Leidenschaft des Augenblicks
offensichtlich soviel daran liegt, kann ich wohl auch warten.« Sie blickte ihn triumphierend an. »Zufällig habe ich nämlich auch vor, zu dem Schul Wettbewerb > Jugend forscht< zu gehen. Ich werde frühestens Montag wegfahren. Und noch was. Die Tour kostet zweihundert Dollar pro Nase. Kannst du aber als Spende abschreiben.«
»Zweihundert Dollar? Das ist verflucht viel Geld, Jessie...«
»Geschäfte haben ihren Preis«, murmelte sie. »Selbst übersinnliche Privatdetekteien haben Auslagen. Vielleicht kannst du's mit deiner Gold-Card bezahlen.«
»Mist.«
Schweigend begleitete Hatch Jessie zu ihrer Tür, sah zu, daß sie sicher in ihre Wohnung kam, ging dann - noch immer wütend - zu seinem Auto zurück und fuhr zum Verwaltungsgebäude von Benedict Fasteners.
Wenn er samstags nach Portland wollte, mußte er heute abend noch eine Menge Akten durchsehen. Mit Jessie würde er sich auseinandersetzen, sobald er wieder zurück war.
Gleich morgen früh jedoch stand ein Gespräch mit Vincent Benedict an.
Hatch begeisterte die Aussicht auf das eine genausowenig wie das andere.
Zweihundert Dollar? Nur um Jessie im Auge zu behalten?
»Verdammter Mist.«
»Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt, Hatch?« Benedict zog seine buschigen weißen Augenbrauen zusammen und sah Hatch ausgesprochen finster an.
»Ich habe es Ihnen doch erklärt. Ich fahre an Ihrer Stelle nach Portland.« Hatch bemerkte, daß der Geburtstagsstrauß auf dem Schreibtisch bereits zu welken begann. Die Blumen würden nicht mehr lange halten. Er wunderte sich, daß Benedict noch nicht veranlaßt hatte, daß man sie wegwarf. »Sie haben Elizabeth versprochen, mit ihr zu dem »Jugend forscht<-Wettbewerb zu gehen, erinnern Sie sich?«
»Jesus Maria. Natürlich erinnere ich mich. Aber dieses Problem in Portland ist einfach zu groß, um es am Telephon zu besprechen. Jemand muß persönlich hin. Und zwar so schnell wie möglich. Das wissen Sie genau. Wir haben doch mehrmals darüber gesprochen. Was zum Teufel ist nur in Sie gefahren, Hatch?«
Hatch stützte sich mit beiden Händen auf Benedicts Schreibtischplatte und beugte sich vor. »Ich habe Jessie versprochen, daß Sie mit Elizabeth zu dem Wettbewerb gehen. Es bedeutet ihr verdammt viel. Ganz zu schweigen davon, wie wichtig es für Elizabeth ist.«
»Na und? Das hier ist geschäftlich. Sowas kommt vor. Meine beiden Töchter haben dafür Verständnis.«
»Ich glaube, Sie haben immer noch nicht verstanden, worum es geht. Ich habe Jessie mein Wort gegeben. Sie muß lernen, daß sie mir vertrauen kann. Wenn ich mein Versprechen breche, können Sie wahrscheinlich jegliche Hoffnungen auf eine Heirat zwischen mir und Ihrer Tochter in den Wind schreiben.«
»Verdammt, Sie meinen es ernst, nicht?« Benedict wirkte verärgert.
»Todernst. Hier geht es um eine Frage der Prioritätensetzung, Vincent. Und Sie wissen sehr gut, daß ich das Problem in Portland genausogut handhaben kann wie Sie.«
»Darum geht es nicht. Sie werden hier gebraucht. Das Angebot für das Spokane-Projekt steht immer noch aus. Oder haben Sie Yourland and Young vergessen?«
»Das hat noch ein paar Tage Zeit. Und übrigens bin ich nach wie vor der Ansicht, daß sich die Sache für uns nicht lohnt.«
»Sind Sie da sicher? Ich will diesen Auftrag aber nun mal.«
»Und ich werde dafür sorgen, daß Sie ihn auch bekommen, wenn es Ihnen soviel bedeutet«, sagte Hatch ungeduldig. »Aber in der Zwischenzeit sollten wir klarstellen, daß Sie morgen mit Ihrer Tochter zu dem >Jugend forscht<-Wettbewerb gehen.«
Vincent schnaubte und ließ sich in seinen Chefsessel zurückfallen. Er blickte noch immer ausgesprochen widerwillig. »Sind Sie ganz sicher, daß Jessie für meine Absage kein Verständnis hat?«
»O doch, sie wird dafür Verständnis haben. Sie erwartet nämlich gar nichts anderes.« Hatch schleuderte Vincent jedes einzelne Wort an den Kopf. »Wenn ich dieses Versprechen nicht halte, dann bestätigt das nämlich ihre schlimmsten Vermutungen.«
»Und die wären?«
»Daß ich Ihnen zu ähnlich bin.«
»Weiber. Was zum Teufel ist bloß mit diesen Frauen los? Sie haben eine völlig verquere Einstellung dazu, was wirklich wichtig ist. Sie wissen einfach nicht, wie es in der wirklichen Welt zugeht.«
»Vielleicht haben Sie noch nichts davon gehört, Vincent, aber
Frauen denken anders als Männer. Traurig, aber wahr.« Hatch richtete sich wieder auf und nahm seine Hände vom Schreibtisch. Er war stolz darauf, diesen Punkt für sich
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