigener Sohn.
Reggie musste beinahe lachen, verkniff es sich jedoch. »Keine Angst, Vater! Ich passe auf dich auf.«
Als Olivia zum zweiten Mal an diesem Tag aufwachte, war die Sonne untergegangen. Die Wunden an ihrer Brust und Schulter waren zu gelblich grünen Flecken verblasst. Die Haut dort war noch empfindlich, die Muskeln darunter leicht steif, aber nicht so sehr, dass es schmerzte. Ihre eigene außergewöhnliche Heilkraft im Verein mit Reigns Blut hatte sie fast vollständig wiederhergestellt.
Von ihrem Ehemann war nichts zu sehen. Sie lauschte und entdeckte seine Stimme, die von unten kam, wo er mit Watson und Clarke sprach. Sie warteten auf sie.
Nachdem sie aus dem Bett gestiegen war, läutete sie nach Janet. Auch wenn sie selbst übernatürlich schnell war, gab es einige Dinge, die eine Frau mit Hilfe schneller hinbekam wie beispielsweise die Knöpfe hinten am Kleid zu schließen oder das Haar aufzustecken.
Binnen weniger Minuten war ihre Zofe mit einem Arm voller Kleidung bei ihr.
»Mr. Gavin sagte, Sie
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