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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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und alles, was dazugehört - Vertrauen, gegenseitige Anregung, Verläßlichkeit, letzten Endes: Freude. Gleiche Richtung und gleicher Rhythmus beim Marsch durch die Zeit. Sie spielte damit eine stabilisierende Rolle in der psychischen Struktur des Kollektivs, sie hatte das auch gesagt bekommen, als die Mannschaft zusammengestellt wurde, aber sie hatte es schnell vergessen, es war für sie nicht Auftrag und Aufgabe, sondern eben - ihre Natur, der Grundton ihres Daseins.
    Sie hatten das untere Stauwerk hinter sich gelassen und schon einen Teil der Schlucht durchwandert, die vom Großen in das Kleine Tal führte, als Toliman plötzlich stehenblieb. Er blickte nach oben. Dort stand, wie aufgesetzt auf den sonst recht ebenmäßigen Rand der Schlucht, eine Felsbildung, die von unten aussah wie ein Hundekopf, dessen Nase sogar ein wenig überhing.
    »Der Wachhund«, erklärte Gemma. »Er sieht gefährlicher aus, als er ist. Rigel war seinerzeit oben, aber er eignete sich nicht für den Stau, er liegt ziemlich fest.«
    Toliman nickte, und sie gingen weiter.
    Zwei Stunden später hatten sie den Rand des Gebirges erreicht. Allmählich waren die Felsen zurückgetreten, ein Bach hatte sie eine Zeitlang nach Süden begleitet und war dann zwischen Baumgruppen nach links abgeflossen, denn nun standen hier tatsächlich schon Gruppen von Holzgewächsen, gesprächsweise als Bäume bezeichnet, freilich noch vereinzelt; nur vor ihnen, in Marschrichtung, lag die gleiche niedrige, junge Vegetation wie im Tal. Gemma war aufgefallen, daß das Biest jetzt nicht mehr vorauslief, sondern sich immer hinter ihnen hielt, hier und da ein Weilchen weidend und dann wieder zu ihnen aufschließend. Bald aber senkte sich das Gelände merklich, und vor ihnen lag das leicht wellige, grüne Meer des Waldes, aus dem nur hin und wieder noch einzelne Felsklippen herausragten.
    Beide waren wie auf Verabredung stehengeblieben. Gemma rief das Biest, das auch folgsam herankam, etwas zögernd, wie ihr schien, und sich auf ihr Kommando hinlegte. Sie nahmen einen Teil des Gepäcks von seinem Rücken, etwas Verpflegung und vor allem die schweren Schutzanzüge; Gemma hatte darauf bestanden, daß sie die mitnahmen und anlegten und das Visier schlossen, bevor sie den Wald betraten - die Fauna war im Wald gewiß größer an Zahl und Arten, und eine Infektion etwa durch Insektenstiche mußten sie auf jeden Fall vermeiden. Auch gegen einen eventuellen Angriff von Raubtieren, der in diesem unübersichtlichen Gelände nicht so leicht abzuwehren gewesen wäre wie auf dem Wasser, waren sie durch den Panzereffekt dieser Schutzanzüge besser gerüstet. Aber dafür waren sie eben auch schwerer.
    Zunächst freilich legten sie sich ins Gras und stärkten sich. Nach dem Marsch schmeckte die trotz aller Würzkünste etwas eintönige Kost besser als gewöhnlich.
    Als sie sich aber dann umgezogen hatten und aufbrachen, folgte ihnen das Biest nicht. Wie Gemma auch kommandierte oder lockte - es ging keinen Schritt weiter auf den Wald zu, ja, es zeigte eher die Tendenz zurückzulaufen. Sie mußten umkehren, das Biest absatteln und das Gepäck auf einen Haufen legen, denn Gemma vermutete, daß das Tier, allein gelassen, zum Schiff oder wenigstens in die Täler zurückkehren würde.
    Niedrig hängende Wolken verdeckten den Himmel, so daß der Ballon nicht zu sehen war. Toliman wußte, daß der Platz, an dem sie jetzt standen, von dort nicht einzusehen war, sie mußten noch etwa eine halbe Stunde laufen bis zum Sichtbereich. Da sich das Gelände vor ihnen senkte, konnte der Winkel nicht allzugroß sein, in dem der Ballon unter dem Horizont stand, und man konnte einen Funkkontakt wenigstens versuchen - die Gefährten sollten sich nicht beunruhigen, wenn das Biest allein zurückkäme. Und tatsächlich gelang der Kontakt, wenn auch die Verständigung schlecht war.
    Gemma hatte inzwischen aus dem Gepäck alle für den weiteren Marsch unentbehrlichen Gegenstände ausgewählt, die sie nun selbst tragen mußten. Aber dann wurde ihr klar, daß selbst dieses Wenige noch zu viel war, wenn man die schweren Schutzanzüge dazu rechnete. Noch einmal sonderte sie eine Reihe von Dingen aus; in Anbetracht der Schutzanzüge alle Mittel für eine eventuelle Verteidigung, so daß sie schließlich nur Verpflegung und einige Gerätschaften mitnahmen.
    Als sie nach den ersten fünfzig Schritten zurückblickten, sahen sie, daß das Biest wirklich dabei war, ins Gebirge zu trotten.
    »Wir sind eigentlich schon

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