Lenas Mondnächte (German Edition)
zu verlieren, das waren die Nächte.
Nächte, die ihr heilsamen Schlaf brachten – und jedes Mal den gleichen Traum.
Nacht für Nacht stand er an ihrem Bett. Lächelte sich ihrer sicher, auf sie hinab. Bannte sie mit diesem animalisch leuchtenden Blick aus Raubtieraugen – und ließ ihre Sehnsucht nach ihm wachsen und wachsen …
Vier Wochen gingen ins Land.
Nichts erinnerte Lena mehr körperlich an das letzte Treffen – bis auf die zwei kleinen Wunden, die nicht heilen wollten. Der sanfte Schmerz, der unaufhörlich von ihnen ausging, erinnerte sie immer und überall an Tomm.
Wieder war Vollmond.
Und wieder saß sie vor ihrem PC.
Sie schluckte, kämpfte mit sich. Schon seit Stunden. Verlor schließlich den Kampf gegen ihre Sehnsucht.
Mit zittrigen Fingern loggte sie sich in seinem Chat ein – noch bevor ihr so richtig bewusst wurde, was sie hier tat. Ihr Körper schien ein Eigenleben zu entwickeln, entzog sich ihrer Kontrolle.
Natürlich war er da. Und wartete auf sie.
Er schrieb sie an, noch bevor sie selber tippen konnte.
Es war nur ein Satz:
„Gleiche Uhrzeit, gleicher Ort … wie wertvoll du mir doch geworden bist, meine kleine Lena!“
Wieder betrat Lena nackt wie Gott sie geschaffen hatte, bei Mondaufgang die Lichtung auf dem Galgenhügel. Befreit von den Schatten der alten Eichen, erwartete er sie diesmal in der Mitte des Platzes. Vom Licht des Vollmondes wurde seine mächtige Gestalt in silbernes Licht getaucht und ließ ihn größer und noch breiter – und noch gefährlicher wirken.
Lena war wie in Trance. Ihr Verstand wollte aufbegehren, ihr Mund die angst laut hinaus schreien. Und doch setzte sie Fuß vor Fuß und sank dann demütig und fast erleichtert vor ihm ins Gras. Vor ihm kniend dankte sie Gott dafür, dass er gekommen war. Dass sie wieder bei ihm sein durfte. Obwohl er sie angeschrieben hatte, hatte sie gezweifelt …
Gleichzeitig betete sie inbrünstig darum, dass es ihr möglich war all das zu ertragen, was er ihr an Schmerz und Qualen heute Nacht schenken würde. Gleichzeitig hoffend, dass auch Erfüllung dabei war. Dies war das, was sie die letzten Wochen aufrecht gehalten hatte, neben der Sehnsucht nach ihm – die Erinnerung an die berauschenden Orgasmen, die er ihr trotz allem ermöglicht hatte.
Tomm!
„Es ist soweit, Lena …“ schnurrte er kehlig. „Heute ist die Nacht gekommen – wir werden den dritten der Wege beschreiten. Die letzte aller Prüfungen. Keine ist bisher soweit gekommen, wie du – meine Lena!“
Sie schluckte, rieb sich an seinen Beinen und lechzte nach der Berührung seiner Hand, war wie von Sinnen. Und einfach nur dankbar, dass sie ihm gehörte.
Sanft zog er sie hoch, bis sie ihm in die Augen schauen konnte und er lächelte sie an.
„Heute wirst du für mich durch die Hölle gehen, Lena. Ich werde ein letztes Mal dein Blut trinken und es dir wiedergeben … wenn du es bis dahin schaffst!“
Sanft küsste er sie auf die Stirn. Auf die Lider. Dann auf die Wangen und auf den Mund. Und schließlich zog er sie zur Mitte der Lichtung – hin zu dem Ort, wo sich die Linien des imaginären Drudensternes kreuzten, den die Eichen bildeten.
Auch diesmal wunderte sich Lena nicht, woher denn der große flache Stein herkam, der wie ein Altar ausschaute und kalt im Mondlicht schimmerte. Fast wirkte er wie die Opferstätte einer längst vergangenen Epoche auf sie – und sein Anblick ließ sie frösteln.
Tomm spürte es und drückte ihr aufmunternd die Hand. Dann hieß er sie, sich darauf niederzulassen.
Er half ihr, sich niederzulegen. Doch das Gefühl, dass sie für ein Blutopfer vorbereitet wurde, konnte er ihr nicht nehmen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als er sie wieder aufspreizte. Die Arme weit über den Kopf gezogen, fixierte er sie in eiserne Schellen. Die Beine weit geöffnet und gestreckt, am anderen Ende.
Wieder fühlte Lena sich schutzlos ausgeliefert – umso mehr, wie er drohend und finster über ihr stand und sich die Kälte des Steines immer tiefer in ihre Haut fraß. Sie konnte kaum mehr atmen, schaute nur hilflos zu ihm hoch.
Lange Zeit stand er einfach nur da, musterte sie stumm und als er endlich sprach, zuckte sie vor Schreck zusammen.
„Lena … zwei Wege bist du schon gegangen! Zwei Prüfungen hast du bereits bestanden! Du bist geschändet worden und nicht gebrochen! Du bist gequält worden und hast nicht aufgegeben! Heute wirst du für mich durch die Hölle gehen und wir werden sehen, ob du auch diesen Weg
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