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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dichten Meteoritenströmen gekreuzt werden würde; etwaige Ausweichmanöver würden dann so viel Energie verbrauchen, daß es für den Leitstrahl an die ALDEBARAN nicht mehr reichen würde.
    Blieb also die jetzige, die Satellitenparkbahn. Die zu erreichen kostete mehr Energie als die anderen Varianten, aber dafür versprach sie Störungsfreiheit, wenigstens was Meteoriten und andere Kleinkörper betraf. Und sie bot für den äußersten Notfall eine Ausweichmöglichkeit: eine Landung auf dem Planeten. Daran freilich mochte noch keiner denken, zu ungewiß war, was sie dort erwarten würde, zu groß die Gefahr, daß auf dem Boden des Planeten für Schutz und Lebenserhaltung noch viel mehr Energie gebraucht werden könnte.
    Die Satellitenbahn zu erreichen war dann kein großes navigatorisches Problem mehr gewesen, der Bordcomputer hatte es nach Zielangabe selbständig gelöst.
    Mira hatte sich mit ihrer Arbeit in allerlei Spekulationen verfangen - wie Toliman das bezeichnete -, aber wenn sie auch selbst zugab, daß wenig Greifbares dabei herausgekommen war, so erlaubte ihre Hypothese doch eine Vorhersage, die man bedenken und berücksichtigen mußte bei der Entscheidung, und die sich dann auch bald als richtig herausstellen sollte.
    Die Kosmogonin hatte Tolimans navigatorische Meßwerte auf ihre Weise verarbeitet, dazu die Ergebnisse, die Rigels Raumresonator lieferte; denn Ergebnisse lieferte er überraschenderweise, sie waren also damals immer noch unter dem Einfluß der Anomalie gewesen, wenn der auch schon sehr schwach geworden war, so schwach, daß man ihn sonst nicht bemerkte. Gemma gab ihr noch ganz exakte Zeitwerte, die den Zusammenhang der Hirnströme des Kapitäns, also der Resonanzen, mit den Bewegungen des Pilotschiffs zeigten. Und was Mira daraus ableitete, freilich mit nur geringem Anspruch auf zutreffende Wiedergabe der wirklichen Zusammenhänge, eher zu werten als Denkanstoß für weitere Untersuchungen - dieses Denkmodell also besagte folgendes: Die Anomalie war ein ständiger Begleiter des Überriesen, umkreiste ihn auf einer noch nicht näher festzustellenden Bahn, eine Art Gravitationswirbel, man konnte den Denkansatz wagen, daß so etwas, wenn auch bisher noch nie beobachtet, in der Nachbarschaft großer Massekonzentrationen auftreten konnte; als bildhaften Ausdruck dafür - hatten sie die Anomalie als eine Art negativen Planeten bezeichnet.
    Die kleine Sonne mit ihrem Planetensystem dagegen war kein ständiger Begleiter des Überriesen; sie kreuzte nur seinen Einflußbereich und würde ihn auch wieder verlassen, wobei nicht ausgeschlossen war, daß die Bahnen ihrer Planeten und Planetoiden stark deformiert würden.
    Das alles hatte sich noch einigermaßen durch Meßwerte belegen lassen; aber eine kleine periodische Störung, die sich nicht wegrechnen ließ, hatte Mira dann zu gewagten Vermutungen verleitet. Genaugenommen hatte sie zuerst eine mathematische Möglichkeit gefunden, diese Störung zu erfassen, und erst die Formel mit ihren verschiedenen Lösungsvarianten hatte auf einen noch engeren, aber noch nicht genau zu benennenden Zusammenhang zwischen den drei Hauptkörpern gedeutet, also zwischen Überriesen, kleiner Sonne und Anomalie. Und sie hatte - als eine praktische Schlußfolgerung - auch darauf gedeutet, daß die kleine Sonne periodische Strahlungsausbrüche haben könnte, solange sie im Bereich des Überriesen bliebe oder wenigstens in der jetzigen Konstellation mit Überriesen und Anomalie.
    Auch diese Vermutung, so vage sie war, hatte die Wahl der Satellitenbahn unterstützt. Falls wirklich so etwas aufträte, vor allem öfter und in entsprechender Stärke, würde man in den Schutz der planetarischen Atmosphäre flüchten müssen.
    Mit dem Einschwenken in die Parkbahn hatte ein neues Regime an Bord begonnen, lange vorbereitet und beraten, mehrfach durchgerechnet. Sein Inhalt ließ sich mit einem Satz ausdrücken: Sowenig wie möglich Energie verbrauchen, soviel wie möglich Aktivkomponente herstellen.
    Über die Einzelheiten freilich hatten sie lange debattiert - solange sie Zeit dazu hatten, und das war bis zum Einschwenken. Unterwegs konnten sie wenig einsparen, weil alle Systeme ständig für unvorhergesehene Manöver gerüstet bleiben mußten. Danach wurden alle weitreichenden Messungen abgebrochen, die viel Energie verbrauchten, und die ganze Meßtätigkeit beschränkt auf die Überwachung des umgebenden Raumes und die Erforschung des Planeten. Und vor allem war die autonome
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