Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
hast sie in unfähigen Händen gelassen, während du dich mit mir getroffen hast.“
Das war nun wirklich genug. Gerechter Zorn rührte sich in Charlotte. Und auch wenn sie sich selbst ebenfalls Vorwürfe machte, fauchte sie ihn an: „Du bist derjenige, der auf diesem Treffen beharrt hat. Wenn du mich nicht zu dieser albernen Beziehung gezwungen hättest, dann wäre das hier nie passiert.“
Damon öffnete den Mund, schloss ihn aber direkt wieder, denn in diesem Moment war ein sich nähernder Rollstuhl zu hören, und dann sah er seine kleine Tochter zum allerersten Mal in seinem Leben …
„Mummy?“ Emilys Stimmchen klang ganz schwach. Aus ihren schokobraunen Augen sah sie zu Charlotte auf.
„Mein Schatz …“ Schon war Charlotte an der Seite ihrer kleinen Tochter, küsste sie auf die Stirn, auf die Pausbäckchen und schließlich auf die winzige Nasenspitze. „Alles in Ordnung, Liebling? Der Doktor sagt, du hast dir den Arm verstaucht. Und du warst so tapfer! Tut es sehr weh?“
Emilys Lippe zitterte leicht. „Nicht mehr … Ich wollte nur, dass du kommst …“ Sie begann zu weinen. Tränen kullerten ihr über die Wangen.
Damon schluckte. Er fühlte sich ausgeschlossen und allein. Es bestand kein Zweifel daran, dass Emily seine Tochter war. Sie sah genauso aus wie Eleni in dem Alter, hatte dasselbe dunkle Haar, dieselben warmen braunen Augen, dasselbe süße Mündchen und dieselbe Stupsnase.
Es wollte ihm das Herz zerreißen. Er hatte eine Tochter, eine kleine Tochter, und Charlotte hatte sie ihm all die Jahre vorenthalten. Auch wenn er ihr damals nicht geglaubt hatte, waren ihr immerhin fast vier Jahre geblieben, um ihn zu informieren. Doch sie hatte es vorgezogen, ihn in Unwissenheit zu lassen. Selbst die letzten Tage, die sie ja hier zusammen verbracht hatten, hatte sie nicht genutzt, um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Dabei hatte sie doch nun wirklich ausreichend Gelegenheit gehabt. Drei Geburtstage hatte seine Tochter bereits ohne ihn gefeiert. Was hatte er noch alles verpasst?
„Miss Woodruff?“ Der Arzt, der bereits vorhin mit Charlotte gesprochen hatte, kam mit den Röntgenaufnahmen herüber. „Ihre Tochter kann jetzt nach Hause. Wie erwartet, handelt es sich nur um eine Verstauchung. Eine feste Bandage reicht vollkommen aus. Sie sollte den Arm schonen, und in drei Wochen sollten Sie sie noch mal einem Orthopäden vorstellen. Lassen Sie sich einfach eine Überweisung des Hausarztes geben.“ Dann wandte er sich an seine kleine Patientin. „Du warst sehr, sehr tapfer, Emily. Gestern war ein zehnjähriger Junge hier, der hatte genau dasselbe wie du, aber der hat das ganze Krankenhaus zusammengeschrien.“
Emilys Augen wurden groß. „Wirklich?“
Der Arzt streichelte ihr über den Kopf. „Am liebsten hätte ich ihm nicht nur den Arm verbunden, sondern auch noch den Mund mit einem riesigen Pflaster zugeklebt.“
Emily kicherte.
„Danke, Dr. McHenry“, sagte Charlotte nach einem schnellen Blick auf sein Namensschild. „Es tut mir so leid, dass ich nicht hier war, als sie eingeliefert wurde.“
Ein müdes Lächeln huschte über das Gesicht des Arztes. „Ich bin selbst Vater“, beruhigte er sie. „Meine Frau und ich arbeiten beide im Schichtdienst, deshalb weiß ich, wie schwer es manchmal ist, Arbeit und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen. Ihre Freundin hat genau richtig gehandelt, indem sie Emily so rasch herbrachte. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen, ich habe noch eine Menge Patienten. Eine Schwester wird sich um die Bandage kümmern. Ich glaube, wir haben sogar eine rosafarbene. Viel Glück, Emily, und fall nicht wieder vom Sofa!“
„Mach ich nicht.“ Emily lächelte scheu.
Charlotte stand dabei, als die Schwester Emily den Verband anlegte.
Caroline hatte sich verabschiedet und war mit Janie, die auf ihrem Arm schlief, nach Hause gefahren. Charlotte hatte ihr das Taxi bezahlt. Nur Damon stand unbewegt da und starrte sie wie versteinert an, und Charlotte wusste, dass der Albtraum dieser Nacht noch lange nicht vorüber war …
9. KAPITEL
Schon bevor das Taxi eintraf, war Emily in Charlottes Arm eingeschlafen, während Damon schweigend neben ihnen herging.
Charlotte konnte seinen unterdrückten Zorn spüren, in der kalten Nachtluft war er beinahe greifbar. Jeder seiner Blicke sprühte davon.
„Du wirst mir so einiges erklären müssen“, sagte er, als sie ins Taxi stiegen.
„Nicht jetzt und nicht hier“, widersprach sie. „Jetzt bringe ich Emily nach
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