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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Haaren herum. »Ich wette, ich sehe verboten aus.«
    Ihre dunklen Augen waren dick und hatten schwarze Ringe. Ihre Lippen waren geschwollen und bleich ohne Lippenstift. An ihrer Kehle war ein langer Kratzer, und an der linken Schulter, wo meine Finger zugedrückt hatten, waren drei ovale blaue Flecken.
    »Du siehst gut aus, Dana.«
    Ihr Gesicht wurde rosa. Sie schaute mich nicht direkt an. »Darauf wette ich. Äh ... wie spät ist es?«
    »Zwanzig nach eins.«
    Sie sagte, den Käsekuchen würde sie später aufessen. Sie bat mich, mich umzudrehen und schleppte unseren Koffer ins Badezimmer. Ich hörte, wie sie rasch duschte. Kurz nachdem das Wasser abgedreht wurde, trat sie mit gekämmtem Haar und geschminktem Mund schüchtern wieder ins Zimmer. Sie trug ein knappes blaues, hüftlanges, durchscheinendes Nachthemd mit Spitzen an Kragen und Saum. Sie machte nicht die geringsten Anstalten, es mir vorzuführen, sondern flitzte x-beinig und leicht vornübergebeugt zum Bett. Sie warf sich in die Kissen, deckte sich zu und wurde schrecklich rot. »Es ist nicht genau das, was ich dachte, was ich kaufe«, sagte sie.
    Ich lachte sie aus. Mit finsterem Blick arbeitete sie sich durch den halben Käsekuchen. Dann wagte sie ein schüchternes Lächeln und einen direkten, wenngleich kurzen Blick. »Ich bin an solche Situationen nicht gewöhnt, Trav. Tut mir leid.«
    »Braucht es nicht. Ich bin’s doch auch nicht.«
    Sie schluckte und blickte traurig. »Ich war so ... ich weiß nicht, was du denk ... ich habe noch nie ... Ach zum Teufel! «
    »Hör auf, dir Gedanken zu machen. Es ist eben eine neue Art der Beziehung. Wir sind etwas füreinander, was wir vorher nicht waren. Und sind ein Risiko eingegangen. Das weißt du doch. Irgendwer, kann sein Hemingway, hat einmal definiert, was eine moralische Handlung ist. Eine moralische Handlung ist etwas, wonach es einem gut geht. Und im Vergleich zu dem, wo ich gerade war, sind wir die reinsten Engel.«
    Sie zeigte Besorgnis. »Was ist denn passiert, Liebes?«
    Der Käsekuchen und der Tee waren schon lange weg, als ich mit den Fakten und den Vermutungen am Ende war.
    Sie schaute zweifelnd. »Das ist ein schrecklicher Haufen Spekulationen.«
    Ich ging es noch einmal im einzelnen durch. »Was wissen wir über M’Gruder? Er ist gemein, reich, skrupellos und geizig. Und er muß nicht arbeiten, deshalb ist er äußerst mobil. Er ist braungebrannt und fit und verdammt rücksichtslos. So weit, so gut. Als potentieller Auftraggeber kam er in direkten Kontakt mit Ives. Ives wußte sofort, daß er eine goldene Gans am Wickel hatte, als er Lysa erkannte. Er schoß so viele Aufnahmen, wie er konnte, Hunderte. Er wußte, daß er sie so entwickeln und vergrößern konnte, daß jede einzelne Verbindung zu sehen war, zu der es in den vier Tagen kam. Nehmen wir an, daß M’Gruder, als er erfuhr, wo die Party stattfinden würde, an ein Telefon kam und seinen angeheuerten Fotografen alarmierte. Eines wissen wir von Ives sicher. Er war geldgierig. Er hat seine Arbeit für M’Gruder erledigt und sein Honorar erhalten. Bei Lysa Dean hat er dick abkassiert. Er hat versucht, Abbott abzuzocken, hat dort aber auf Granit gebissen, weil es bei Nancy nichts mehr zu verheimlichen gab.
    Und ab hier können wir nur noch spekulieren. M’Gruder wollte unbedingt die kleine Atlund heiraten. Ihr Professorenvater war dagegen. M’Gruder brachte ihn dazu, zuzustimmen. Ich glaube, bei dem traditionellen Respekt eines schwedischen Mädchens vor väterlicher Autorität brauchte er die Zustimmung des Professors, sonst hätte es keine Hochzeit gegeben. Ich denke, Ives’ Fehler war, daß er versuchte, einen ehemaligen Kunden zu erpressen, der ihn kannte und wußte, wo er zu finden war. Ives drohte, Professor Atlund die Bilder mit M’Gruder auf der Terrasse zu zeigen. Etwas so Abstoßendes hätte die Hochzeit endgültig vereitelt. Der Professor hätte nicht zugelassen, daß seine Tochter einen derartigen Wüstling heiratet. Ives hielt M’Gruder nicht für gefährlich. Vielleicht unterschätzte er seinen Geiz. M’Gruder ist ihm gefolgt, hat auf eine gute Gelegenheit gewartet und ihm den Schädel eingeschlagen. Ein paar Wochen später heiratete er seine Ulka.
    Gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir müssen annehmen, daß Patty M’Gruder den Namen des Fotografen von Vance erfahren hat. Es war ihm sicher eine wahre Freude, ihr zu erzählen, wie schlau er es eingefädelt hatte, daß sie nicht mehr an das M’Gruder-Geld herankam.

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