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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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mit ihrer kleinen Schwester auf dem Weinblütenfest gewesen war, verlieh sie ihrem Gesicht einen würdevollen Ausdruck und sagte: »Ich kann dir den Beweis liefern.«
    »Beweis!«, seufzte Irma. »Willst du behaupten, du kannst beweisen, wer die Bank ausgeräumt hat und dass derjenige anschließend den alten Mann umgestoßen hat?«
    Helenes würdevolle Miene runzelte zusammen und sie sagte bekümmert: »Also, das kann ich nicht. Aber ich kann beweisen, dass die Frau, die auf dem Lemberg war, die Filialleiterin ist.«
    »Wie willst du das beweisen?«
    »Ich habe doch geknipst! Du weißt schon, mit meiner intelligenten Kamera. Du musst zugeben, sie hat schon bei unserem letzten Fall wichtige Dinge ans Tageslicht gebracht. Ich glaube, auf mindestens zwei der Fotos, die ich beim Weinblütenfest geschossen habe, sind die Schwestern drauf.«
    Irma jubelte los. »Das wäre großartig! Dann hol mal deine Wunderkamera und lass uns die Bilder gleich ansehen.«
    Helene nahm ihren Fotoapparat aus der Schublade, setzte ihre Miss-Marple-Miene auf und übergab ihn Irma. Da sich aber herausstellte, dass auf der kleine Mattscheibe nicht viel zu erkennen war, lieh sich Irma den Apparat aus, um die Fotos an ihrem PC großformatig auszudrucken.
    Als Irma sich bedankt und verabschiedet hatte und schon die Türklinke in der Hand hielt, sagte Helene mit Piepsstimme, sie müsse etwas beichten. Sie erzählte ein bisschen stotternd, dass sie den Schwestern Irmas Beruf verraten hatte.
    »Ups«, machte Irma. »Meinst du wirklich, deine Schwatzhaftigkeit ist mir entgangen? Deine Stimme war ja an dem Nachmittag nicht nur weinselig, sondern auch ziemlich laut. Da sich die zwei nach dieser Information über meinen Beruf klammheimlich aus dem Staub gemacht haben, war mir klar, dass sie was auf dem Kerbholz hatten.«
    »Sag ich doch! Entschuldige, Irma, es muss am Lemberger gelegen haben, der mich so mitteilungsbedürftig gemacht hat. – Hat eigentlich Miss Marple Wein getrunken?«
    »Wenn, dann jedenfalls nicht so viel auf einmal wie du und wahrscheinlich auch keinen schwäbischen Lemberger«, sagte Irma.

Sechs
Freitag, 2. Juli
    Als Katz und Irma sich am nächsten Morgen am Wilhelm-Geiger-Platz trafen, zeigte die Uhr am Kupfertürmchen des Rathauses Viertel vor acht.
    Sie marschierten ein Stück die Wiener Straße hinauf, vorbei an der Bismarck-Schule, die Katz seiner reingeschmeckten Kollegin als architektonisches Schmuckstück der deutschen Renaissance vorstellte. Irmas Wunschdenken gaukelte ihr vor, Leo ginge durch das steinerne Rundportal, um hinter der gelben Klinkerfassade mit den hohen Fenstern als Lehrer zu arbeiten. Irma verkniff sich einen hoffnungsvollen Seufzer.
    Sie folgte Katz, der in die Klagenfurter Straße einbog, an der nächsten Kreuzung stehenblieb und über die Schulter zurückrief: »Do hinte seh i scho de Friedhofsmauer.«
    Hinter dieser Mauer angekommen, umrundeten Irma und Katz eine Rasenfläche, auf der ein Sandkasten, Schaukeln, Wippen und einige große alte Bäume verteilt waren. Irma blickte an einem graugrünen Nadelbaum empor, der als schlanke Pyramide in den Himmel ragte, und murmelte: »Mindestens dreißig Meter hoch und bestimmt hundert Jahre alt. Mir scheint, dieser Riesenbaum ist das letzte Relikt des einstigen Friedhofs.«
    »Stimmt«, sagte Katz. »Ond die schee Natursteimauer rondrom. Die steht sogar onder Denkmalschutz.«
    »Leider kann uns nichts davon verraten, was Fabian Knorr hier getrieben hat«, sagte Irma.
    Sie setzte sich auf eine Bank, die unter einem Holunderbusch stand, und sagte: »So wie es mir der Streifenpolizist erklärt hat, scheint hier Fabians Saufplatz gewesen zu sein.«
    Katz ließ sich neben Irma nieder. »Was i no sage wollt …«
    Doch Irma hörte nicht zu, sondern tauchte ab. Sie kroch unter die Bank und drehte die Grashalme um, als suchte siedie berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Nach einer Weile kam sie mit zerstruwwelter Haarmähne wieder hoch, brummte: »War nix«, und begann an den Zweigen des Holunderstrauches, die über die Banklehne ragten, herumzufummeln. Nach etwa zwei Minuten stieß sie einen Jubelschrei aus.
    »Hosch jetz a Schräuble locker, Eichhörnle?«
    »Nein, aber ein Beweisstück.«
    Sie hielt ihm ein Haar vor die Nase, ein langes blondes Haar, das sie von einer Holunderblüte gepflückt hatte. Sie steckte es vorsichtig in ein Plastiktütchen.
    Katz fragte nicht, sondern zeigte zu der Bank, die ein paar Sträucher weiter stand. Dort hatte es sich ein Mann

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