Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
meiner unverzeihlichen Leichtgläubigkeit. Wie konnte ich auch nur eine einzige Sekunde denken, in dir könnte etwas anderes stecken als eine äußerst selbstsüchtige Frau.«
Amelia legte den Kopf in den Nacken, als könne sie sein Gewicht nicht tragen. Sie schloss kurz die Augen und atmete angestrengt ein. » Seit Weihnachten schon wollte ich mich für mein früheres Benehmen entschuldigen. Ich habe längst bemerkt, wie abscheulich ich war. Aber als ich dachte, dass wir uns nahegekommen seien…«
Bei diesem Wort drehte Thomas sich spontan weg. Amelia hob den Kopf und schaute auf seinen Rücken in dem schwarzen Jackett, und die Verzweiflung schnürte ihr schier die Kehle zu. Sie sollte gehen. Er war für sie verloren. Jegliche Zuneigung, die er für sie empfunden haben mochte, schien sich verflüchtigt zu haben. Trotzdem musste sie ihm erst alles sagen, was ihr auf dem Herzen lag– keinesfalls wollte sie es wie ihr Vater machen, der sich seine lebenslangen Versäumnisse jetzt vorwarf. Der bedauerte, dass er sich nicht hartnäckiger bemüht hatte, an sie heranzukommen, und nie Erklärungen für ihr abweisendes Verhalten verlangte. Nein, sie musste es zumindest versuchen, um ihre Liebe zu kämpfen.
» Es ist noch nicht lange her, da habe ich geglaubt, dass du meinen Vater um meine Hand bitten wirst.«
Langsam drehte Thomas sich zu ihr. Schweigend und mit undurchdringlicher Miene betrachtete er sie, die Augen halb niedergeschlagen. An der Schläfe pochte deutlich eine Ader. » Offensichtlich eine fatale Fehleinschätzung meines Urteilsvermögens.«
Seine kühle Zurückweisung traf sie mitten ins Herz. » Weder Mr. Cromwell noch Lord Clayborough haben mir je auch nur das Geringste bedeutet. Beide waren nicht mehr als Mittel zum Zweck, weil ich nicht länger unter dem Dach meines Vaters leben wollte. Sie hätten mir wenig abverlangt, genauso wie ich ihnen.«
Seine Miene blieb reglos. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, fixierte sie nur mit kaltem, leerem Blick. » All das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wie bereits erwähnt hege ich keine diesbezüglichen Absichten.« Er hielt inne. » Zweifellos wird es dir nicht schwerfallen, bald einen neuen willigen Ehekandidaten zu finden«, erwiderte er mit unüberhörbarem Sarkasmus.
Amelia kam näher, verschränkte ihren Blick mit seinem, um irgendeinen Hinweis zu entdecken, dass sie ihm nach wie vor etwas bedeutete– und sei es auch noch so wenig. Aber er versteifte sich nur, presste die Zähne aufeinander und richtete sich zu voller Größe auf.
» Ich könnte Lord Clayborough nie heiraten, überhaupt keinen anderen Mann. Und weißt du auch, warum? Weil ich dich liebe«, stieß sie hervor, bevor der Mut sie vollkommen verließ. Unmittelbar vor ihm blieb sie stehen und schaute ihm direkt in die Augen. » Ich liebe dich, Thomas.«
Einen Moment lang sagte er nichts, tat nichts, stand nur da und rang angestrengt darum, nicht die Fassung zu verlieren. Sie sah so unglaublich schön aus, so verletzlich. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen. Wie sehr er es vermisste, sie zu spüren, ihre Leidenschaft zu genießen… Aber in jener Nacht hatte sie ihn einfach gehen lassen, ohne einen Versuch zu unternehmen, ihn aufzuhalten. In der Vergangenheit war er schon einmal von einer Frau zum Narren gehalten worden, und er wollte verflucht sein, wenn ihm das zum zweiten Mal passierte.
» Bist du jetzt fertig mit dem, was du mir sagen wolltest?« Er gab sich Mühe, seine Stimme kalt klingen zu lassen. » Wenn das alles ist, dann hast du meine wie deine Zeit verschwendet.«
» Das heißt also, du empfindest nichts mehr für mich? In nur vier Wochen ist alles verschwunden?«, brachte sie stammelnd hervor.
In diesem Moment explodierte der Schmerz, den er seit seiner Abreise tief in sich vergraben hatte, in seinem Innern. Verschwunden? Was würde er nicht darum geben, wenn es so wäre! Unfähig, dazu einen Kommentar abzugeben, nickte er bloß stumm.
Der Glanz in ihren Augen erlosch, als hätte man eine Kerzenflamme erstickt. Sie drehte ihm den Rücken zu und schlang die Arme fest um ihren schmalen Oberkörper. Er dachte, dass sie sich sammeln würde, bis er sah, wie ihre Schultern zu zucken begannen und verzweifelte Schluchzer ihren Körper erschütterten, während sie sich gleichzeitig die Fäuste gegen die Augen drückte. Amelia weinte. Er wusste nur zu gut, was dieser Gefühlsausbruch bedeutete. Sieben Jahre innerer Erstarrung wurden hinweggeschwemmt– und die
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