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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wieder ganz schön reich, findest du nicht?« sagte Toliman, als sie eine Weile gegangen waren. »Was wir uns schon wieder alles erlauben können. Ausflüge, Funkverkehr, ein Observatorium!«
    Gemma hörte trotz des Helmfunks, der ja immer etwas verzerrte, daß Tolimans Stimme fröhlich klang. Überrascht sah sie ihn an.
    »Hast du Kopfschmerzen?« fragte Toliman.
    »Nein, nicht die Spur. Wieso?«
    »Also ist das Biest nicht wegen solcher Wellen zurückgeblieben, sondern aus irgendeinem anderen Grund. Vielleicht, weil es sich im Wald nicht so gut bewegen kann. Und die Schneise hier sieht auch nicht so aus, als ob sie das Werk einer Zivilisation wäre. Laß uns doch mal den Untergrund untersuchen, ob es irgendwelche Art früherer Befestigung gibt, etwa unter den obersten Schichten?«
    Jetzt verstand Gemma Tolimans Fröhlichkeit. Für ihn war ja die wichtigste Frage - und im Grunde die einzig wichtige -, ob das Vorhandensein einer Zivilisation zu berücksichtigen wäre oder nicht!
    Toliman hatte einen kleinen Feldspaten vom Gürtel gehakt und begonnen, ein Loch zu graben. Der Boden schien ziemlich locker zu sein.
    Gemma hockte sich am Waldrand nieder, rührte aber nichts an, sondern sah sehr nachdenklich auf eine kleine Pflanze, die sich nur wenig über das Gras erhob.
    Toliman richtete sich auf, Gemma hörte ihn im Helmfunk schnaufen. Es war doch nicht so einfach, im schweren Schutzanzug zu arbeiten, auch wenn die Arbeit nur leicht war.
    »Nichts«, sagte er frohlockend, »keinerlei Anzeichen für eine Befestigung.«
    »Hock dich mal hierher«, sagte Gemma.
    Toliman trat zu ihr und setzte sich neben sie.
    »Und?«
    »Warum wachsen in dieser Schneise keine Bäume?« fragte Gemma.
    Toliman war ein wenig irritiert. »Das kann doch tausend Gründe haben!«
    »Einen hat es bestimmt«, sagte Gemma, »aber welchen.«
    Es war eigentlich keine Frage, und doch fühlte Toliman sich durch Gemmas Ernst veranlaßt, nach einer Antwort zu suchen.
    »Windbruch? Oder solche Biester wie unsers?«
    »Dann gäbe es Stubben. Und Stämme würden herumliegen.«
    »Vielleicht läßt der Boden das nicht zu?« rätselte Toliman, aber er fühlte selbst, daß das wenig überzeugend war - auf einem so akkurat geraden und schmalen Streifen konnte der Boden nicht anders sein als ringsum.
    Doch Gemma hatte dem ein viel stichhaltigeres Argument entgegenzusetzen. »Sieh dir mal dieses Pflänzchen an. Die Blätter. Die gleiche Form wie an den großen Bäumen. Ihr Winkel gegeneinander. Ihr Abstand. Das ist ein Baum. Nur ein sehr junger. Vielleicht - ein Vierteljahr alt? Oder nicht ganz? Jedenfalls, hier können Bäume wachsen.«
    »Ja«, meinte Toliman gedehnt.
    »Wir müssen dahin, wo die Schneise aufhört«, sagte Gemma.
    Sie marschierten weiter.
    »Richte du den Blick aufs Ganze«, schlug Toliman vor, »ich halte Ausschau nach Stubben oder Stümpfen, vielleicht gibt es ganz alte, schon völlig verrottete.«
    »Ja, und nach allem, was sonst am Boden ist«, ergänzte Gemma, »ich achte auf den Wald.«
    Einmal standen links am Rand der Schneise ein paar niedrige Steine, wahrscheinlich letzte Ausläufer des Gebirges. Auf einem saß ein etwa mausähnliches Tierchen. Es verschwand mit einem Satz im Wald, als sie nähertraten.
    Vögel hörten sie, manchmal sahen sie sie auch, Insekten schwirrten oder krabbelten umher. Größere Tiere erblickten sie nicht.
    Toliman war trotz des Rätsels dieser Schneise sehr zufrieden, nicht nur, weil jegliche Hinweise auf eine Zivilisation fehlten. Gemma war für ihn immer dasjenige Mitglied der Besatzung gewesen, zu dem er am wenigsten ausgeprägte Beziehungen hatte. Mira liebte er. Rigel war ihm in jeder Beziehung eine Ergänzung, er hatte alles, was ihm fehlte: Geschicklichkeit; Beharrlichkeit, die sozusagen naturgegeben war, während er, Toliman, sie sich immer abtrotzen mußte; manchmal auch eine robuste Gleichgültigkeit, die Toliman sich nicht leisten konnte. Aber in Gemma hatte er eigentlich nie mehr gesehen als das fröhliche Mädchen. Das hatte sich erst bei der Exerzise geändert. Seither sah er sie mit anderen Augen. Er wußte jetzt, daß Mira recht gehabt hatte, als sie immer wieder auf Gemmas Fähigkeit hingewiesen hatte, diesen Planeten zu.. zu.. ja, wie sollte man das nennen - zu erfühlen? So war er jetzt sogar froh, daß es dieses Rätsel gab, an dem Gemma, wie er wußte, schon lange herumknobelte, und er hoffte, daß sie hier ein Stück weiterkäme. Sein eigenes Anliegen hielt er für erledigt, hier war

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