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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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gezeigt, wie du es handhaben musst.« Sie grinste von einem Ohr bis zum anderen. »Ihr habt gemeinsam trainiert. Tag für Tag. Du bist immer besser geworden. Je mehr du an dich geglaubt hast, desto sicherer bist du im Umgang mit der Klinge geworden.«
    »Du denkst ernsthaft, das Problem, das diese Männer mitmir haben, lässt sich mit einem starken Selbstvertrauen beseitigen?«
    Ann lachte. »Was, glaubst du, beeindruckt diese Kerle am meisten? Der unerschütterliche Glaube an sich selbst! So wurden schon Kriege gewonnen.«
    Avery strich sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über das markante Kinn. »Du hast interessante Gedanken. Und du behauptest, nichts von Politik zu verstehen?«
    »Das ist auch nicht nötig. Ich weiß, dass Athair an dich glaubte. Das genügt mir. Ich habe den Stolz in seinen Augen gesehen, wann immer er sich mit dir duellierte, und mir gewünscht, er würde mich nur ein Mal so ansehen, wie er dich ansah.« Sie seufzte leise. »Das hat er nämlich nie getan.«
    »Das war mir nicht bewusst.« Avery streichelte den braunen Lockenschopf ihrer Schwester.
    »Ach, so ist das in der Welt. Du warst für ihn der Sohn, den er sich immer gewünscht hatte. Und Anola war sein kleiner Sonnenschein. Mich hat er oft übersehen.«
    »Aber ich habe dich nie übersehen. Du warst und bist meine engste Vertraute.« Averys weiche Lippen hauchten einen liebevollen Kuss auf Anns Stirn.
    »Und du bist die einzige Person, der ich es zutraue, diese gewaltige Verantwortung zu tragen. Ich weiß, dass es keinen besseren Chief nach Athair gibt als dich. Lass dich nicht von den Männern unterkriegen, versprichst du mir das?«
    »Ich wünschte, ich könnte es.«
    »Wo ist die alte Avery geblieben, die sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben lässt? Die jeden Mann unter den Tisch säuft und keiner Herausforderung aus dem Weg geht?«
    Ein dunkles Lachen drang aus Averys Kehle. Wahrscheinlich hatte ihre jüngere Schwester recht. Sie war gerade dabei, so zu handeln wie jene Feiglinge, die sie verabscheute, weil sie sich einem Kampf nicht stellten.
    Nay, sie würde nicht den leichteren Weg wählen und sich aus der Schlacht zurückziehen, um den anderen das Feld zu überlassen. Sie würde für sich und ihre Ziele eintreten.
    »Danke.«
    »Wofür genau?«, fragte Ann neugierig. »Weil ich die klügste kleine Schwester auf der Welt bin?«
    Avery wuschelte durch Anns Schopf. »Ganz genau. Deine Worte haben mich wachgerüttelt. Ich werde mich dem Kampf stellen.«
    »Recht so, das ist meine Avery! Jetzt musst du mir nur noch versprechen, dass du nicht vorschnell aufgibst, falls du Rückschläge erleiden solltest. Das gehört nämlich auch zur Politik – habe ich mir sagen lassen.«
    Avery sah mit einem Mal alles ganz klar: Gott hatte andere Pläne mit ihr als mit ihren Schwestern, die für ihre Ehemänner bestimmt waren. Sonst hätte er ihr nicht diese stattliche Größe, ihre Fähigkeit, mit dem Schwert umzugehen, und starke Muskeln gegeben. Was also sollte sie davon abhalten, Chief zu werden? Etwa eine Horde beleidigter Chieftains?
    »Ich verspreche es«, sagte sie entschlossen.
    Ann fiel ihr um den Hals und drückte sie fest an sich. »Sie sind Dummköpfe, wenn sie dich nicht wollen.«

    Avery bereitete sich innerlich auf eine harte Auseinandersetzung vor, während sie in der Halle auf die Ankunft der Männer wartete. Die hatten die Nacht in Green Castle verbracht und mussten jeden Augenblick erscheinen.
    Sie setzte sich an den steinernen Tisch, auf dem noch immer umgekippte Becher und Flaschen lagen – die Hinterlassenschaft des vorangegangenen Abends oder der frühen Morgenstunden. Avery wurde schon bei dem Gedanken übel, kurz nach dem Aufstehen Ale zu trinken, aber die Chieftains hatten ihre eigenen Gepflogenheiten. Sie kannte diese nur zu gut von ihrem Vater. Auch der hatte sich am Morgen hin und wieder einen Schluck genehmigt und war in mancher Nacht so laut geworden, dass ihre Nachtruhe dahin gewesen war.
    Wie hielten die Ehefrauen der Chieftains den Mundgeruch ihrer Männer nur aus, wenn diese bereits am Vormittag eine Fahne hatten? Vielleicht hatte ein vernünftiger Mann wie Malcolm doch seine Vorteile.
    Averys Augenlider wurden immer wieder schwer. In der letzten Nacht hatte sie vor lauter Aufregung kaum geschlafen. Vielleicht war es keine gute Idee, die Diskussion am frühen Morgen fortzusetzen? Andererseits warenmüde Männer eher bereit, ja und amen zu sagen, nur um ihre Ruhe zu haben, und das könnte

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