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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ähnlichen Versuch von Gemma auswich. Er wollte die beiden Figuren näher zusammenbringen, das war klar, aber.
    Ein paar Läufe später wußte Mira: Er hatte sich übernommen. So schaffte Toli es nicht, es ging einfach nicht, und sie wußte im Augenblick auch nicht, wie es sonst weitergehen sollte, denn sie brauchte alle ihre Kraft, um ihre Figur zu halten, sie hatte jetzt das Gefühl, daß irgendein monströses Doppelgespann von Raumschiffen dahinjagte, das aber eben durch seine Kopplung unlenkbar geworden war. Übrigens schienen auch Gemma und Rigel zu dem gleichen Ergebnis gekommen zu sein, denn sie änderten ihre Figur auch nicht mehr, und zwischen ihnen hüpfte, ebenfalls unverändert, Tolimans Akrobatik. So rasten sie eine ganze Weile dahin, zwanzig, dreißig Läufe lang - und dann stieg Toliman aus.
    Nun hätte man die Exerzise als mißglückt abbrechen können, um später oder an einem anderen Tag noch einmal damit zu beginnen. Und vielleicht hatte Toliman das sogar erwartet, denn er sah die andern etwas erstaunt an, weil sie weitermachten.
    Aber kann man denn in der Wirklichkeit die ablaufenden Prozesse unterbrechen? Gewiß kann man das in manchem Fall - sie hier konnten es nicht, wenigstens nicht in den großen Zusammenhängen, die zu der Exerzise geführt hatten. Und schließlich ist diese sehr anstrengende psychisch-physische Übung ja der Wirklichkeit verpflichtet, soll ihr dienen, also muß man schon Hartnäckigkeit an den Tag legen.
    Mira spürte, daß die beiden anderen aus dem gleichen Empfinden heraus handelten. Sie spürte das daran, daß beide ihre Figur zu lockern begannen, die abweisende Dichte allmählich überwanden - selbstverständlich war dieses Spüren kein rationaler Vorgang. Man kann einen solchen Wirbel von Klopfzeichen nicht gedanklich durchdringen, man kann ihn nur als Ganzheit erfassen.
    Gemmas und Rigels Haltung gab Mira die Möglichkeit, operativ zu werden. Jetzt war klar - Toliman war zu schwach, sich im Spannungsfeld zwischen zwei selbständigen Figuren zu halten, gar nicht davon zu reden, daß er vielleicht von dort aus den weiteren Gang der Exerzise bestimmen konnte. War das nicht in der Wirklichkeit auch so? dachte Mira flüchtig, aber analytisch zu denken war jetzt kein akzeptabler Weg. Ihre Aufgabe war es in dieser Phase, Raum zu schaffen für Toliman, und zwar nicht zwischen den Figuren, sondern in ihrer Figur und, wenn es möglich war, auf solche Weise, daß er, Toliman, später beide Figuren zusammenschließen konnte - wenn er es konnte. Sie sah, daß er aufmerksam den Gang der Exerzise verfolgte, er hatte auch die Stöcke noch nicht aus der Hand gelegt, sie mußte ihm ein Angebot machen, am besten am Anfang ihrer Figur, von da aus war Entwicklung und Wechselwirkung am einfachsten zu bewerkstelligen. Eine Fermate, ja, eine Pause herausarbeiten!
    Mira legte eine Pause ein, ließ sie dann von Lauf zu Lauf wachsen, nickte Toliman zu, er bewegte die Stöcke wie probeweise, noch ohne zu klopfen - und dann sprang er in die Pause hinein, energisch, fast explosiv, mit einem kurzen Stakkato, das nach Ausweitung drängte. Jetzt, jetzt, jetzt endlich war alles auf gutem Wege!
    Freude erfüllte Mira. Willig ordnete sie sich mit ihrem Rhythmus unter, ließ Toliman die ganze Passage erobern, überließ sie ihm und beschränkte sich darauf, mit ein paar eingestreuten kurzen Schlagfolgen offene Stellen zu schaffen, aus denen Verbindung mit Gemma und Rigel kommen konnte. und schon kam, schon begann., bewußte Unterordnung, sonst nicht meine Stärke, dachte sie nebenher - und dann, plötzlich, fast überraschend war sie entstanden, die gemeinsame Phase, in der alle vier klopften, die Schlußfigur, die Übereinstimmung, und.
    Und Gemma sprang auf, ließ ihre Schlegel fallen und tanzte, steppte ihren Rhythmus, woher sie das nur konnte, und - und zierlich sah sie aus! Mira sah und dachte es und fühlte eine ungewohnte Zärtlichkeit.
    Das war das Minimalprogramm, auf das sie sich am Abend geeinigt hatten: erstens - Einrichtung eines astronomischen Observatoriums auf einem kleinen Berg in der Nähe, halbwegs bis zum Großen Berg; zweitens - Auflassung des früher schon einmal diskutierten Ballons mit Kamera und Meßgeräten zur Wetter- und Bodenbeobachtung, wobei letztere nach Möglichkeit das ganze Gebirge und die angrenzenden Areale erfassen sollte, auch wegen der Frage nach einer eventuellen Gesellschaft; drittens - Trennschaltung in der Computeranlage, wodurch Teile benutzbar, das Ganze

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