Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
vorbeigehen können, ohne zu wissen, dass sie sein Kind war.
„Wie konntest du mir das antun?“, fuhr er Charlotte an.
Zornig funkelte sie ihn an. „Ich hatte keine andere Wahl. Du hast mich weggeschickt, mich wie eine Diebin behandelt. Unzählige Male habe ich versucht, es dir zu sagen.“
Als das Taxi an der Notaufnahme der Klinik hielt, blickte er sie im gedämpften Licht des Wagens verletzt an. „Aber du bist wirklich eine Diebin, Charlotte.“ Wut schwang in seiner Stimme mit. „Du hast mir meine Tochter gestohlen, und ich schwöre, damit kommst du nicht davon. Als du meine Familie bestohlen hast, habe ich Gnade vor Recht ergehen lassen. Aber ein paar antike Skulpturen sind nichts verglichen mit dem Wert meiner eigenen Tochter. Du wirst noch bereuen, dass du mir nichts von ihrer Existenz gesagt hast. Das schwöre ich.“
Charlotte stolperte aus dem Wagen. Damons Worte zerrissen ihr das Herz. Unter Tränen lief sie zum Empfangsschalter, um zu erfragen, wo sie Emily finden würde. Bereits im Taxi hatte sie Carolines Mobilnummer gewählt, aber es war immer nur die Mailbox angesprungen.
„Emily Woodruff?“, die Empfangsdame sah die Liste durch. „Tut mir leid, wir haben keine Patientin mit diesem Namen. Vielleicht ist sie noch in der Ambulanz. Versuchen Sie es dort mal.“
Damon hielt Charlottes Arm, während sie den langen Korridor zur Ambulanz entlangeilten.
Charlotte drückte den Knopf der Sprechanlage und fragte erneut nach Emily.
„Oh ja, das kleine Mädchen. Sie ist gerade in der Aufnahme“, erklärte die junge Frau. „Kommen Sie bitte durch.“
Eine Reihe Kabinen, durch Vorhänge voneinander getrennt, wurde sichtbar. Ärzte und Schwestern gingen ein und aus, und überall sah man besorgt dreinblickende Angehörige.
„Verzeihen Sie“, sprach Charlotte einen vorübereilenden Arzt an.
„Ich brauche eine Drainage“, rief der Arzt einer Schwester zu, bevor er sich Charlotte zuwandte. „Bitte warten Sie vorne. Gleich wird sich jemand um Sie kümmern.“
Damon trat vor. „Unsere Tochter wurde hier eingeliefert, und wir möchten gern wissen, wo sie ist.“
Damons autoritäres Auftreten beeindruckte den Arzt offensichtlich mehr. Er blieb stehen. „Sie müssen die Eltern von Emily Woodruff sein. Es tut mir leid. Wir sind heute Abend einfach zu überlastet. Sie ist gerade zum Röntgen gebracht worden.“
„Was fehlt ihr denn?“, fragte Charlotte besorgt.
Der Arzt lächelte ihnen zuversichtlich zu. „Nichts Schlimmes. Sie hat sich nur den Arm verstaucht. Sie wird nicht einmal einen Gips brauchen. Die Röntgenaufnahme machen wir nur, um die Diagnose zu bestätigen. Die junge Frau, die sie herge bracht hat, ist in Raum fünf.“
Caroline musste ihre Stimmen gehört haben, denn in diesem Moment trat sie aus einer der Kabinen, die halb schlafende Janie im Arm.
„Oh, Charlotte, es tut mir so leid. Alles ging so schnell. Ich war am Telefon. Eigentlich hätten die Mädchen längst schlafen sollen, aber sie spielten so schön, und dann habe ich eine Sekunde nicht achtgegeben, und Emily ist vom Sofa gefallen. Es tut mir so leid …“
„Schon in Ordnung.“ Charlotte umarmte ihre Freundin vorsichtig, um die kleine Janie nicht zu wecken. „Der Arzt hat gesagt, es sei nur eine Verstauchung.“
„Mit einer Verstauchung ist nicht zu spaßen“, schaltete sich Damon ein. „Welcher Babysitter lässt es zu, dass ein Kind sich verletzt?“
„Damon, bitte …“ Charlotte legte eine Hand auf seinen Arm. „Jetzt ist nicht die Zeit …“
„Nicht die Zeit wofür?“, unterbrach er sie kalt. „Mir zu sagen, was ich vor vier Jahren hätte erfahren sollen? Da drin ist meine Tochter, und ich will wissen, wie es dazu kam, dass sie verletzt ist.“
„Sie sind Emilys Vater?“, fragte Caroline überflüssigerweise.
Charlotte schloss einen Moment die Augen und rieb sich die Stirn, wo jäh ein stechender Schmerz einsetzte.
„Ja“, antwortete Damon steif. „Auch wenn ich es noch keine Viertelstunde weiß. Wie hat sich meine Tochter verletzt?“
Unbehagen spiegelte sich auf Carolines Gesicht wider, und Charlotte eilte ihr zu Hilfe. „Damon, es ist nicht Carolines Schuld. Kinder verletzen sich schnell einmal. Emily ist immer unbeholfen, wenn sie müde ist. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass Dreijährige vom Sofa fallen. Es ist wirklich nicht gerecht, Caroline dafür die Schuld zu geben.“
Damon fuhr zu ihr herum. „Dann trägst wohl du die Schuld? Du bist ja schließlich ihre Mutter und
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