Lenas Mondnächte (German Edition)
nicht nur vorstellen. Mit jeder Berührung seiner Lippen oder seiner Zunge war ihr, als würde sie ihn tief in ihrem Unterleib spüren. Sie gab sich einfach hin … ganz weich, ganz hingebungsvoll. Ließ sich höher und höher treiben, auch dann noch, als er den Mund öffnete und sich seine Zähne in ihre Kehle bohrten – genau auf die Stelle mit der dritten Wunde.
Sie spürte es, wie die Haut nachgab. Heißes Blut quoll wie ein Sturzbach über ihre Haut und sie röchelte erstickt. Ein Schrei war ihr plötzlich nicht mehr möglich.
Wieder stieß er hart gegen ihren Unterleib. Fachte das Feuer in ihr noch ein Stückchen mehr an. Nun zitterte sie am ganzen Leib. Gehörte ihm mit jeder Faser ihres Seins und schluchzte dankbar, als er an ihrem Ohr wisperte:
„Flieg, Lena … flieg für mich durch die Hölle! Flieg mit jedem Tropfen deines Blutes, das du mir schenkst!“
Und Lena flog tatsächlich. Der Schmerz, als er sich wieder in ihre Kehle verbiss, das Fleisch trennte und das Blut regelrecht aus ihr heraus trank, wurde einfach zu einer Nebensache. Sie zuckte und flog, höher als je zuvor – gerade so, als hätte sie ihn tief in sich. Sie ergoss sich mit einem röchelnden Gurgeln, den Leib gekrümmt und gespannt wie eine Bogensehne. Sie kam, wurde dabei immer schwächer und schwächer unter ihm. Während das Leben unaufhaltsam aus ihr heraus strömte.
Jede Spannung wich aus ihrem Körper. Er wurde schwer und schwerer. Atmen war irgendwann nicht mehr möglich. Krampfhaft rang sie nach Luft, doch nichts erreichte mehr ihre pulsierenden Lungen. Das Herz schlug angestrengt … immer dumpfer, immer langsamer.
Der Mond über ihr wurde dunkler, das Silber verlor sich. Die Scheibe trübte sich zu nachtdunklem Blutrot.
Noch einmal röchelte sie. Begehrte auf. In einer letzten Aufwallung, als er seinen Unterleib noch einmal gegen sie stieß und sich an ihr rieb. Tränen sickerten aus ihren Augenwinkeln, als er sie dadurch noch einmal in die Höhe jagte. Sie fliegen ließ und sie in eine Erfüllung jagte, die ihr die letzte Kraft raubte.
Ihr Mund öffnete sich – zu einem gurgelnden, tonlosen Schrei. Bis er endlich zu saugen aufhörte und sich über ihr anhob.
Mit blind werdendem Blick starrte sie ihn an. Erkannte das Tier in ihm. Das, was in ihm verborgen gewesen war, und was er ihr in dieser Nacht endlich zeigte.
Müde, schläfrig … sie taumelte aus dieser Welt, sie konnte es nicht mehr aufhalten. Sie spürte es mit jeder Sekunde, in der ihre Lungen gieriger nach Luft schrien und mit jedem Schlag ihres Herzens, der länger auf sich warten ließ.
Sie fühlte seinen Kuss. Den Kuss des Tieres, das die Lippen über ihren öffnete und ihr ihr eigenes Blut heiß und dick in sie hinein laufen ließ. Matt ließ sie es zu. Lauschte dem letzten Schlag ihres Herzens, der in ihrem Kopf nachhallte. Schnappte ein letztes Mal verzweifelt wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Und atmete doch nur ihren eigenen Lebenssaft ein!
Das Tier küsste sie zärtlich … küsste ihr das Blut von den Lippen. Schickte sie mit diesem liebevollen Abschiedskuss aus dieser Welt, hinein in die Hölle des Todes. Und lächelte sie sanft an, als der letzte Herzschlag verklag im Nirgendwo.
5. Geboren
Tomm stand auf, mit einem tiefen Durchatmen. Sein Blick suchte die jetzt tatsächlich blutrote Scheibe des Vollmondes und dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein triumphales, kehliges Heulen aus. Es hallte durch die Nacht, über die Stadt und durch Land und Berge. Bis ein vielfaches Echo antwortete. Sekundenlang war die Nacht erfüllt von dem grausigen Heulen aus vielen Wolfskehlen, bis es nach und nach verstummte.
Zufrieden kniete er neben Lenas Kopf nieder, streichelte sie mit Blicken. Sorgsam darauf bedacht, dass der rötliche Schatten des blutenden Mondes immer auf ihr lag und er ihn nicht verdecken konnte. Kniete einfach neben ihr, ließ die Zeit verstreichen und wartete.
Er spürte seine Artgenossen kommen. Seine Familie hatte seinen Ruf vernommen! Nach und nach fanden sie sich ein, rotteten sich im Schatten der Eichen zusammen und musterten aus glühenden Raubtieraugen das Paar in der Mitte der Lichtung. Sich des bedeutsamen Augenblickes vollauf bewusst!
Die Stunden vergingen, die Nacht verstrich.
Blutrot wanderte die Scheibe des Vollmondes über den nächtlichen Himmel. Sank dann tiefer – bereit, sich für den Tag zu verabschieden.
Die Wölfe wurden unruhig. Sie spürten, dass der Augenblick nahte. Es wurde
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