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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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falschen Markierung gefolgt. Wir erzählen ihnen, dass wir ab Brienz bis Interlaken das Schiff nehmen wollen, und Dagmar ist sofort begeistert. Andi überlässt ihr die Entscheidung und bald steht fest: Wir fahren alle fünf mit dem Boot! Am Brienzer See gehen wir erstmal falsch, fragen einen Angler in seinem Boot, der uns den rechten Weg zeigt und da kommt auch schon die „Jungfrau“ angedampft. Ein bisschen Beeilung und wir sind glücklich allesamt an Bord.
    Mein Hemd ist triefend nass: Die Ärmel, weil sie unterm Poncho vorgeschaut haben, Rücken und Brust vom Schweiß. Ich geniere mich nicht sondern krame ein trockenes T-Shirt aus dem Rucksack und ziehe mich um. Das nasse Hemd kommt außen aufs Gepäck. Die Stunde Fahrt über den See ist schön, obwohl wir vor lauter Wolken und Regen kaum etwas sehen. Schließlich stößt das Schiff im Krebsgang weit in einen Kanal, bevor es in Interlaken anlegt: Es ist länger als der Kanal breit ist! Es regnet wieder einmal. Vorbei an mondänen Hotels und sichtlich sündteuren Läden, dann durch einen gepflegten Park führt die Jakobsmarkierung aus Interlaken heraus.
    Wir wollen heute noch über die Beatushöhle nach Merligen — nur die Markierung wird etwas verwirrend: In entgegengesetzte Richtungen leiten zwei Wegweiser mit unterschiedlichen Wegzeiten zum gleichen Ziel! Wir glauben meinem Kompass und einem Einheimischen und marschieren los — da kommen uns zwei Frauen entgegen. Deutsche, eine von ihnen ist sehr bestimmend und ist sich sicher, dass der Spielzeugkompass in ihrer Trillerpfeife ihr den richtigen Weg weist — die andere folgt brav. Wir werden an uns selbst irre, kehren um, doch nach 200 Metern fragen Dagmar und Andi doch noch mal einen Einheimischen. Der erklärt uns, dass die „Chefin“ wahrscheinlich Beatushöhle und Beatusberg verwechselt und mit ihrer kölschen Begleiterin auf dem Weg auf den Berg ist. Ich sehe der anderen Frau an, dass sie gerne mit uns gehen würde, aber sie zockelt doch brav hinter ihrer selbstbewussten Freundin her. Wir machen wieder kehrt und kommen nach viel Steigerei über dem Steilufer des Sees (wäre sicher schön, wenn nur die Sonne schiene!) endlich zur Beatushöhle. Heute interessiert uns keine Höhle — höchstens etwas Warmes zu trinken und zu essen und ein trockenes Hemd: Es regnet. Kleine Rast auf den Bänken vor dem Höhleneingang, ein heißer Tee und weiter geht’s!
    Gegen sechzehn Uhr dreißig sind wir endlich in Merligen, finden die „Traube“ und haben auch bald unsere zwei Einzel- und ein Doppel-(+Hund)zimmer. Duschen, Wäsche waschen, Abendessen. Die anderen sind schon im Bett, ich schreibe noch Tagebuch. Morgen früh mit dem Boot über den See nach Spiez und dann so weit wie möglich Richtung Rueggisberg, wo es über den letzten Schweizer Pass geht!

Dienstag, 17. Mai 2005
Merliegen – (Spiez) – Wattenwil 26 km + Schiff

    Ungewohnt, so spät aufzustehen: Unser Schiff geht erst um zehn Uhr elf! Ich bin um sechs auf den Beinen, packe, gehe ein bisschen spazieren — traumhaft schönes Wetter, aber kühl.
    Um halb neun gibt es ein gutes und ausgiebiges Frühstück. Als wir am Schiffssteg sind — Andi geht noch auf die Post, Ballast nach Hause schicken — muss ich zurück in den Gasthof: Ich habe meinen Zimmerschlüssel noch in der Hosentasche.
    Die Bootsfahrt nach Spiez ist traumhaft. Im Ort geht’s hoch auf den Berg, durch Weinberge über Burg und Ort, in herrlichen Buchenwald — wunderbar! Lange folgt der Weg einem Grat, unter mächtigen Kastanien, tief unter uns das Ried, durch das der Weg von Thun heraufkommt. Dann durch wunderschönen Wald einen Bach entlang und wir sind mitten in einem Militärdepot mit weit verstreuten Bunkern. Bald finden wir den Weg wieder: Vorbei an bizarren höhlenartigen Felsüberhängen landen wir endlich in Amsoldingen. Kurze Pause, ich gehe in die Kirche: eine herrliche Basilika aus dem zehnten Jahrhundert, dreischiffig mit je sieben Pfeilern beiderseits des Hauptschiffes. Reformatorisch karg, doch an einer Seite ein eindrucksvolles uraltes Fresco.

    Die Anderen sind schon weitergelaufen; doch als ich sie wieder einhole heißt es: Zurück! Militärisches Sperrgebiet! Schießübungen! Wir haben schon länger die Ballerei gehört; jetzt laufen wir in den Übungsplatz ein. Doch eine Bäuerin erzählt uns, die Sperrung sei nur, weil am Durchgangsweg Bäume saniert würden — da könne man ruhig durchlaufen. Wir kommen an den Männern vorbei, die hoch oben in den Eichenwipfeln

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