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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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manche Frage sogar durch ein Experiment beantworten, aber vorher mußte man ja die Fragen stellen.
    Die Schleuse fand sie offen, den andern war auch schon aufgefallen, daß die Insekten nur an Pflanzen hochkletterten.
    Fast klar, denn der Unterschied zwischen der Felswand und der niedrigen Schwelle der Schleuse war vom Standpunkt eines Insekts aus unerheblich. Aber galt das für immer und für jede Situation? Gemma bezweifelte das - aus Vorsicht, nicht weil sie konkrete Vermutungen gehabt hätte; und sie nahm sich vor, dafür zu sorgen, daß zur Nacht der Zugang wieder geschützt wurde und daß er überhaupt nicht längere Zeit unbeobachtet blieb.
    Drinnen geriet sie in eine lebhafte Diskussion, und sie wurde auch gleich einbezogen mit der Frage, was man tun könne, um die Insekten zu vernichten oder wenigstens so zu dezimieren, daß man sie von der Pflanzung fernhalten könne.
    »Das laßt mal schön bleiben!« sagte Gemma.
    »Tun dir die Insekten leid?« fragte Toliman.
    »Das auch«, sagte Gemma, »aber vor allem sieht es so aus: Je mehr Insekten ihr tötet, um so länger bleiben sie hier!«
    Die andern sahen sie überrascht an, und als sie nun erklärte, wie ihre Behauptung zu verstehen sei, daß nämlich die Populationsdichte das Schwärmen mindestens in Gang setzte - während sie das also ziemlich ausführlich erläuterte und mit irdischen Vergleichen belegte, wurde sichtbar, daß jeder der drei Gefährten auf andere Weise überrascht war. Rigel, an der wissenschaftlichen Seite ziemlich uninteressiert, rekelte sich gleichsam vor behaglichem Stolz auf Gemmas Findigkeit. Mira wunderte sich, daß sie sich hatte überraschen lassen, obwohl sie doch in dieser speziellen Sache sowieso schon Gemma mehr zutraute als alle andern, und es wurde ihr klar, daß sie nun bald aus dem massiven Zutrauen heraustreten und dafür sorgen mußte, daß Gemmas Fähigkeiten produktiver genutzt wurden. Und Toliman, plötzlich eine Möglichkeit witternd, wie man dieses Problem auf bessere Art lösen konnte, war, wie man so sagt, angenehm überrascht.
    Gemma ihrerseits fielen, während sie berichtete und erläuterte, einige Fragen ein, die man würde experimentell beantworten können: War die Bewegung der Insekten ausschließlich von der Populationsdichte gesteuert, oder spielten noch andere Faktoren eine Rolle, etwa die Futterverhältnisse oder die Fortpflanzung? Bei letzterem war man auf Beobachtung angewiesen, die möglicherweise ergebnislos bleiben würde, da ja diese Lebenstätigkeit auf andere Phasen der Entwicklung beschränkt sein konnte; mit dem Futter aber konnte man experimentieren, das würde bald alle sein, das Tal draußen sah schon nicht mehr so grün aus wie vorher, zum Experimentieren jedoch würden kleinste Mengen genügen.
    Gegen Abend, noch bevor die letzte Sonne sank, sah das Tal öde und grau aus. Jetzt war es Zeit, die aufgeladenen Magazine von den Stauanlagen zu holen, aber jeder scheute sich, diesen Weg anzutreten in dem Bewußtsein, daß er dabei Tausende dieser Insekten zertreten würde. Es war der praktische Rigel, dem eine Lösung einfiel.
    »Bis zum Bach müßte man sich den Weg mit einem Besen frei fegen«, schlug er vor, »und dann immer im Bach bleiben.« Er wandte sich an Gemma: »Oder gehen diese Bemeisen auch baden?«
    »Glaub ich nicht«, antwortete Gemma.
    »Wie nennst du die?« wollte Mira wissen.
    »Bemeisen. Abgekürzt für Ballon-Ameisen.«
    Die beiden Frauen lächelten, Toliman zeigte ein ausdrucksloses Gesicht. »Wer geht?« fragte er.
    »Rigel und ich«, sagte Gemma, ohne ihren Vorschlag näher zu begründen. Niemand erhob Einwände.
    Als sie zurückkehrten, brachten sie zwar die Magazine mit, aber keine neuen Beobachtungen, wenn man davon absah, daß Gemma im südlichen Staubecken das Biest gefunden hatte; es hatte sie herzlich begrüßt und eine Schote aus- Gemmas Hand dankend entgegengenommen, war aber durch nichts zu bewegen gewesen, das Staubecken zu verlassen.
    Trotzdem war Gemma nicht unzufrieden. Keine Anzeichen veränderter Struktur in der Menge der Insekten, keine Versuche beispielsweise, zwischen den beiden Ufern des Bachs irgendeine Verbindung zu schaffen, überall nur das einzelne Insekt und der leere Raum darum - das wies mindestens darauf hin, daß hier keine Baue, Nester oder ähnliche dauerhafte Einrichtungen angelegt werden sollten.
    Die letzte Helligkeit des Tages wollte sie noch für ein Experiment ausnutzen. Sie brauchte sich dazu nicht noch einmal aus dem Schiff zu

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