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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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planmäßiger als Indikator für mögliche Gefahren zu nutzen. Und Mira fand ihre Aufmerksamkeit wieder stärker auf den umgebenden Weltraum gelenkt. Die Schwierigkeiten, hier heimisch zu werden und den Energievorrat aufzufüllen, hatten auch sie von ihrer kosmischen Umgebung abgelenkt; auch sie hatte sich - in sträflich leichtsinniger Weise, wie sie jetzt fand - in Sicherheit wiegen lassen von der Hoffnung, daß die Atmosphäre sie vor allen Gefahren schützen werde.
    Die Ausbrüche der kleinen Sonne waren jedoch nur eine harmlose Art von Störungen, wenn man mögliche Wirkungen der Anomalie ins Auge faßte. Keiner wußte, woher sie kommen würde, ob sie vor dem Zeitpunkt ihres Zusammentreffens mit dem KUNDSCHAFTER näher an diesem Planeten war oder weiter entfernt, und schon gar nicht, was danach geschehen könnte oder würde.
    Und Mira war, ein paar Tage später, gerade so weit, das zur Debatte zu stellen, als eine weitere Plage über sie hereinbrach.
    Es war Mittwoch. Der Vormittag war sonnig gewesen, mittags erschienen Wolken am Himmel. Was dann aus diesen Wolken fiel, sah zuerst aus wie einzelne Schneeflocken, und dann ließ das Biest, das bis dahin in der Nähe geweidet hatte, ein schreckliches Zischen hören und galoppierte mit einer Geschwindigkeit davon, die noch keiner erlebt hatte. Es rannte nach Süden und war bald hinter der nächsten Biegung verschwunden.
    Gemma hatte dem Biest nachgerufen, aber es hatte nicht gehört. Jetzt wollte sie doch sehen, was das war. Sie folgte mit den Augen einer Flocke bis auf den Boden, wo sie verschwand. Statt dessen war dort plötzlich etwas Krabbelndes, so eine Art Insekt. Gemma sah auf und fing mit der Hand eine schwebende Flocke auf. Vorsichtig hielt sie das weiße Flöckchen zwischen Daumen und Zeigefinger dicht vor das Auge. Das Weiße, eine Kugel, ein Ball, wurde immer kleiner, und als sie es hin und her drehte, entdeckte sie an einer Seite eben solch ein Insekt, wie sie es vorher auf dem Boden gesehen hatte. Und dann war dieser Ball ganz und gar verschwunden, und das Insekt lief ihr über den Daumen. Sie schüttelte es ab.
    Inzwischen bildeten die einfallenden Insekten schon ein ganzes Schneegestöber, Gemma bemerkte es, als sie aufblickte, und während die andern noch halb staunend, halb ratlos auf diese seltsame Naturerscheinung blickten, hatte sie schon intuitiv das Wesentliche erfaßt, in ihrer Vorstellung verband sich irgendwie die Flucht des Biestes mit den Berichten über Heuschrecken- und andere Schwärme auf der Erde, und sie rief: »Schnell, schnell, die Pflanzungen mit Folie abdecken!«
    Das war in wenigen Minuten geschehen, aber es half nicht viel. Noch während sie arbeiteten, ließ der Einfall der weißen Flocken nach; dafür konnte man nun sehen, daß es am Boden überall nur so kribbelte und krabbelte - und fraß!
    Verzweifelt dachte Gemma darüber nach, wie man die Pflanzungen retten konnte. Die Folie wie ein Zelt in der Mitte stützen und in die Erde eingraben? Dazu mußte man die Pflanzungen selbst erst von Insekten säubern. Sie einzeln aboder auflesen und versetzen? Sie mußten es wenigstens versuchen. Und sie mußten sich selbst schützen!
    Diesmal war Toliman schon zu den gleichen Ergebnissen gekommen - kein Wunder, denn es ging ja um die Organisation der Abwehr. Er ließ alle die leichten Schutzanzüge anziehen, den Helm schließen, dann gingen sie hinaus und nahmen die Besen mit, die Rigel vor einiger Zeit geflochten hatte, damit sie ihr Schiff sauberhalten konnten - ohne Strom. Der Eingang wurde mit Folie verschlossen.
    Der Einfall der Insekten hatte jetzt ganz aufgehört. Sie nahmen die Planen ab, schüttelten sie etwas abseits aus und ließen sie fürs erste liegen. Die beiden Männer fegten dann den Raum zwischen den Pflanzen, und Gemma und Mira mühten sich, die Pflanzen von den Insekten zu befreien.
    Das war gar nicht einfach. Zuerst versuchten sie es mit Schütteln. Ohne Erfolg. Einzeln ablesen? Das dauerte mit behandschuhten Fingern viel zu lange. Mira kam auf die Idee, einen Kamm zu benutzen - man konnte die Insekten leicht abheben und gleich wegschnipsen.
    Eine Weile lang erschien es so, als könnte es ihnen gelingen, die Pflanzung zu säubern. Sie erreichten ein Gleichgewicht zwischen Andrang und Abtransport der Insekten, aber immer, wenn sie ein Zelt aufrichten wollten, genügte eine kurze Pause, und die Pflanzen wurden von neuem überschwemmt.
    Besonders hilflos fühlte sich Gemma. Sie wußte, von ihr erwarteten die andern

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